: Ich bin kein Schaumschläger
■ Umweltminister Töpfer (CDU) zu möglichen Sofortmaßnahmen zur Entlastung der Nordsee
I N T E R V I E W „Ich bin kein Schaumschläger“
Umweltminister Töpfer (CDU) zu möglichen Sofortmaßnahmen zur Entlastung der Nordsee
taz: Der Kieler Biologe Professor Wassermann hat Sie vor wenigen Tagen einen Schaumschläger genannt. Sind Sie ein Schaumschläger?
Töpfer: Mit Verunglimpfungen hat man noch nie ein Problem gelöst - das sollte auch Herrn Wassermann klar sein. Ich gehe davon aus, daß auch Herrn Wassermann klar ist, daß die Bundesrepublik Deutschland in allen Umweltbelangen einen Vorreiterplatz in Europa und der Welt einnimmt. Das müssen wir weiterführen. Das heißt, ich handle und werde mich nicht auf ein Niveau der persönlichen Verunglimpfungen begeben.
Wird es Sofortmaßnahmen geben oder arbeitet Ihr Ministerium weiter wie schon seit Jahren?
Es geht nicht kontinuierlich weiter wie seit Jahren, sondern massiv beschleunigt. Kurzfristig beenden können wir die Verklappung von Industrieabfällen in die Nordsee.
Kronos-Titan darf also ab sofort keine Dünnsäure mehr in die Nordsee leiten?
Das Unternehmen ist ja durch unser Drängen dabei, diese Aufarbeitungsanlage fertigzustellen. Ich muß aber immer wieder darauf aufmerksam machen, daß ein Verbot der Dünnsäureverklappung morgen nicht zu einer Entlastung der Nordsee, sondern zu einer Verlagerung der Titan-Dioxyd -Produktion in andere europäische Staaten führt.
Das würde ja nicht sofort passieren.
Das würde mit Sicherheit sofort passieren, weil die Nachfrage nach Titan-Dioxyd eine feste Größe ist.
Wäre es nicht möglich, die Dünnsäure zu lagern, um die Nordsee so lange zu entlasten, bis die Wiederaufarbeitungsanlage fertig ist?
Das ist gegenwärtig unsere Aufgabe: zu klären, ob das möglich ist.
Um das Unternehmen dann anzuweisen, so zu handeln?
Mir geht es nicht um eine symbolische Tat, sondern darum, die Nordsee wirklich zu entlasten.
Sie suchen also nach Lagerkapazitäten für die 185.000 Tonnen Dünnsäure, die jährlich anfallen?
Es geht um die verschiedenen technischen Möglichkeiten, eine Entlastung der Nordsee von Dünnsäure zu erreichen.
Nochmal zur Frage der Lagermöglichkeiten ...
Das habe ich Ihnen doch beantwortet.
Also Sie gucken mal nach ...
Nein, wir arbeiten daran.Interview: Michael Weissfeld
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