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„Ich bin hier in Luanda“

■ Jonas Savimbi auf Wahlkampftournee in Angola

Berlin (taz) — Ein roter Teppich auf der Landebahn, eingeflogene Sonderkorrespondenten und 40.000 jubelnde Menschen auf einem zentralen Platz: die Rückkehr des angolanischen Guerillaführers Jonas Savimbi in die Hauptstadt Luanda am Sonntag gestaltete sich als gigantische PR-Operation. „Der Hahn ist auf dem Weg nach oben“, rief der Unita-Führer, Bezug nehmend auf das Symbol seiner Organisation, die bei den 1992 geplanten Wahlen zu gewinnen gedenkt. „Ich bin hier in Luanda.“

Zu seinem ersten Besuch der Hauptstadt seit 1975, als das Land unabhängig wurde und die marxistische MPLA die Macht übernahm, nutzte Savimbi den Privatjet seines Duzfreundes Felix Houphouet-Boigny, Präsident der Elfenbeinküste. Der klingelnde Empfang ist Höhepunkt einer Wahlkampfreise, die Savimbi vor einer Woche aus seinem Hauptquartier in Jamba in die Stadt Huambo und dann in die westlichen Städte Lubango und Lobito gebracht hatte. Inmitten der Verwüstungen eines 16jährigen Krieges, der 300.000 Angolaner das Leben gekostet und das Land ruiniert hat, präsentierte sich der Kriegsherr in Militäruniform gleichzeitig als Vier-Sterne- General und Friedensfreund.

Er sei kein schwarzer Nationalist, erklärte Savimbi Investoren auf einer Pressekonferenz in Lobito — obwohl er seinen Kampf gegen die „Russen und Kubaner“ immer mit Nationalismus begründet hatte. Draußen verdeutlichten unterdessen Unita-Banner das Demokratieverständnis der Bewegung — mit Aufschriften wie: „Wer regiert in diesem Land? Wir!“. Die Bewohner Lobitos waren nicht begeistert: Tausende demonstrierten gegen Savimbis Besuch, die Polizei schoß scharf, zwei Unita-Unterstützer kamen ums Leben. D.J.

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