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■ Iberia beginnt seine PrivatisierungSpanien gründet zweites weltweites Flugnetz

Madrid (taz) – Die Flagge auf dem Rumpf bleibt, der Staat zieht sich zurück. Die spanische Fluggesellschaft Iberia hat am späten Freitagabend den ersten Schritt zur Privatisierung getan. Neun Prozent des Kapitals wurden an British Airways verkauft, ein Prozent an American Airlines. Der Gesamtwert des Unternehmens beträgt 6,8 Milliarden Mark. Die neuen Aktionäre verpflichten sich, ihre Anteile drei Jahre zu halten, und dürfen je einen Vertreter in den Iberia- Vorstand entsenden.

Effektiv wird der Aktienverkauf allerdings erst in ein paar Wochen, wenn weitere 30 Prozent des Unternehmens in den Besitz von spanischen Großinvestoren übergehen. Sie sollen einen harten „spanischen Kern“ im Kapital der Gesellschaft bilden, wünscht sich die Staatsholding Sepi, die Iberia zu 94 Prozent besitzt. Aussichtsreiche Bewerber sind die Banco Bilbao Vizcaya und die Kaufhauskette Corte Inglés. Da jeder Einzelbewerber maximal 10 Prozent erstehen kann, ist genug für alle da. Weitere 55 Prozent der Aktien sollen im Juni an der Börse veräußert werden. Dann fliegt Iberia ganz privat.

Nach dem Vertrag mit British Airways und American Airlines gehört Iberia zu den Fluggesellschaften, die heute im australischen Sydney den Verband Oneworld ins Leben rufen. Amerikaner, Spanier und Briten fliegen mit Canadian Airlines, Cathay Pacific (Hongkong) und Quantas (Australien) mit einer Flotte von 1.500 Maschinen weltweit 800 Ziele an, gemeinsamer Kundenservice ist selbstverständlich. Die sieben wollen damit dem anderen Netz, der Star Alliance, Konkurrenz machen. Ihr gehören neben Lufthansa United Airlines, SAS, Air Canada, Thay Airways und Varig (Brasilien) an.

Mit dem Verkauf der Aktien an British Airways und American Airlines fliegt Iberia, Marktführer zwischen Europa und Lateinamerika, wieder der Sonne entgegen. Für die vergangenen drei Jahre erwartet der Vorstand einen Gesamtgewinn von 212 Millionen Mark. Eine lange Zeit der Krise geht damit zu Ende. Noch 1995 schrieb Iberia über eine halbe Milliarde Mark Verluste. Dem Konzern gelang es, die Produktivität zu steigern, nachdem die Belegschaft 8 Prozent weniger Lohn und dem Abbau von 3.500 der 25.000 Arbeitsplätzen zugestimmt hatte. Dafür erhielten die Angestellten 6 Prozent Anteile an Iberia. Reiner Wandler

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