ISS hat Geburtstag: Unser Außenposten im Weltall
Die Internationale Weltraumstation ISS hat Geburtstag. Vor zehn Jahren wurde "Sarja", das erste Modul, in das Weltall geschickt.
Weltweit knallten am Donnerstag vermutlich die Champagner- und Krimsektkorken. Das größte internationale außerterristrische Forschungsprojekt, die Raumstation ISS, gibt es jetzt seit genau zehn Jahren. Am 20. November 1998 startete eine russische Proton-Rakete vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan und brachte den ersten Baustein der ISS, ein 13 Meter langes und 20 Tonnen schweres Modul, in eine Erdumlaufbahn.
"Sarja" - die russische Bezeichnung für "Morgenröte" - stellt auch heute noch Elektrizität und Antrieb bereit, ist also für die Einhaltung des Kurses der Raumstation verantwortlich und bietet zudem Stauraum. Die vermutlich teuerste Abstellkammer der Welt ist somit das Herzstück des inzwischen 300 Tonnen schweren fußballfeldgroßen Himmelskörpers.
Seit den vergangenen zehn Jahren wurden weitere Module an die Raumstation angedockt, darunter auch das unter deutscher Federführung entwickelte und gebaute Weltraumlabor Columbus. Der 1,4 Milliarden Euro teure Zylinder wurde im Februar dieses Jahres an die ISS montiert.
Die ISS ist aber nicht nur durch seine Abmessungen und Kosten interessant. Das gemeinsame Projekt von den USA, Russland, Japan, Kanada und Europa markiert einen Wendepunkt in der Raumfahrtgeschichte. Nachdem die UdSSR in den Fünfziger- und Sechzigerjahre des letzten Jahrhunderts mit dem ersten Flugkörper, dem ersten Lebewesen und dem ersten Menschen im All den Wettlauf der Systeme mehrmals gewonnen hatte, konnten die USA 1969 mit dem ersten Menschen auf dem Mond auftrumpfen. Durch die dann folgende politische Entspannung verlor auch die Raumfahrt an Bedeutung. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion begann die intensive Zusammenarbeit westlicher und östlicher Raumfahrtagenturen, die mit dem gemeinsamen Projekt ISS ihren bisherigen Höhepunkt hat.
Allerdings ist der Weltraum durch die Internationale Raumstation kein friedlicher Ort geworden. Inzwischen haben chinesische und indische Weltraumprojekte eine neue Konkurrenzsituation geschaffen. Auch haben die USA in der Zwischenzeit, abseits der ISS, ihre militärischen Pläne im All weiterentwickelt. Hierüber wird die Öffentlichkeit allerdings nicht so detailliert unterrichtet.
Trotzdem erscheint der künstliche Trabant als Modell für den Planeten. Jede Nation bringt sich mit ihrer Spitzentechnologie ein. Die USA, die 2010 nach Außerdienststellung ihres Space Shuttles einige Jahre ohne eigenes Transportsystem auskommen muss, ist dann sogar auf die Zusammenarbeit mit anderen Staaten angewiesen. Aber auch die diplomatische Eiszeit zwischen Russland und den USA der vergangenen Monate hat die Zusammenarbeit im Weltraum nicht spürbar belastet.
Womit aber werden sich die Weltraumagenturen beschäftigen, wenn das ISS 2010 fertiggestellt ist? Während über weitere Missionen zum Mond, zum Mars und zu Asteroiden spekuliert wird, ist die Zukunft der Internationalen Raumstation für Fachleute ziemlich klar vorauszusehen. Die ISS wird zum anspruchsvollen Ferienparadies umgebaut werden. Seit dem Jahr 2001 haben bereits sechs Weltraumtouristen die Station besucht.
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