IS-Terror in Syrien: Mindestens 68 Menschen getötet
Das Attentat ereignete sich in der Stadt Al-Suchna. Einer NGO zufolge würde der IS die Lage nach dem Erdbeben ausnutzen, um Anschläge zu verüben.
Die mit Maschinenpistolen bewaffneten Terroristen hatten am Freitagabend zunächst einen Checkpoint der Regierung in der Stadt Al-Suchna im Osten des Landes angegriffen. Anschließend hätten sie auf einem Feld in der Nähe „wahllos“ auf Trüffelsammler geschossen, berichtete die Beobachtungsstelle. Allen Angreifern sei dann die Flucht gelungen.
Die Staatsagentur Sana berichtete unter Berufung auf das zuständige Krankenhaus, dass Mediziner nach dem Anschlag neben Leichen mit Kopfschüssen auch fünf aufgrund von Granatsplittern Verletzte untersucht hätten. Unklar blieb zunächst, ob die Attentäter ihre Opfer auch mit Sprengsätzen oder ausschließlich mit Schüssen töteten.
Aktive Terrorzellen des IS
Bereits vor einigen Tagen hatten IS-Extremisten etwa 75 Trüffel-Sucher in der Region entführt und schließlich 16 von ihnen getötet, wie die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Dutzende werden demnach noch vermisst.
Die Wüstenstadt Al-Suchna liegt in der zentralen Provinz Homs und wurde 2015 zur strategisch wichtigen IS-Bastion, bevor syrische Regierungstruppen die Terrormiliz zwei Jahre später von dort vertrieben. Der IS kontrollierte vor Jahren weite Gebiete in Syrien und dem benachbarten Irak. Inzwischen ist der IS dort zwar militärisch besiegt, allerdings gibt es weiterhin aktive Terroristenzellen in beiden Ländern, die Anschläge verüben.
Die Gebiete um Al-Suchna werden von den Regierungstruppen und pro-iranischen Milizen kontrolliert. Der Iran und Russland sind im Krieg die wichtigsten Unterstützer von Syriens Präsident Baschar al-Assad. Russische Streitkräfte haben in den vergangenen Monaten mehrere Verstecke des IS in der Wüste ausfindig gemacht und Dutzende Anhänger des Terrornetzwerks getötet. Der IS sieht in Assad eine Marionette Moskaus und Teherans. In den iranischen Milizen, die zumeist Schiiten sind, sehen die sunnitischen Terroristen einen Erzfeind.
US-Einsatz gegen rangohes IS-Mitglied
Derweil wurden bei einem Einsatz der US-Streitkräfte gegen den IS im Nordosten Syriens vier US-Soldaten verletzt und ein IS-Anführer getötet. Die US-Soldaten und ein Armee-Hund seien bei dem nächtlichen Hubschrauber-Einsatz durch eine gezielte Explosion verletzt worden, teilte das US-Militärkommando Centcom am Freitag mit. Sie werden in einem US-Krankenhaus im Irak behandelt.
Das Ziel des Einsatzes, der ranghohe IS-Anführer Hamsa al-Homsi, wurde laut US-Armee getötet. Nach Angaben eines Centcom-Sprechers hatte al-Homsi die Explosion ausgelöst, durch welche die vier US-Soldaten verletzt wurden. Al-Homsi führte demnach „das tödliche Terror-Netzwerk der Gruppe im Osten Syriens“, bevor er getötet wurde. Bei dem Einsatz arbeiteten die US-Streitkräfte mit dem kurdisch geführten Militärbündnis Demokratische Kräfte Syriens (SDF) zusammen.
In Syrien tobt seit fast zwölf Jahren ein Bürgerkrieg, in dem nach UN-Schätzungen mehr als 350.000 Menschen starben. Der Nordwesten des Landes wurde zudem am Montag vergangener Woche von heftigen Erdbeben erschüttert, Tausende starben. Al-Suchna war von den Beben nicht betroffen. Die Mitglieder des Islamischen Staates nutzen der Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge aus, das sich die Öffentlichkeit derzeit mit den verheerenden Erdbeben beschäftigt, um Anschläge zu verüben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Fall Mouhamed Dramé
Psychische Krisen lassen sich nicht mit der Waffe lösen
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe