IEA will Ausstieg aus fossilen Energien: Langer Abschied von Öl, Kohle und Gas
Die Internationale Energieagentur hält den Umbau der Energieversorgung für unvermeidbar. Sie fordert erneuerbare Energien massiv auszubauen - und die Renaissance der Atomkraft.
BERLIN taz Dramatisch steigende Energiepreise und fortschreitender Klimawandel erfordern nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) radikale Maßnahmen: In einem Konzept für eine globale Energierevolution fordert die IEA langfristig einen Ausstieg aus der fossilen Energieversorgung: "Wir brauchen eine faktische Entkarbonisierung der Energiewirtschaft", heißt es in dem 643-seitigen Bericht, den die IEA kurz vor dem Treffen der G-8-Energieminister in Tokio vorlegte. Der langfristige Abschied von Öl, Kohle und Gas müsse von einem massiven Ausbau erneuerbarer Energien, dem sparsameren Umgang mit Energie und einer Renaissance der Atomkraft begleitet werden, schreibt die IEA, die von den G-8-Staaten nach der Ölkrise von 1973 gegründet wurde.
Die Anstrengungen, um die weltweiten Emissionen des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) bis zum Jahr 2050 um die Hälfte zu reduzieren, sind gewaltig: Die IEA schlägt vor, die Kapazität der Winderzeugung um das 50fache auszubauen, die Energiegewinnung mit Hilfe der Sonne soll um das 200fache zulegen. Dafür müssten jährlich 17.500 Windkraftanlagen gebaut werden. Das IEA-Konzept sieht zudem vor, die Anzahl der Atomkraftwerke von derzeit weltweit 439 Reaktoren bis 2050 um 1.300 Anlagen zu erhöhen. Jährlich entspräche das einem Neubau von 32 Atomreaktoren. Etwa drei Viertel des gesamten CO2-Ausstoßes des Verkehrs könnten durch den Einsatz von Elektro- und Wasserstoff-Fahrzeugen eingespart werden.
"Allein durch den Bau von Null-Emissions-Häusern und die Abschaffung der herkömmlichen Glühbirne könnte man den weltweiten CO2-Ausstoß um ein Drittel verringern", sagte IEA-Chef Nobuo Tanaka. Die Energierevolution hat freilich ihren Preis: 45.000 Milliarden Dollar müssten dafür bis 2050 investiert werden.
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) wies die IEA-Forderung nach dem Ausbau der Atomkraft vehement zurück: "Das ist ein energiepolitischer Amoklauf", sagte Gabriel. Sicherheitspolitisch sei das ein Horrorszenario. "Wir würden dadurch die Fähigkeit zum Bau von Atombomben schneller verbreiten, als wir es uns jemals hätten vorstellen können", so der Minister. TARIK AHMIA
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