Kommentar Öl- und Gaspreise: Runter vom Gas

Die hohen Öl- und Gaspreise haben auch was Gutes. Sie können Innovationen auslösen, durch die Energie gespart wird.

Erst steigt der Öl-, dann der Gaspreis. Wer jetzt nach einer Entkoppelung der Gas- von den Ölpreisen ruft, betreibt allerdings reinen Populismus - was allein schon ein Blick nach Großbritannien zeigt. Dort sind die Preise entkoppelt, das Gas ist aber keineswegs billiger. Die beiden Preise sind einfach voneinander abhängig, weil bei hohen Ölpreisen zunehmend auf Gas ausgewichen wird und dieses dann durch die zusätzliche Nachfrage teurer wird. Genauso populistisch sind die Rufe nach einer Senkung der Mineralöl- oder anderer Energiesteuern, um die Preissteigerungen auszugleichen. Denn all diese Maßnahmen lösen das Problem nicht: dass fossile Energieträger knapp werden. Helfen würde da nur eines: weniger davon verbrauchen. Um das zu erreichen, gibt es in den Marktwirtschaften, in denen wir nun mal leben, ein einfaches Mittel: höhere Preise.

Dass drastische Preissteigerungen durchaus ihre Vorteile haben, konnte man während der Ölkrisen der 1970er-Jahre lernen. Die lösten wahre Innovationsschübe aus. Gerade die bundesdeutsche Volkswirtschaft profitiert davon bis heute. Das Nachsehen haben lernunwillige Ökonomien wie die US-amerikanische.

Das Problem bei einer rein marktwirtschaftlichen Lösung ist allerdings, dass die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft unter ihr leiden. Mit gutem Grund wurde die reine Marktwirtschaft daher durch das Attribut "sozial" abgefedert. Doch was ist daran sozial, jetzt die Energiesteuern zu senken oder die volle Pendlerpauschale wieder einzuführen? Die Gutverdiener und die Energieverschwender würden davon stärker profitieren als die Armen und die Sparsamen. Wichtig wären ausreichende Sozialtransfers, damit niemand in der kalten Bude sitzen muss, und Entfernungspauschalen für Geringverdiener, die in ihrem Heimatort keine Arbeit finden können.

Das gilt ähnlich auf globaler Ebene. Diejenigen Entwicklungsländer, die keine eigenen Öl- oder Gasvorkommen besitzen, brauchen Unterstützung, um vom bisherigen ölintensiven Entwicklungsmodell herunterzukommen. Denn das ist ohnehin nicht mehr lange tragbar. Die Zukunft gehört den Energiesparern.

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