IAEO ziegt düstere Bilanz: Mit Iran gescheitert
Laut IAEO-Chef al-Baradei haben Gespräche und Sanktionen nichts gebracht. Jetzt hofft er auf Obama.
WASHINGTON dpa Der Generaldirektor der UN-Atombehörde IAEO hat nach fünfjährigen Verhandlungen mit dem Iran über dessen umstrittenes Atomprogramm eine düstere Bilanz gezogen. Die diplomatischen Bemühungen der vergangenen Jahre seien gescheitert, sagte IAEO-Chef Mohammed al-Baradei in einem am Samstag veröffentlichten Interview der Los Angeles Times. Er setze nun viel Hoffnung auf den künftigen US-Präsidenten Barack Obama. Auch die Sanktionen gegen den Iran hätten nichts genutzt, sondern eher zu einer Verhärtung der Position Teherans geführt. "Viele Iraner, die das Regime nicht mögen, haben sich ihm angeschlossen, weil sie ihr Land in einem Belagerungszustand wähnten."
Trotz aller Gespräche und der UN-Sanktionen gegen Iran gebe es bisher keine Fortschritte, klagte der Friedensnobelpreisträger. "Wir haben uns nicht einen Zentimeter auf die Lösung des Problems hinbewegt", sagte al-Baradei. "Ich glaube, bisher ist die Politik gescheitert." Nun setze er auf neue internationale Verhandlungen unter der Führung der Obama-Präsidentschaft.
Obama sei bereit, mit dem Iran und auch Nordkorea zu sprechen, lobte al-Baradei. Die Weigerung zu Gesprächen habe bisher die Probleme nur noch verschlimmert. Der IAEO-Chef plädierte für ein "großes Geschäft" ("grand bargain") zwischen dem Westen und dem Iran, das Irans Rolle in der Region anerkenne und ihm "die Macht, das Ansehen und den Einfluss" gebe, nach dem Teheran sich sehne.
Al-Baradei wird in den USA und einigen anderen Ländern allerdings wegen einer angeblichen Gutgläubigkeit kritisiert. "Von einem westlichen Standpunkt aus gesehen ist er zu schnell bereit, dem Iran im Zweifelsfall zu vertrauen. In manchen Berichten werden iranische Vergehen und der Mangel an Kooperation eher verdeckt", zitierte die Los Angeles Times den Rüstungsexperten Mark Fitzpatrick vom Internationalen Institut für strategische Studien in London.
Die IAEO hatte vergangene Woche den Iran und Syrien zu einer besseren Zusammenarbeit aufgefordert. Ohne ein Entgegenkommen Teherans könne die Wiener Agentur nicht klären, ob das Atomprogramm des Irans militärisch oder - wie Teheran behauptet - ausschließlich zivil sei. US-Präsident George W. Bush erklärte am Freitagabend bei einer Rede erneut, die USA würden Iran am Bau einer Atombombe hindern. Auch Obama und seine nominierte Außenministerin Hillary Clinton haben mehrfach betont, dass sie eine Atommacht Iran nicht zulassen würden.
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