piwik no script img

I N T E R V I E W Das macht uns unruhig

■ Der SSW–Abgeordnete K.O. Meyer zu den anonymen Bedrohungen seiner Familie

taz: Wann ging das mit den Drohungen gegen Sie und ihre Familie los? Karl Otto Meyer: Nachdem Barschel seinen Rücktritt ankündigte. Aber vorher schon erhielten wir anonyme Anrufe. Meiner Frau wurde mitgeteilt, daß ihr Mann in Lebensgefahr schwebe, wenn er weiter so hin– und her schwankt. Mir selbst wurde am Telephon erklärt, ich dürfe diese Verräter von der SPD nicht wählen. Manchmal wurde jedoch auch aufgelegt, wenn ich den Hörer abnahm. In den letzten Tagen sind auch Drohbriefe gekommen. Können Sie uns ein paar Stellen aus diesen Briefen vorlesen? Vorgestern kam eine Postkarte aus Heide: „Wir geben Dir einen guten Rat, springe schnell über die Grenze, wenn Du die roten Verbrecher in den Sattel hebst. Deiner Familie und Dir kann leicht das Fell über die Ohren gezogen werden. Deutschland braucht keine Dänen, besonders keine stinkenden Affen wie Dich.“ Auf der anderen Seite der Postkarte stand dann mit Kugelschreiber: „Das ist prima, ein Bürger aus Schafflund denkt genauso.“ In diesem Ort wohnen wir. Das machte uns unruhig. Wir hatten Angst um die Enkelkinder. Deshalb haben wir die Polizei eingeschaltet. In dieser Situation rief Politiken an, ich hab ein bißchen geflucht, und so haben sie das mit dem Waffenschein erfahren. Ich wollte das gar nicht so publik machen. Daß ich den Waffenschein beantrage, bedeutet ja erstens nicht, daß ich ihn bekomme, und zweitens nicht, daß ich ihn benutze. Ich weiß jetzt, daß Leute verhindern wollen, daß ich zur Abstimmung gehe. Haben Sie den Eindruck, daß bestimmte politische Angriffe gegen Sie eine solche Stimmung produzieren? Geißler und Strauß, die sagten, ein Däne dürfe nicht..., wissen nätürlich ganz genau, daß sie damit Ausländerfeindlichkeit in bestimmten Kreisen schüren. Uns kann man die bürgerlichen Rechte nicht aberkennen. Ich habe dieselben Rechte und Pflichten wie die anderen Abgeordneten. Da kann man doch nicht einfach sagen, in dieser und jener Situation dürfe ich nicht stimmen und müsse mich enthalten. Glauben Sie, der SSW–Parteitag wird Ihre Position zur Ministerpräsidentenwahl am Samstag mit großer Mehrheit bestätigen? Da bin ich absolut sicher. Natürlich hoffen einige darauf, den SSW auseinanderdividieren zu können, aber das wird ihnen nicht glücken. mtm

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen