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Hysterie um Chemie in LebensmittelnNatürlicher ist nicht gleich gesünder

"Ohne Glutamat", "ohne künstliche Zusatzstoffe" - das klingt erst mal gut. Aber ist Chemie in Lebensmitteln wirklich nur schlecht? Zeit, mit ein paar Vorurteilen aufzuräumen.

Saubere Labels prangen auf immer mehr Lebensmitteln. Bild: dpa

Gummibärchen sollen bunt, der Fruchtaufstrich darf nicht zu flüssig sein. Bei der Tütensuppe ist Würze und eine schnelle Zubereitung gefragt. Wünsche, die Zusatzstoffe problemlos erfüllen können. Trotzdem will sie niemand haben: Sie rauben den Lebensmitteln die Unschuld, sind Sinnbild der hochindustrialisierten Lebensmittelherstellung. Das wissen auch die Hersteller und setzen daher auf "Clean Label" - "reines Etikett". Die einfache Botschaft von Hinweisen wie "ohne künstliche Farbstoffe" oder "ohne Glutamat" lautet: Wir verzichten auf zulassungspflichtige Zusatzstoffe.

Schnell kommt der Gedanke, dass die Produkte dadurch natürlicher, besser und gesünder sind. So einfach ist das aber nicht. Denn Zusatzstoffe lassen sich nicht generell als künstlich und damit schlecht abstempeln. Einzelne Personen können zwar auf bestimmte Zusatzstoffe empfindlich reagieren, Asthmatiker beispielsweise, oder Menschen mit Neurodermitis.

Seit Juli 2010 müssen Azofarbstoffe wie Azorubin, Tartrazin und Chinolingelb sogar durch einen Warnhinweis auf der Verpackung kenntlich gemacht werden - die Farbstoffe stehen unter Verdacht, Konzentrationsprobleme und Hyperaktivität bei Kindern auszulösen und sind in vielen Süßigkeiten und Getränken enthalten.

Einen Generalverdacht rechtfertigt das allerdings nicht. Zusatzstoffe haben einen Nutzen - und viele von ihnen kommen auch in der Natur vor. Ob ein Stoff schädlich ist oder nicht, hängt nicht zwangsläufig mit seiner Herkunft zusammen.

Die Zutatenliste auf dem Etikett soll den Verbraucher informieren. Darin finden sich aber oft Namen, die mehr an Chemie als an Lebensmittel erinnern: Farbstoff Chinolingelb, Säuerungsmittel Calciumcitrat oder Verdickungsmittel Propylenglycolalginat steht da geschrieben. Wahlweise auch schlicht ein Zahlenschlüssel, kombiniert mit einem großen "E": Zusatzstoffe.

Nach dem Lebensmittelrecht gelten Zusatzstoffe als Lebensmittel. Sie dürfen nicht gesundheitsschädlich sein. Das zu beweisen, ist Aufgabe der Hersteller: In einem aufwendigen Zulassungsverfahren wird festgelegt, in welchen Mengen und für welche Lebensmittel ein Zusatzstoff verwendet werden darf. Zusatzstoffe werden Lebensmitteln absichtlich zugesetzt, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen. Zum Beispiel verbessern sie die Haltbarkeit oder sorgen dafür, dass die Farbe eines Lebensmittels länger stabil bleibt. Zusatzstoffe dürfen den Verbraucher aber nicht täuschen. Deshalb müssen sie nicht nur auf verpackter, sondern auch bei loser Ware gekennzeichnet werden.

Bild: taz
E 123 und seine Brüder

Diesen Text finden Sie auch in der aktuellen sonntaz - am 9. und 10. Oktober gemeinsam mit der taz am Kiosk erhältlich.

Christina Rempe

ist Lebensmittelchemikerin und hat Bücher über Lebensmittelkennzeichnungsrecht und Verbraucherschutz geschrieben.

Doch gerade diese Kennzeichnung macht sie offenbar verdächtig, denn ihre Namen und umso mehr ihre "E"-Nummern lassen an künstliche Verfahren denken, die nichts mit der Natur gemeinsam haben. Oftmals ist das ein Trugschluss, da viele Zusatzstoffe natürlichen Ursprungs sind. So ist der Konservierungsstoff Benzoesäure (E 210) auch in Blaubeeren zu finden. Das Verdickungsmittel Agar-Agar (E 406) wird aus Rotalgen gewonnen und das Antioxidationsmittel Zitronensäure (E 330) kommt in zahlreichen Obst- und Gemüsearten vor. Und mengenmäßig lässt sich die Natur nicht lumpen: Einhundert Gramm Tomaten enthalten rund dreihundert Milligramm Zitronensäure, dieselbe Menge Orangen enthält mehr als dreimal so viel. Das ist sehr viel mehr Säure, als das bisschen, das den Senf vor dem Braunwerden schützt.

Auch Erfrischungsgetränke wie Eistee haben ungefähr denselben Zitronensäuregehalt wie Tomaten. Dass Zitronensäure schlecht für die Zähne ist, gilt als erwiesen. Die Säure in den Tomaten und die im Eistee sind also gleichermaßen schlecht für die Zähne. Nur bei Tomaten beschwert sich niemand.

Ob es nun um den Zusatz natürlicher Stoffe geht oder um natürlich zusammengesetzte Lebensmittel: Der Begriff "natürlich" ist zweifellos positiv besetzt. Dabei sind viele natürlich vorkommende Inhaltsstoffe tatsächlich weitaus gefährlicher als die synthetisch hergestellten Reinsubstanzen, wenn diese kontrolliert zugesetzt werden. Die häufigsten Allergieauslöser sind beispielsweise natürliche, unverarbeitete Lebensmittel wie Kuhmilch oder Nüsse.

Die besondere Kennzeichnung der Zusatzstoffe in der Zutatenliste sollte den Verbraucher eigentlich schlicht besser informieren. Doch das System hat einen Haken. Denn einige Stoffe, die aus Lebensmitteln isoliert werden und wie Zusatzstoffe wirken, fallen nicht unter deren gesetzliche Definition. Damit müssen sie nicht zugelassen werden, erhalten keine E-Nummer und müssen auch nicht als Zusatzstoff gekennzeichnet werden.

Ein klassisches Beispiel dafür ist der Ersatz des Geschmacksverstärkers Glutamat durch Hefeextrakte. Hefeextrakt enthält nämlich selbst große Mengen Glutamat. Der Emulgator Sojalecithin (E 322) wiederum lässt sich durch hochverarbeitete Milchproteine ersetzen, die im Salatfertigdressing Fett und Wasser zusammenhalten, aber nicht unter die Zusatzstoffdefinition fallen. Und damit entfällt die entsprechende Kennzeichnung. Natürlicher wird das Dressing mit dem Milchprotein sicher nicht, dafür ist das Etikett sauber.

Das Konzept funktioniert auch bei den Farbstoffen: Färbende Zutaten wie Fruchtsäfte, Kurkuma oder echtes Karamell sorgen auf natürliche Weise für bunten Genuss und können kennzeichnungspflichtige Farbstoffe ersetzen. Der Hinweis "ohne künstliche Farbstoffe" prangt dann groß auf dem Etikett. Dabei sind zahlreiche Farbstoffe, die als Zusatzstoff zugelassen sind, ebenfalls natürlichen Ursprungs. Die färbenden Zutaten sind meist ähnlich hoch chemisch verarbeitet wie Zusatzstoffe.

Letztlich ist die "ohne"-Werbung nicht mehr als ein Marketinginstrument, das die wissenschaftlich nicht fundierte Diskriminierung kennzeichnungspflichtiger Zusatzstoffe geschickt auszunutzen weiß. Besser, gesünder und natürlicher sind die Lebensmittel mit den "sauberen Etiketten" nicht automatisch. Denn ob ein Lebensmittel gesund ist, lässt sich nicht allein an der Zahl seiner Zusatzstoffe messen.

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29 Kommentare

 / 
  • PM
    Peter Müller

    Da ist jedes 3.Kind in den USA Diabetiker, und die TAZ warnt vor "Panikmache". Da fehlen mir die Worte! Ist der Artikel von irgendjemanden gesponsort?

  • D
    Dave

    @meykosoft:

    Es gibt verschiedene Arten von Glutamat, manche davon werden auch im Körper vorkommen (Neurotransmitter zB.) und andere entstehen in Lebensmitteln wie Parmesan etc. Das zugeben von reinem Mononatriumglutamat jedoch, ein ganz bestimmter Stoff, und nicht nur "irgendein Glutamat", steht schon seit einiger Zeit unter Verdacht, die neurochemische Balance im Gehirn durcheinanderzubringen. Zwar erst nach einiger Zeit des Konsums, dafür aber auch bei geringen Dosen und irreparabel. Solche Informationen gehören in diesen Artikel, und aufgeregt wird davon nur der, der mit dem Kopf im Sand steckt.

  • D
    Dave

    Meine Lieblingsstelle:

    "Die häufigsten Allergieauslöser sind beispielsweise natürliche, unverarbeitete Lebensmittel wie Kuhmilch oder Nüsse."

     

    Sollte eigentlich heißen "Häufigste Auslöser von Allergiesymptomen sind ..."

    Denn es sind doch vor allem chemische Stoffe wie Medikamente und Impfungen während der Schwangerschaft und Kindesimpfungen welche einen Großteil der Allergien überhaupt erst auslösen.

    Also doch wieder Chemie ;)

     

    Auch die Beispiele waren abgesehen vom Hefeextrakt nicht sehr glücklich gewählt. Wer Sojalecitin vermeidet, möchte damit meist die Sojawirtschaft im Regenwald schmälern (oder ist Allergiker, meine Erfahrung)

     

    Auch das Resumee ist fantastisch, die TAZ hat sich wirklich ganz schön gemausert:

    "die wissenschaftlich nicht fundierte Diskriminierung kennzeichnungspflichtiger Zusatzstoffe"

    Aha...also was ist nun das Fazit was man so daraus zieht? "Is eh egal, fress ich halt wieder alles" oder doch eher "Mann, was die TAZ wieder für einen undifferenzierten, schon polemisch und lobbyistisch angehauchten Quatsch verzapft hat!"

  • H
    Hansi

    @Arturito

     

    Bioprodukte müssen auch nicht unbedingt besser sein. Beispielsweise sind für Bio-Produkte auch "natürliche" Zusatzstoffe und Geschmacksverstärker zugelassen (bspw. Hefeextrakt) was meiner Meinung nach in einem Bio!produkt nichts zu suchen hat. Vielleicht denke ich da aber auch altmodisch.

    Wie weit man es nach der EG-Bio-Verordnung treiben kann und was da noch alles möglich ist zeigt die (mitlerweile vom Markt genommene) Bio-Limo "Beo Heimat Apfel-Birne" von Carlsberg. Äpfel und Birnen sind da nämlich gar keine drinnen...

    (http://www.abgespeist.de/beo_heimat/index_ger.html)

  • A
    Arturito

    Gegenfrage: kann man in ein Lebensmittel mit Hefeextrakt so rieseige Mengen Glutamat reinmischen wie mit Reinsubstanz? Hefeextrakt hat deutlichen Eigengeschmack/geruch und besteht - wie der Name sagt - aus den Bestandteilen von Hefe, und man sagt auch, da sei so einiges drin das sei garnicht so ungesund ;-)

    Ich kann mir das eigentlich NICHT vorstellen (Frage an die Autorin?). So gesehen hat "ohne Glutamat" fuer mich schon Aussagekraft (bei einigen Lebensmitteln). Und selbst wenn Hefeextrakt als ersatz drin wäre würde ich das bevorzugen.

    Wirklich so ein tolles Beispiel?

     

    Und die zitierten Azofarbstoffe: einziger Weg sie zu umgehen, bis diesen Juli, war "ohne künstliche ..." zu kaufen ODER aber all die E-nummern zu kennen ...

    Diese zugelassenen und damit ungefählichen Zusatzstoffe waren ja wohl doch nicht so ohne ...

    We also Getränke "ohne künstliche ..." gekauft hat, hat evtl. die letzten 10 Jahre seine Kinder vor ernsthaften Problemnen bewahrt!

    Hmm?

     

    Der Artikel ist meiner meinung nach auch nicht sonderlich Hilfreich. Wenn ich sehe "Sojalecitin" anstelle "E###" weiss ich was drin is, zu all dem andren kann ich nur sagen der einzige Weg da drum rum zu kommen sind Bioprodukte. Da weiss man wenigstens halbwegs wo man dran ist.

  • V
    Veganer

    Künstliche Zusatzstoffe sind erstmal nicht besser und nicht schelchter als "natürliche". Denn das "natürliche" bedeutet in vielen fällen auch Leid von natürlichen Individuuen: Den Tieren. Fischblase in der Fanta Rotläuse in Campari...das ist nicht nur irgendwie ekelig sondern eben auch entgegen des Grundsatzes des Tierschutzegsetzes: Kein Tier soll ohne vernünftigen grund sterben. ist es vernünftig ein Tier sterben zu lassen um fanta Gelb und Campari rot zu machen?

     

    Nein ist es nicht. Daher finde ich künstliche stoffe in vielen fällen Ok und auch besser.

     

    Was mich nervt sind aber E-Nummern. Als veganer muss ich ständig nummern pauken um zu wissen was denn nun da drin ist. Viele sahcen müssen nichtmal verzeichnet sien weil sie im endprodukt nicht mehr drinne sind, durchaus aber während der verarbeitung verendet werden. Zb Tierkohle um Fruchtsäfte zu klären. Das ist unvegan und ekelhaft. Das sollte zur pflicht werden, das zu kennzeichnen.

     

    Also: ich habe wenig gegen Zusatzstoffe. Aber ich will wissen welche es sind, auch wenn sie nicht mehr vorhanden sind, aber benutzt worden sind.

     

    Wir rbauchen dringend mehr verbarucherschutz in diesem bereich um vegane und vegetarische ernährung leichter zu gestallten. Schließlich leben dies eleute gesünder und schützen tiere. So wie es das grundgesetz verlangt.

     

    Grüße aus Köln

  • L
    lecker

    was soll das jetzt heißen? sind zusatzstoffe nun toll, weil die nicht deklarierten böse sind? ich finde das gestiegene bewusstsein sehr wichtig. aktionen wie die von foodwatch wären noch vor 15 jahren undenkbar gewesen. die leckeren maggi-tütchen waren damals des menschen bester freund. nicht alles was früher war, ist besser. weder meine eltern noch großeltern können noch traditionell kochen, sie lieben dosengerichte. und ich brüskiere sie, wenn ich meine sachen selbst zubereite. denselben von den wundern des fortschritts faszinierten tenor lese ich hier auch heraus.

    selbst schuld, wer fertigkram und hochindustrielle nahrung zu sich nimmt. der sollte einfach nichts natürliches erwarten, sondern umsteigen. allein schon, weil er sonst das kochen nie so recht lernt und keinen anständigen geschmack entwickelt.

    ich bin der ansicht, dass alles deklariert werden sollte, was drin ist. und wenn es "nur" nanopartikel zur reibungsloseren produktion sind, die wir noch nach ihrem nutzen in uns aufnehmen.

  • A
    Andreas

    Hallo,

    ich möchte gerne wissen welcher Hersteller von Zusatzstoffen diesen Artikel gesponsert hat.

  • N
    nadine

    toller artikel! aber nicht vergessen: (Mononatrium)Glutamat wird auch im menschlichen Körper hergestellt, ist also nicht per se schlecht! es gilt, was schon vor langer zeit platon, aristoteles, lao-tse und viele andere erkannten: das "zu viel" ist das grundsätzliche problem; ob beim essen, beim sport, beim arbeiten, besitz anhäufen, .... lebt tugenhaft, u a also gemässigt und das gute Leben ist euers ;-)

  • N
    Nania

    Endlich mal ein Artikel, der aufzeigt, wie groß die Hysterie mittlerweile geworden ist.

     

    Es gibt auch Leute, die würden sich über eine chemisch hergestellte Tomate, die in allen Belangen die gleiche Zusammensetzung an Molekülen/Atomen aufweist, aufregen, weil sie gesundheitschädlich ist.

     

    Es sind die negativen Besetzungen einiger Wörter, die bei vielen Menschen ein Unbehagen auslösen, was definitiv nicht notwendig ist.

    Klar, es gibt Tricksereien mt den Zusatzstoffen und vor allem mit Glutamat, auf der anderen Seite muss ich aber auch sagen, dass das Geld häufig fehlt um wirklich frische Produkte, etwa beim Bauern, zu kaufen.

    Dazu kommt der Aspekt der Zeit. Selber schnibbeln und selber zusammenmischen dauert... und in unserer schnelllebigen Welt - vor allem, wenn dann noch ein bisschen Stress hinzu kommt - ist von der Zeit nicht mehr viel übrig

  • M
    meykosoft

    Gefällt mir. Wegen Unaufgeregtheit. ;-)

    Eine kleine Anmerkung noch zur Natürlichkeit von Glutamat. Hier ein Auszug aus Wikipedia:

    Natriumglutamat entsteht im menschlichen Körper im normalen Stoffwechsel. Einige Lebensmittel wie Pilze, reife Tomaten oder Parmesan, die wegen ihres besonderen Aromas verwendet werden, enthalten große Konzentrationen an freiem (nicht an Eiweiß gebundenem) natürlichem Glutamat (ca. 0,1 bis 1 % des Gewichts). Außerdem gibt es eine Alge (sog. Laminaria japonica), die asiatische Köche schon vor 1.500 Jahren wegen ihrer geschmacksverstärkenden Wirkung benutzten; sie ist eine Quelle für Natriumglutamat. Mononatriumglutamat wurde ursprünglich durch Fermentation aus Melasse, Getreide, Kartoffeln und anderen stärkehaltigen pflanzlichen Produkten hergestellt.

  • M
    Maexle

    Naja, der Vergleich von Tomatensaft und Eistee hinkt meiner Meinung nach: In der Tomate sind ja noch andere Mineralien, die die Säure puffern. Im Eistee würde ich da weniger vermuten. Letzendlich kommt es doch auf den pH-Wert an und da ist der Gehalt an Zitronensäure nur ein Faktor.

     

    Klar, auch mit nicht kennzeichnungspflichtigen Zusätzen werden Fertigprodukt haltbarer gemacht. Z. B. Essig in einer Fertig-Tomatensauce für Nudelgerichte. Ist zwar alles Bio, aber Essig in der Tomatensauce schmeckt einfach nicht. Also Sauce selber machen.

  • P
    Panda

    Leider ist der Artikel verharmlosend.

     

    Viele Zusätze haben z.B. ein extrem hohes Allergiepotenzial, Allergierisiko auch für sog. "Nichtallergiker". Das in dieser Hinsicht kritische Chinolingelb wird ebenso wie bestimmte Süsstoffe nicht als Farbstoff oder zur Geschmacksveränderung, sondern gerne auch als heimlicher Konservierungsstoff eingesetzt, mitunter auch bei "pflanzlichen" Medikamenten.

  • S
    Sonnenblume

    Naja da hat Frau :-) es sich aber etwas einfach gemacht. Der gute E330 geschrieben Citronensäure, nicht Zitronensäure, wird aus Schimmelpilzen gewonnen und daher ist der eine oder die andere leider dann allergisch darauf. Gleichzeitig ist aber für jene Personen die echte Zitronensäure aus der Zitrone kein Problem. Allerdings wird einem bei dem was als natürliche Aromen angepriesen wird auch oft schlecht da das im Falle des Erdbeeraromas Schimmelpilze auf Sägemehl sind!

  • E
    effx

    Immer das Glutamat. Produziert der Körper doch sogar selbst.

  • K
    karen

    1.es gibt viele verschiedene glutamate, auch in muttermilch sind sie enthalten. auf hefeextrakt deswegen zu verzichten bedeutet womöglich nur, auf sojasauce umzuschwenken, die ähnliche hydrolysierte eiweisse besitzt. hefeextrakt liefert ausserdem einige wichtige nährstoffe, die reines glutamat nicht besitzt.

    2.zitronensäure als lebensmittelzusatz ist leider nicht aus früchten gewonnen. der weitaus grösste teil wird in riesigen tanks mithilfe genmanipulierter mikroorganismen hergestellt.

    3.für mich sind viele zusatzstoffe in der zutatenliste nur ein deutlicher hinweis darauf, das die eingesetzten rohstoffe von minderer qualität waren und ausserdem einem produktionsprozess ausgesetzt waren, der keine angenehmen aromen übriglässt. da muss dann getrickst und geschönt werden, denn sonst würden die muffigen kekse und die faden getränke selbst dem abgebrühtesten nicht mehr den hals runter gehen. das schönen mit zusatzstoffen macht die produzenten soweit unabhängig von qualitativ einwandfreien rohstoffen, daß weltweit die erzeuger gegeneinander ausgespielt werden können, den dann ist es egal, welcher kakao aus welcher region verwendet wird- und ob er wegen überdüngung oder verderb fehlnoten hat.

  • J
    JPL

    @Name: "Gesund ist, auf Fertigprodukte (größtenteils) zu verzichten." Genau diese Behauptung wird ja in dem Artikel widerlegt am Beispiel Citronensäure.

     

    @taz: Danke!

  • HB
    Hanno Böck

    Ich fand das ja ein tolles Beispiel wie es sein sollte:

    http://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2010/04/wozu-braucht-man-natriumlaurylsulfat-produktkennzeichnung-wie-sie-sein-sollte.php

     

    Kurzzusammenfassung: Da werden auf einer Zahnpastatube alle Inhaltsstoffe aufgeführt, zusammen mit einem Hinweis warum sie da drin sind.

     

    Das sollte man einfach für alle Lebensmittel (und auch für Kosmetika etc., am besten auch gleich für Putzmittel etc.) zum Standard machen. Sämtliche Zutaten müssen aufgelistet sein (voller Name und nicht nur E-Nummern), verbunden mit einem Hinweis wozu sie gut sind.

  • GD
    günter dudszus

    Es ist wohl wahr ,das Mensch von der Lebensmittelindustrie verschaukelt werden soll aber ich selbst bin Allergiker bzw. habe ne ganze Menge Unverträglichkeiten und glaube das wirklich natürliche Zusatzstoffe auf jeden Fall verträglicher sind. Es ist halt auch einfach so das Zusatzstoffe wie z.B. Citronensäure aus Schimmelpilzen und mit Hilfe von Gentechnik hergestellt werden. Die Liste könnte man endlos weiterführen. Wer selbst nicht von den Problemen wie ich betroffen ist mag das scheißegal sein, ich hab jedenfalls große Schwierigkeiten damit.

  • JK
    Jens Karg

    Was will uns der Autor des Artikels sagen? Wenn dies das Thema eines Schulaufsatzes wäre, erzeugte das ein wenig Spannung. Aber so? Natur ist nicht gleich gut, künstlich ist auch natürlich, es ist alles nicht so einfach ...

    Unmut erzeugt aber die Zeile, "In einem aufwendigen Zulassungsverfahren wird festgelegt, in welchen Mengen und für welche Lebensmittel ein Zusatzstoff verwendet werden darf" ... die aufwendigen Zulassungsverfahren der EU sorgen dafür, dass wir Bisphenol A in Schnullern nachweisen konnten und dass Säuglinge und Kleinkinder legal dieser hormonell wirksame Chemikalie ausgesetzt werden.

    In über 40 Untersuchungen verschiedener universitärer und behördlicher Arbeitsgruppen wurde an Nagetieren nachgewiesen, das BPA schädigend auf die Entwicklung des Gehirns und anderer Gewebe wirkt. Effekte auf das Hormonsystem wurden hierbei bereits bei geringeren Konzentrationen gezeigt, als beim Menschen häufig gemessen werden. Neueste Studien zeigen, dass aus BPA-Dosiswerten, die angeblich sicher sind, Störungen in der Entwicklung des Gehirns resultieren können, die das Gedächtnis, das Lernen und das Verhalten verändern.

    Die aufwendigen Zulassungsverfahren der EU haben weiter zum Ergebnis, dass alle Anträge von gentechnisch veränderten Pflanzen von der Europäischen Behörde für Lebenmittelsicherheit(EFSA) mit dem Stempel "unbedenklich" versehen werden. Trotz wissenschaftlicher Belege der ökologischen und gesundheitlichen Risiken. Wer vorgibt, dass "aufwendige Zulassungsverfahren der EU" ein Garant für Sicherheit wären, der ist im besten Fall naiv - sorry.

  • U
    unbekannt

    Es stimmt nicht ganz, dass es strenge Regelungen für die Tests gibt. Manche Zusatzstoffe sind noch von früherer Zeit OHNE Tests zugelassen und viele sind sehr wohl Auslöser für Allergien bzw. nicht so gut zu vertragen, wie Sie meinen. Es kommt zudem hinzu, dass das meiste an Ratten getestet wurde und nicht auszuschließen ist, dass unser Organismus anders darauf reagiert, als der von Ratten.

    Ich finde es gut, dass Sie hervorheben, dass natürlich nicht besser als künstlich ist, da 'natürlich' nicht heißt, dass es nicht aus dem Labor kommt.

    Unser Körper ist nicht auf isolierte Stoffe sondern auf ganze Früchte eingestellt. Besonders die eingesetzten Mengen sind schädlich, welche man auf natürliche Weise nicht aufnehmen würde.

    Außerdem fehlt mir die Kritik zu den Herstellern, denen Transparenz, Nachhaltigkeit und Gesundheit nicht wichtig sind. Man kann die Konsumenten aufklären, aber Hersteller haben eine Verantwortung gegenüber den Konsumenten. Als Konsument hat man kaum eine Wahl und man weiß vieles nicht. Finden Sie mal eine normale Schokolade ohne Sojalecithin. Jede zweite Probe von Soja enthält genmanipulierte Bestandteile und ist dadurch nicht mehr natürlich. Oder können Sie sagen, ob der Apfel oder die Gewürze, die Sie kaufen, radioaktiv bestrahlt wurden, damit sie haltbarer sind? Wussten Sie, dass manche Vitaminzusätze nicht für Vegetarier geeignet sind?

    Warum steht davon nichts in ihrem Artikel?

    Wo bleibt die Kritik an der Industrie?

  • J
    Jule

    E330: "Citronensäure wird biotechnologisch mit Hilfe von Mikroorganismen, insbesondere des Schimmelpilzes Aspergillus niger hergestellt. Als Nährmedium dienen Glucose oder Melasse. Der Einsatz gentechnisch veränderter Organismengentechnisch veränderter Organismen ist möglich."

     

    Zwischen Zitronensäure und Citronensäure ist deutlich zu unterscheiden!

     

    Viele Zusatzstoffe wie bspw. Glutamat kommen in der Natur vor, was noch lange nicht heißt, dass sie auch natürlich sind! Sie sind nämlich künstlich hergestellt. Natürliche Aromen heißen "natürlich", weil sie aus natürlichen Schimmelpilzen oder Holz gewonnen werden. Prima! Zudem schmecken Zusatzstoffe einfach scheußlich! Aber wer sich eine künstliche Chemiepampe in den Magen schlagen möchte, kann dies gerne tun, es ist ja nicht mein Körper und zum Glück auch nicht mein Geschmack.

  • E
    EnzoAduro

    Echt mal ein wichtiger Beitrag.

     

    Nur weil mal den technischen Fortschritt nicht versteht, kann man ihn nicht einfach als schädlich abstempeln.

  • E
    E-007

    Ja, @Name du kannst es ruhig aussprechen:

     

    GLUTAMAT MACHT DUMM !!!

  • E
    E-007

    Ganz Richtig, deshalb habe ich immer mein E-Heftchen dabei und die vielen Tricks kennt man auch mittlerweile ganz gut - Würze = Glutamat ...

     

    So viele unbedenkliche Zusatzstoffe die künstlich sind gibt es ja wohl nicht und selbst bei den die natürlich vorkommen, wie z. B. die Geschichte mit Benzoesäure, als das Bundesinstitut für Risikobewertung damals 2005

    verkündete, dass sich Benzol bilden kann, siehe http://www.bfr.bund.de/cm/208/hinweise_auf_eine_moegliche_bildung_von_benzol_aus_benzoesaeure_in_lebensmitteln.pdf ;hinterlässt bei mir eine Spur von Unbehagen.

     

    Und auch wenn dieses künstliche Zeug Azofarbstoffe bei uns zugelassen ist und zunächst als unbedenklich gilt, will ich es nicht in meinem Essen haben.

     

    Deshalb ist die Transparenz bei der Angabe der Zutaten und die Vollständigkeit für mich ganz wichtig - wir sollten weiter Druck auf die Hersteller und Gesetzgeber machen, dass sie möglichst die Karten offen legen und mit dem Tricksen nicht übertreiben.

  • P
    Pitty

    Wohltuend sachlich und bemerkenswert. Gäbe es nur mehr Journalisten, die so exakt arbeiten....

  • N
    Name

    Endlich mal ein Beitrag ohne Hysterie. Was aber nichts daran ändert, dass die Kennzeichnungspflicht bei Zutaten geändert werden muss. Ich möchte einfach wissen, was in einem Produkt ist. Man kann statt der E-Nummern ja auch tolle Begriffe draufschreiben, weil vor allem die E-Nummern einen negativen Ruf haben. Trotzdem ist das gleiche drin.

     

    Vor allem bei Glutamat/Hefeextrakt wird der Verbraucher schlicht betrogen. Glutamat steht nicht nur in dem Verdacht, den Appetit anzuregen und so auch für Übergewicht Auslöser sein zu können, sondern auch in dem Verdacht neurologische Schäden auszulösen. Wenn der Verbraucher also aus diesen Gründen auf Glutamat verzichten will, dann darf er nicht durch das natürlich klingende Hefeextrakt getäuscht werden.

     

    Gesund ist, auf Fertigprodukte (größtenteils) zu verzichten.

  • S
    schmarrnsepp

    Wow.

     

    Seien Sie herzlich bedankt, Christina Rempe, für diesen wahrlich herausragenden & exzellenten Artikel, Danke.

  • H
    HamburgerX

    Vollkommen richtig, auch der Hinweis auf die Trickserei mit dem Glutamat.