Hygiene bei öffentlichen Kühlschränken: Foodsharing kämpft um „Fairteiler“
Berliner Behörden wollen wegen Gesundheitsrisiken Auflagen durchsetzen. Essensretter halten das für unverhältnismäßig. Sie mobilisieren ihre Unterstützer.
Auch zum E-Mail-Protest wurde aufgerufen: In einem Schreiben, das Unterstützer an Behördenvertreter schicken können, wird ein „drastisches“, in Deutschland einmaliges Vorgehen angeprangert.
Durch Fairteiler soll erreicht werden, dass weniger Lebensmittel weggeworfen werden. In den öffentlich zugänglichen Kühlschränken können nicht mehr benötigte Produkte aus Privathaushalten aufbewahrt werden ebenso wie Ausschussware von Bäckereien oder Supermärkten. Wer sie gebrauchen kann, greift einfach zu. Von den bundesweit etwa 300 Fairteilern stehen rund 25 in Berlin.
Berliner Behörden stellten nun Anforderungen an die Aktion, um Nutzer vor möglichen Gesundheitsgefahren zu schützen. Kontrolleure hatten den Angaben zufolge unhygienische Zustände vorgefunden: unverpacktes Brot oder aufgerissene Sprossen-Packungen etwa. Sollten die Bezirke durchgreifen, wird das Aus für die Schränke befürchtet. Die Aufsteller würden dann als Lebensmittelunternehmer gesehen und müssten etwa über die Herkunft der Spenden Buch führen. Einige Kühlschränke, allen voran an öffentlichen Plätzen, sind bereits geschlossen.
Zahlenschlösser als mögliche Lösung
Wie es nun weitergeht? Auch nach über einer Woche habe man nichts Schriftliches in der Hand und stehe damit „im luftleeren Raum“, sagte Frank Bowinkelmann von Foodsharing. Die Initiative erfuhr durch die Presse von dem Beschluss der Lebensmittelaufsichten. Um den privaten Charakter der Kühlschränke zu unterstreichen, überlege man, die Fairteiler mit Zahlenschlössern auszustatten und sie auf privatem Grund unterzubringen. Auch mit Politikern wolle man sprechen.
Torsten Kühne (CDU), Stadtrat in Pankow, zeigte sich im „Deutschlandradio“ auch wegen angeblichen Rattenbefalls alarmiert. Er sei in der Vergangenheit per Brief über Durchfallerkrankungen informiert worden, ausgelöst durch Fairteiler-Lebensmittel. Bewiesen ist das nicht, Foodsharing und die Senatsverwaltung für Verbraucherschutzverwaltung haben von solchen Fällen keine Kenntnis.
Foodsharing habe das riskantere Containern überflüssig gemacht, betont Bowinkelmann. Dabei klettern Menschen, meist aus Überzeugung und weniger aus finanziellen Gründen, zum Beispiel nachts über Zäune, um aus den Mülltonnen von Supermärkten noch Verzehrbares zu retten.
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