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Hungerstreikende Aktivistin in IndienFreiheit nach 15 Jahren

Seit 15 Jahren protestiert Irom Sharmila mit einem Hungerstreik gegen Polizei- und Militärgewalt. Nun kommt sie frei, weil versuchter Suizid nicht mehr strafbar ist.

Kommt frei: Irom Sharmila. Bild: dpa

GAUHATI ap | Eine indische Aktivistin kommt nach fast 15 Jahren Hungerstreik frei, weil versuchter Selbstmord in Indien kein Straftatbestand mehr ist. Das ordnete ein Gericht am Donnerstag an.

Die 42-jährige Irom Sharmila wurde seit November 2000 in einem Krankenhaus der Hauptstadt des Unionslandes Manipur, Imphal, zwangsernährt.

Sharmila protestierte gegen ein Gesetz, dass Sicherheitsbehörden weitgehende Vollmachten zur Niederschlagung von Aufständen gibt. Sie kündigte an, ihren Hungerstreik gegen Polizei- und Militärbrutalität auch nach der Entlassung aus dem Krankenhaus fortzusetzen.

Versuchter Selbstmord wurde in Indien bisher mit bis zu einem Jahr Haft bestraft. Sharmila wurde daher seit 2000 einmal im Jahr freigelassen. Wenn festgestellt wurde, dass sie weiterhin die Nahrungsaufnahme verweigerte, wurde sie erneut festgenommen und ins Krankenhaus gebracht, wo sie zwangsernährt wurde.

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1 Kommentar

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  • Indien hatte vor zwei Jahren rund 1,25 Milliarden Einwohner. Inzwischen dürften es noch ein paar mehr sein. Etwa die Hälfte davon, denke ich, sind Frauen. Deren Lebenserwartung liegt inzwischen bei fast 66 Jahren. (Zum Vergleich: 1970 waren es nur 46 Jahre. In Deutschland werden Frauen durchschnittlich 81 Jahre alt.) Man kann Irom Sharmila also nur raten, ihre Strategie zu ändern, nun, wo auch die Regierung es getan hat. Zu ihren 15 Jahren Hungerstreik, die vermutlich selbst in Indien so was wie eine Nachricht sind, käme wohl kein einziges hinzu, wenn sie so weiter macht, wie hier beschrieben. Nun, wo der Staat seine Kontrahentin nicht mehr per Gesetz am Leben lassen muss, ist sein Problem binnen Monatsfrist gelöst, wenn sich Frau Sharmila nicht besinnt. Und schon zwei Tage nach ihrem Heldinnentod würde kein Hahn mehr nach ihr krähen. Das wäre ziemlich schade, finde ich. Würde sie hingegen ihre (statistisch möglichen) 24 Zusatzjahre dem Wohle der potentiellen Aufständischen widmen, wäre denen sicher mehr gedient. Was ist denn all der ganze schöne Fortschritt wert, wenn nachher selbst die Frauen zu blöd sind, ihn für sich und andere zu nutzen?