Hundekot in der Öffentlichkeit: Dem Spürhund auf der Spur

Der nordrhein-westfälische Ort Weilerswist plant eine DNA-Datenbank für Hundekot. Unsere Autorin denkt die Idee weiter.

Ein Schild zeigt einen kotenden Hund, der durchgestrichen ist

Pfui Foto: imago

Wenn ein RTL-Reporter, Mikro in der Hand, einen Feldweg entlangläuft und ungläubig, aber doch begeistert Hundehaufen zählt, ist etwas los in ­Weilerswist, so viel ist sicher. Mit „23!“ – dramatischer Fingerzeig, Blick in die Kamera – schließt der Reporter seine Zählung ab. Unfassbar, 23 Hundehaufen am Wegesrand! Es stimmt also wirklich: Das nordrhein-westfälische Örtchen Weilerswist versinkt geradezu im Kot, eine braune Sintflut beinahe. Und das Problem ist: Hunde kacken, so schnell kann der Ordnungsbeamte gar nicht gucken. Die meisten Kotsünder bleiben daher unentdeckt und so auch unbestraft.

Verständlich also, dass Bürgermeisterin Anne Horst nun zu harten, man möchte fast vermuten: bisher einzigartigen Mitteln greifen will. Horst plant eine Hundekot-DNA-Datenbank. In dem Register, erklärt sie dem WDR, solle die DNA der im Umkreis spazierenden Hunde gespeichert und den jeweiligen Haltern zugeordnet werden. Findet das Ordnungsamt dann einen frischen Haufen am Wegesrand, dann könne der „mit einer sehr einfach durchzuführenden Kotprobe und Versand an ein Labor“ untersucht und so der Halter festgestellt und bestraft werden.

Ich finde das eine sehr gute Idee und bin überhaupt der Meinung, dass Ausscheidungsverbrechen vonseiten der Politik bisher viel zu wenig Aufmerksamkeit erhalten. Erst diese Woche hat ja Christian Lindner bekannt gegeben, dass er ein neues Bundesfinanzkriminalamt ins Leben rufen möchte. Denn bisher treiben Wirtschaftsverbrecher in Deutschland ja so ein bisschen, was sie wollen.

Und eigentlich ist es mit den kotenden Hunden ganz ähnlich: Auch hier sind die Behörden vollends damit überfordert, gefundene Spuren zu sichern, zu bewerten und Tätern zweifelsfrei zuzuordnen. Auch hier melden sich Betroffene aus Scham oft nicht – wer gibt schon gerne zu, dass er in einen Hundehaufen getreten oder einem Finanzbetrüger auf den Leim gegangen ist. Auch hier ist es für Ermittler unbefriedigend, wenn sie nur den vordergründigen Täter erwischen, der noch in Sichtweite auf einer Wiese herumstreunert, die Strippenzieher (aka Hundehalter) im Hintergrund jedoch davonkommen.

Ich träume von einer Bundeskotkriminalpolizei. Ich träume von einer landesweiten Datenbank und Hightechlaboren, die noch die kleinste Kotspur zu einem leinentragenden Hintermann zurückverfolgen können. Weilerswist ist nur der Anfang.

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