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Humboldt-ForumAuf ein Picknick mit Humboldt

Die Wiese auf dem Schlossplatz erblüht in schönster Pracht. Kommende Woche soll sie öffentlich zugänglich gemacht werden. Die grüne Erholungsfläche wird höchstens zwei Jahre halten.

Grün für zwei Jahre: Ein Traktor entfernt Unkraut auf dem Schlossplatz Bild: dpa

Noch versteckt sich das frische Sommergrün hinter plakatverklebten Bauzäunen. Während ringsherum der Verkehr rollt, stochern davon unbeirrt Krähen in der Wiesenlandschaft. Denn wo einst der Palast der Republik stand und das Humboldt-Forum in Schlossfassade errichtet werden soll, breiten sich 18.000 Quadratmeter Rollrasen aus - fast die Größe von zwei Fußballfeldern. Am 10. Juli wird die Grasfläche eingeweiht und der Bevölkerung übergeben. Dann sollen die Zäune fallen und die Wiese für Sportspiele, Spaziergänge und Sonnenbäder freigegeben werden, erklärt Petra Rohland, Senatssprecherin für Stadtentwicklung.

Allerdings wird der Bürgerspaß auf der grünen Fläche höchstens zwei Jahre dauern. Sobald der erste Bagger anrückt und der Grundstein für das Humboldt-Forum gelegt wird, soll der Teppich wieder verschwinden. Von Beginn an war die Liegewiese Teil eines "Zwischennutzungskonzepts", um die Zeit bis zum offiziellen Baubeginn zu überbrücken, so Rohland. Bund und Land ist die Übergangslösung 1,3 Millionen Euro wert - für Holzstege, Sitzstufen und "Schottterrassen" rings um die Temporäre Kunsthalle.

Da ist die Wiese noch vergleichsweise billig, wenn auch teurer als geplant. 60.000 Euro sollte sie kosten, am Ende wurden es dann 100.000 Euro mehr. Denn der Rasen, der ausgesät wurde und bis zum Sommer wachsen sollte, wurde nichts. Daran war der lange Winter schuld, der habe die Pläne der Stadtentwickler durchkreuzt, sagt die Sprecherin der Senatsverwaltung. Auch hätten sich die letzten Abrissarbeiten bis April verzögert und ein naturgegebenes Wiesenwachstum verhindert. "Das konnte niemand ahnen", so die Sprecherin. So kam man auf die Idee mit dem holländischen Rollrasen, der binnen zwei Tagen verlegt wurde, derzeit mit der Berliner Erde verwächst und als sehr robust gilt.

Nach den Vorstellungen des Senats soll die Humboldt-Wiese der Erholung dienen. Rohland sind Spaziergänger genauso willkommen wie Picknicker und Ballsportler. Als Grillwiese aber sei das grüne Areal nicht gedacht: "Dafür wird es keine Genehmigung geben." Ebenso unerwünscht ist eine Currywurstbude, denn nach Ansicht des Senats gibt es zahlreiche Verpflegungsalternativen in der unmittelbaren Umgebung.

Die Wiese hat aber nicht nur Freunde. Die Grünen-Vorsitzende, Franziska Eichstädt-Bohlig, findet sie albern: "Auch der Rollrasen kann die große Leere der Baustelle nicht kaschieren." Statt der befristeten Wiese plädiert sie, in den nur wenige Minuten entfernten und von Bebauung bedrohten Marx-Engels-Park zu investieren: "für einen echten Central Park".

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