Humanitäre Hilfe für Aleppo: Steinmeier dringt auf Zugang
Der deutsche Außenminister fordert, die Hilfe unter Aufsicht der UN zu stellen. In Aleppo wurde am Donnerstag trotz Waffenruhe weiter gekämpft.
„Eine einseitig ausgerufene dreistündige Waffenruhe pro Tag reicht nicht aus, um eine humanitäre Katastrophe zu vermeiden“, sagte Steinmeier. Die Menschen in Aleppo könnten nur rasch mit Hilfe versorgt werden, wenn es gelinge, „dass die Waffen schweigen und Helfer ohne Lebensgefahr Zugang bekommen“.
Über die Lage in der umkämpften syrischen Stadt habe er mit den Außenministern Amerikas und Russlands gesprochen, sagte Steinmeier. Dem russischen Außenminister Sergej Lawrow habe er deutlich gemacht, dass Russland als Unterstützer des syrischen Regimes sowohl bei der Frage der Waffenruhe als auch beim humanitären Zugang eine besonders große Verantwortung trage.
Wegen der verzweifelten Lage von rund 250.000 eingeschlossenen Menschen in Aleppo hatten am Donnerstag 15 in der Stadt verbliebene Ärzte eindringlich an US-Präsident Barack Obama appelliert, die Konfliktparteien zum Schutz von Zivilisten zu bewegen.
Berichte über Einsatz von Chemiewaffen
Im Syrien-Krieg kämpft das Assad-Regime mit russischer Unterstützung gegen Rebellengruppen und Terrormilizen wie den „Islamischen Staat“ (IS). Am späten Mittwochabend haben Truppen des Assad-Regimes nach Angaben von Aktivisten Chlorgas eingesetzt. Den Anschuldigungen zufolge sollen Hubschrauber Behälter mit der ätzenden und potenziell tödlichen Chemikalie abgeworfen haben.
Mindestens drei Menschen seien an den Folgen einer Vergiftung gestorben. Sollten sich die Berichte bestätigen, handele es sich um ein „Kriegsverbrechen“, sagte der UN-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, am Donnerstag in Genf. Die Vereinten Nationen würden die Berichte prüfen, für die es zunächst keine offizielle Bestätigung gab.
Aktivisten teilten Bilder und Videos im Internet, die die Behandlung von Opfern mit Atemproblemen zeigen sollen. Der französische Außenminister Jean-Marc Ayrault äußerte sich besorgt: „Ich verurteile alle Angriffe auf die Zivilbevölkerung, besonders wenn chemische Waffen benutzt werden.“ Der syrischen Regierung, aber auch Aufständischen, wird immer wieder der Einsatz verbotener chemischer Waffen vorgeworfen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Geiselübergabe in Gaza
Gruseliges Spektakel