Human Rights Watch über Türkei: Blankoscheck für Folter
Menschenrechtler berichten über die Zunahme von Folter seit dem Putschversuch im Juli. Sie fordern die Abschaffung der 30-tägigen Polizeihaft.
Seit der Verhängung des Ausnahmezustandes sind die zuvor aufgebauten Sicherungen gegen Misshandlung und Folter in Polizeihaft aufgehoben worden, bemängelt HRW. Insbesondere die Verlängerung der Polizeihaft ohne richterlichen Beschluss von vier auf 30 Tage komme einem „Blankoscheck für Folter gleich“.
HRW hat für den Bericht mit 40 Anwälten, Ärzten, Pathologen und ehemaligen Häftlingen gesprochen. Ergebnis sei, dass vor allem während der Polizeihaft Schläge, Schlafentzug und sexuelle Misshandlungen zur Regel wurden. HRW dokumentiert 13 Fälle aus den Städten Ankara, Istanbul, Antalya und Urfa. Zudem drohte man Gefangenen, „ihre Mutter abzuholen und zu vergewaltigen“, falls sie nicht aussagten.
Der HRW-Bericht ist die erste ausführliche Untersuchung über die Lage von Untersuchungshäftlingen seit Juli. HRW beschreibt die Situation als einschneidende Veränderung. Seien Folter und Misshandlungen nach 2004 „signifikant“ zurückgegangen, müsse man nun feststellen, dass Misshandlungen wieder zur Regel würden.
Seit Juli wurden mehr als 35.000 Menschen festgenommen, denen man eine Verbindung zu den Putschisten oder zur kurdischen PKK-Guerilla vorwirft. Verhaftete dürfen frühestens nach fünf Tagen einen Anwalt sehen und werden erst nach 30 Tagen einem Haftrichter vorgeführt.
HRW fordert, dass Vertreter des Antifolter Komitees des Europarates wieder zugelassen werden und die Regierung die 30-tägige Polizeihaft zurücknimmt.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Treffen in Riad
Russland und USA beschnuppern sich vorsichtig