piwik no script img

standbild Hüsch ins Körbchen

„Hüsch zum 75. – Kabarett-Freunde gratulieren“ (Sa., 20.15 Uhr, 3Sat)

Hanns-Dieter Hüsch wird oft gefragt, nicht wahr, was er denn vorher gemacht habe, und er fragt dann natürlich zurück, entschuldigen Sie mal, was heißt denn vorher, wann vorher und vor allem vor was? Ja, bevor er Kabarettist geworden ist, wird Hanns-Dieter Hüsch gefragt, nicht wahr, und sagt dann so was wie „bevor ich der Kabarettist Hanns-Dieter Hüsch geworden bin, sehen Sie, da musste ich erst einmal geboren werden und dann erst mal aufwachsen, die richtigen Leute kennen lernen, die richtigen Leute nicht mögen lernen, nicht wahr, man kennt das, und dann wird man Kabarettist, aber erst einmal musste ich geboren werden“.

Vor angeblich 75 Jahren soll das gewesen sein. Heißt es. Eigentlich aber ist Hüsch mindestens so alt wie die SPD. Hockt bröselig auf der großen Bühne, nippt an seinem Rotwein und nickt wie ein Wackeldackel die flauen Zoten weg, die eine Gala des Grauens ihm zu Ehren dort verzapft. Über den Humor von Franz Hohler, Matthias Deutschmann oder Helmut Ruge sei hier der Teppich gelegt, unter den dergleichen gemeinhin gekehrt wird. Aber auch das „musikalische Rahmenprogramm“ war nicht von schlechten Eltern: Paolo Conte nicht, und so gab’s eben, was es immer gibt solchen Kreisen, ein Klezmer-Quartett mit jiddischen Weisen. Und Hannes „heute hier, morgen dort“ Wader. Und Konstantin „wer dem Staat vertraut, muss damit leben“ Wecker. Und am Ende sogar Weckerwader im Duett.

Derart angespitzt, lacht das dankbare Publikum schon über die bloße Erwähnung des Namens „Strauß“, ja, das war noch ein würdiger Gegner. Heute wird über Westerwelles Pickel gelacht – ist ja auch eklig, hihi. Doch keiner gratuliert so zärtlich wie der Jubilar sich selbst: „Mit der Seele eines 100-Jährigen und dem Herz eines Kindes will ich durch die Städte jagen und eine völlig neue Dialektik erfinden.“

Wollen wir das? Tendenziell nicht, nicht wahr?ARNO FRANK

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen