: Hot Pants für die gute Sache
■ In dem brillanten Hongkong-Reißer The Heroic Trio regieren die Frauen
Ein bißchen blaß sehen sie hier aus, die Männer. Die kapitulieren als betuliche Cops vor den finstren Mächten, brüten als blutarme Wissenschaftler über Erfindungen oder werden im Kampf gegen das andere Geschlecht in riesigen Dampfkesseln durchgegart. Nein, wirklich gut sehen hier nur die Frauen aus. Drei Stück sind das gleich: Die eine geht in Hot Pants und mit Bike auf Verbrecherjagd, die andere hüpft wie eine Ballerina über Hochspannungsdrähte, die dritte schließlich sieht verdammt sexy aus, wie sie da den einen oder anderen Knochen bricht.
The Heroic Trio ist ein, nun ja, Frauenfilm. Und wer das kantonesische Kino kennt, kann sich vorstellen, welche enorme Wirkung die weibliche Besetzungsliste aufs einschlägige Publikum haben muß: Anita Mui Yim Fong gilt als Hongkongs Madonna; ihre Tanzperformances, bei der Männer lediglich Statisten spielen, sorgen in ihrer Heimat regelmäßig für Skandale. Michelle Yeoh Chu Kheng, dem westlichen Publikum durch ihren eher unrepräsentativen Auftritt im letzten Bond bekannt, gehört zu den Superstars des fernöstlichen Action-Kinos. Dritte im Bunde ist Maggie Cheung Man Yuk. Auch sie sollte in Tomorrow Never Dies mitspielen, lehnte es aber ab, Probeaufnahmen zu machen.
Wäre ja auch noch schöner. Denn neben dem emanzipatorischen Anspruch, der von den drei Damen ganz leger und im Wortsinne durchgeboxt wird, stellt The Heroic Trio auch noch einmal die inszenatorische Überlegenheit Hongkongs gegenüber Hollywood heraus. Zwar kommt das Action-Fantasy-Gemisch erst jetzt in die deutschen Kinos, aber schon 1993 wurde es von Johnny To Kei Fung und Ching Siu Tung fertiggestellt. The Heroic Trio funktioniert als monströse neuronale Reizung im Batman-Breitwandformat – als logistisches Meisterwerk, in dem sich um Logik niemand schert. Die Handlung ist wirklich nicht so wichtig, soviel aber sei verraten: Eine üble Kreatur, die in der Kanalisation Hongkongs regiert, entführt die Babies der Stadt. Denn unter ihnen, so eine Weissagung, ist auch der neue Kaiser Chinas, und der soll aus dem Weg geräumt werden. So verbindet sich mit dem Unterwelt-Fantasma, surreal inszeniert und brillant ausgeleuchtet, Hongkongs Angst der frühen Neunziger vor Chinas ganz realer Machtübernahme.
Das Superfrauentrio also rettet Hongkong vor der Herrschaft der bösen Mächte. Wie gesagt, wir befinden uns in einem Action-Märchen aus der Zeit vor dem Takeover durch China. Aber die Freiheit bleibt hier irgendwie genauso eine Wunschvorstellung wie die Rückführung der starken Frauen zur Hausarbeit. Zum Schluß sehen wir, wie Anita Mui Yim Fong ein Paar Socken strickt. Wer's glaubt.
Christian Buß
Do, 5. bis Mi, 11. März,
20.30 Uhr, 3001
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