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Honecker ante portas?

■ Russischer Informationsminister verspricht Heimkehr

Moskau (taz) — Ein neuer Hoffnungsschimmer für alle, die Erich Honecker doch noch vor Gericht sehen wollen: „Daß Sie ihn mal wiederkriegen, das kann ich Ihnen schon heute versprechen“, beruhigt der russische Informationsminister Michail Poltoranin alle Rache- und/oder Gerechtigkeitsbedürftigen hierzulande. Wie und wann der Minister sein Versprechen einlösen will, ließ er in seinem Interview mit der 'Neuen Westfälischen‘ allerdings offen. Er und seine Regierung arbeiteten derzeit daran, „einen Mechanismus zu finden“, der es ermögliche, Honecker der deutschen Justiz zu überstellen. Alles nur Desinformation vom Informationsminister? Auch die Bundesregierung drängelte mal wieder in Gestalt ihres Moskauer Botschaftsgeschäftsträgers Heyken im Moskauer Justizministerium. Das wiederum veranlaßte den PDS-Ehrenvorsitzenden Hans Modrow zur neuerlichen Mahnung an die Bundesregierung, sie gehe „nicht sensibel mit der Tatsache um, daß der Ex-Generalsekretär in ein Spannungsfeld von Staaten geraten“ sei. Die Justiz erweise sich zudem als unfähig, den Vorgang zu bearbeiten. Das Objekt der Begierde befindet sich unterdessen wieder in der chilenischen Botschaft, nachdem die Moskauer Botkin-Klinik dem Patriarchen der deutschen Arbeiterbewegung bei einem kurzen diagnostischen Aufenthalt gute Gesundheit bescheinigt hatte. Während in Moskau die fieberhafte Suche nach dem passenden „Mechanismus“ anhält, hat Chile — ein weiterer Bewerber um die Honecker-Übernahme — eine schnelle Entscheidung. Hierzu wurden die Botschafter des Landes aus Bonn und Moskau zu Konsultationen in die Heimat gerufen. eis

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