Homophobie in deutsch-arabischem Blatt: Fragwürdige Integration
Das deutsch-arabische Magazin "Al-Salam" hetzt gegen Homosexuelle - denn die seien "anormal" und verbreiteten potentiell ansteckende Krankheiten.
![](https://taz.de/picture/382036/14/homophob.jpg)
Das deutsch-arabische Magazin Al-Salam erregt auf den ersten Blick nicht besonderes Aufsehen. Es liegt zu Hunderten in ganz Berlin, ist ein kostenloses Anzeigenblättchen mit bunten Bildern. Doch der Inhalt der Texte ist nicht ganz so harmlos. Im April veröffentlichte das Magazin einen arabischsprachigen Beitrag mit dem Titel "Ein fleischfressendes Bakterium und geschlechtliche Anormalität". Der Text diffamiert Homosexuelle.
Der Autor, Muhammed Lujain al-Zayn, zitiert eine US-medizinische Studie als Beleg für seine Thesen, dass Homosexualität nicht nur eine individuelle Sünde gegen Gott sei, sondern auch eine gesellschaftliche Gefahr, die es einzudämmen gilt. Schwule bezeichnet der Verfasser als "Verbrecher" und als "Anormale", bei denen Krebserkrankungen um ein Vielfaches höher seien als bei "normalen Menschen". Außerdem sei in der homosexuellen Gemeinschaft in den USA eine "besondere Form der Krebserkrankung" aufgetaucht, die jedoch noch erforscht werden müsse. Bevor irgendwelche Krankheiten übertragen werden, rät Muhammed Lujain al-Zayn Muslimen, Homosexuellen nicht die Hand zu schütteln: "Denn man weiß nie, was für Bakterien und Keime sich an seiner Hand befinden und Verderben bringen könnten."
Alexander Zinn, Sprecher des Lesben- und Schwulenverbands Berlin-Brandenburg (LSVD), fordert angesichts dieser Worte Politiker auf zu handeln. "Der Hetzartikel darf nicht kommentar- und tatenlos übergangen werden." Er kritisiert, dass sich die Politik nicht an dieses Thema herantraut. "Es ist die Angst, dass man als rassistisch und islamfeindlich angesehen wird", so Zinn und schiebt hinterher: "Diese Scheu darf kein Grund sein, die Diskriminierung einer Minderheit durch eine andere Minderheit hinzunehmen."
Herausgegeben wird das Al-Salam-Magazin im Berliner Najjar-Verlag, der von Youssef Najjar geleitet wird. Für eine Stellungnahme ist er nicht erreichbar. Das Magazin beinhaltet vor allem arabische Texte, aber auch türkische oder deutsche Beiträge sind zu finden.
Thematisch gibt es scheinbar keine Vorgaben. Texte über den US-Wahlkampf stehen neben solchen zur Fußball-Europameisterschaft. "Unser Magazin möchte einen Beitrag zur Integration der in Deutschland lebenden Migrantinnen und Migranten leisten", betonen die Macher auf ihrer Homepage. Beiträge zur Integration lesen sich anders.
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