piwik no script img

Homophobe Rufe von Mexiko-FansHätten sie besser „Putin“ gebrüllt

Hunderte mexikanische Fans beschimpften Manuel Neuer während des Spiels mit „Puto“ – „Stricher“. Nun will die Fifa aktiv werden.

Manuel Neuer war die deutsche Niederlage kaum anzulasten Foto: Reuters

Berlin taz | In Minute 24 des Spiels Deutschland-Mexiko war der Ruf zum ersten Mal zu hören, auch in der Fernsehübertragung des ZDF: Nach einem Stürmerfoul der Mexikaner bekam Deutschland einen Freistoß im eigenen Strafraum. Torhüter Manuel Neuer führte ihn aus und in dem Moment, als er den Ball traf, schallte aus der mexikanischen Fankurve das Wort „Puto“. Der Lautstärke nach zu urteilen riefen nicht nur ein paar Fans den Begriff, sondern hunderte. Der mexikanische Fußballverband muss sich deshalb auf eine Strafe einstellen. Die Fifa teilte am Montag mit, wegen der Rufe ein Disziplinarverfahren einzuleiten.

Ins Deutsche übersetzt heißt „Puto“ so viel wie „Stricher“. Die homophobe Beleidigung hat im amerikanischen Fußball Tradition. Fans rufen das P-Wort dort regelmäßig, wenn der gegnerische Torwart einen Ab- oder Freistoß durchführt – ähnlich wie Zuschauer in vielen deutschen Kurven, die bei dieser Gelegenheit den sexistischen Spruch „Arschloch, Wichser, Hurensohn – deine Mutter hatt’ ich schon“ brüllen.

Bei internationalen Spielen geht die Fifa erst seit wenigen Jahren gegen „Puto“-Rufe vor. Während der WM 2014 entschied sich die Disziplinarkommission des Verbands noch dagegen, die Beleidigung zu ahnden. Während des Confederations Cup verwarnte sie die Mexikaner dann aber dafür. Der mexikanische Verband bittet seine Anhänger seitdem, auf die Rufe zu verzichten. Eine mexikanische Brauerei schlug vor der WM in einem Werbespot vor, statt „Puto“ in Russland einfach „Putin“ zu rufen.

Nach eigenen Angaben führt die Fifa bei der laufenden WM erstmals umfangreiche Antidiskriminierungskontrollen durch. Bei jedem Spiel beobachten drei Mitarbeiter das Verhalten der Zuschauer. Sie sind speziell geschult, verstehen die Sprachen der beteiligten Länder und kennen sich mit deren Fankulturen aus. Diskriminierende Vorfälle melden sie direkt an die zuständigen Stellen der Fifa. Der Verband arbeitet dabei mit dem Netzwerk Football Against Racism in Europe (Fare) zusammen, das in dem Bereich jahrelange Erfahrung hat.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...ausserdem, hat Neuer diese "Rufe" überhaupt verstanden?

    Ich denke nicht.

    Ein Fall für die Medien.

    Taz, übernehmen Sie!

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...die Mexikaner, einfach nur lustig : )