Hommage: Modische Graphic Novel
Manche Ideen liegen derart auf der Hand, dass am Ende keiner glaubt, sie müssten noch verwirklicht werden. Zwar ist die Zeichnung heute die Ausnahme von der Regel in der visuellen Vermittlung von Mode. Trotzdem: Läge es nicht nahe, eine große Ikone der Mode des 20. Jahrhunderts wie Coco Chanel in einer Graphic Novel zu würdigen? Das hat 2015 endlich die US-amerikanische Grafikerin und Illustratorin Megan Hess getan. Der Münchner Prestel Verlag bringt ihr Buch nun in der deutschen Ausgabe heraus. Der biografische Anfang ist vielsprechend. Die von Hess schon als Klosterschülerin unverkennbar zur Chanel-Frau stilisierte Coco hat ironischen Reiz genauso wie die Szene, in der sie die Nonnentracht mit den typischen Chanel-Insignien aufpeppt. Doch dann geht der Witz verloren, erkennbar schon daran, dass Coco aussieht wie Lena Meyer-Landrut. Die Biografie macht der Markengeschichte Platz und diese der Fortschreibung der Legende durch Karl Lagerfeld. Dabei nähert sich die Illustration mehr und mehr der Werbegrafik an. Schade, da wäre mehr drin gewesen. Wbg
■ Megan Hess, Coco Chanel: „Die zauberhafte Welt der Stil-Ikone“. Prestel Verlag, München 2017, 208 Seiten, 100 Farbabb., 16,95 Euro
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