Holstein Kiel verpatzt Saisonstart: Störche am Boden

Holstein Kiel verliert auch das zweite Spiel in der Zweiten Fußball-Bundesliga mit 0:3. Offenbar wiegen die Abgänge von drei Leistungsträgern schwer.

Schalkes Torwart Michael Langer umarmt Kiels Fabian Reese.

Zwischenmenschlich erfreulich: Schalkes Torwart Michael Langer tröstet Kiels Fabian Reese Foto: dpa / Frank Molter

KIEL taz | Bonjour tristesse! Holstein Kiel, die Überflieger der vergangenen Saison, sind im Tabellenkeller der Zweiten Fußball-Bundesliga angekommen. Kein Tor, null Punkte, Schlusslicht – so liest sich die Bilanz nach den beiden 0:3-Schlappen beim FC St. Pauli vor Wochenfrist und gegen den Bundesliga-Absteiger Schalke 04 am Sonntag.

4.100 Zuschauer im ausverkauften Holsteinstadion waren ob der Vorführung ihrer Störche gegen effektive, aber keineswegs glanzvolle Schalker desillusioniert, ob der eklatanten Schwächen vor dem eigenen und angesichts der eigenen Chancen vor dem gegnerischen Tor gar entsetzt. War das wirklich jene Boyband, die 2021 bis ins Halbfinale des DFB-Pokals eingezogen war, die trotz doppelter Corona-Mannschafts-Quarantäne im April erst auf den letzten Metern den Bundesliga-Aufstieg aus der Hand gegeben hatte?

Immerhin standen gegen die Königsblauen erneut acht Akteure aus dem Stammpersonal des abgelaufenen Spieljahres zu Beginn auf dem Rasen. Die erkennbare Steigerung gegenüber der Darbietung der Vorwoche verkam aufgrund der individuellen Schwächen allenfalls zu einem Hoffnungsschimmer. „Zwischen den Strafräumen haben wir heute vieles richtig gemacht. Aber in den Strafräumen hat es an Qualität gefehlt“, fasste KSV-Cheftrainer Ole Werner das Geschehen treffend zusammen.

Der 33-Jährige führte dazu den noch andauernden „Entwicklungsprozess“ ins Feld, den seine Mannschaft nach der kurzen Vorbereitungszeit von nur viereinhalb Wochen durchlaufe. Eine branchenübliche Formulierung im Falle von anfänglichen Misserfolgen.

Ein Abstieg wäre teuer

Holstein-Sportchef Uwe Stöver hatte derweil vor der Partie gegen die Gelsenkirchener „volles Vertrauen in den Kader“. Doch was nutzt des beste Gerüst, wenn die tragenden Säulen fehlen? Die Verluste der offensiven Leistungsträger Janni Serra (Bielefeld) und Jae-Sung Lee (Mainz 05/beide ablösefrei) sowie des Mittelfeld-Taktgebers Jonas Meffert (für 500.000 Euro zum HSV) sind nicht zu verkraften.

Weder Patrick Erras (kam für 200.000 Euro von Werder Bremen), der ablösefreie Ex-Schalker Steven Skrzybski als erhoffter Spielgestalter noch das einstige Angriffstalent Fiete Arp (für 50.000 Euro Leihgebühr vom FC Bayern verpflichtet) konnten bislang die Erwartungen auch nur im Ansatz erfüllen. Der baumlange Mittelstürmer Holmbert Aron Fridjonsson (Brescia Calcio) kämpft dazu derzeit eher mit seinen Verletzungen als mit gegnerischen Abwehrkräften.

Dank der rund fünf Millionen Euro, die die Störche im DFB-Pokal eingenommen haben, kann Stöver trotz der durch die Pandemie entstandenen Verluste wie zu Beginn der Vorsaison mit einem Personaletat in Höhe von elf Millionen Euro planen. Die grundsätzliche Ausrichtung, nicht mehr Geld ausgeben zu wollen, als vorhanden ist, ehrt die Kieler Verantwortlichen mit Blick auf das teils grob unseriöse Geschäftsgebaren der Konkurrenz. Ein Abstieg indes ist deutlich teurer als von Einfallsreichtum geprägte Investitionen während der bis zum 1. September laufenden Transferperiode. Und neue Spieler brauchen die Störche. Nur neun Wochen nach dem 1:5 gegen den 1. FC Köln im Relegations-Rückspiel dringender denn je.

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