: „Hoffnungsträger“ Genscher in Albanien
Tirana (dpa) — Das verarmte Albanien rechnet mit mehr Finanzhilfe aus Deutschland. Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher wurde gestern vom ersten nichtkommunistischen Staatschef des Landes, Sali Berisha, als Träger von „Freundschaft und Hoffnung“ begrüßt. In Kürze wird eine deutsche Expertendelegation in Albanien die Bedingungen für den Aufbau einer sozialen Marktwirtschaft prüfen. Danach könnten Entscheidungen für weitere finanzielle Hilfen getroffen werden.
In einer Rede vor dem albanischen Parlament kündigte Genscher seine Unterstützung für den Beitritt Albaniens in den nordatlantischen Kooperationsrat der Nato an. Albanien dürfe die Mitgliedschaft nicht länger vorenthalten werden. Außerdem will sich die Bundesregierung für eine EG-Assoziierung einsetzen und für die Annäherung Albaniens an internationale Institutionen. Die Bundesrepublik Deutschland sei bereits nach Italien (240 Millionen Mark) mit 75 Millionen Mark das zweitgrößte Geberland Albaniens. Dazu kämen Rahmenvereinbarungen auf Spezialgebieten.
Ein Abkommen über Arbeits- und Sozialpolitik, das Genscher am Mittwoch mit dem albanischen Außenminister Alfred Serreqi unterzeichnete, sieht für 1992 Unterstützungsmaßnahmen in Höhe von 8,3 Millionen Mark zum Aufbau einer Arbeits- und Sozialversicherungsstruktur vor. In seiner Rede vor dem Parlament erinnerte Genscher an die KSZE- Verpflichtungen, die auch für die vorwiegend von Albanern bewohnte serbische Region Kosovo gelten müßten. Berisha betonte, daß Albanien keine gewaltsamen Grenzveränderungen anstrebe. „Wir teilen ihre Besorgnisse über die Entwicklungen im Kosovo“, betonte Genscher.
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