Hoffnungen abgeschmettert

Die Tischtennis-Frauen von 3B Berlin verlieren das Halbfinal-Hinspiel im ETTU-Cup gegen Grand Quevilly knapp. Chancen auf die deutsche Meisterschaft hat der Club noch

Wer ein Vereinsduell im Tischtennis besuchen will, sollte viel Zeit mitbringen: Ein Spiel kann schon mal drei Stunden dauern. Etwas länger sogar lief das Halbfinalhinspiel der Frauen im ETTU-Pokal – der dem Uefa-Cup im Fußball entspricht – zwischen 3B Berlin und dem französischen Vertreter ALCL Grand Quevilly. Am Ende unterlagen die Frauen von 3B vor rund 300 Zuschauern den Gästen knapp mit 2:3. Die Chancen auf den Finaleinzug nach dem Rückspiel in fünf Wochen sind damit erheblich geschrumpft.

„Das ist eine große Enttäuschung für uns“, sagte eine sichtlich geknickte Trainerin Irina Palina. „Noch ist alles möglich und wir können auch in Frankreich gewinnen“, gibt sich Manager Rainer Lotsch trotzdem kämpferisch. Bereits 2002 und 2004 konnte 3B die europäische Trophäe erringen.

Die internationalen Erfolge sind auch gleichzeitig die einzigen Titel seit dem Aufstieg in die 1. Liga vor zehn Jahren. Kontinuierlich hat sich das Team an die Spitze herangearbeitet und in dieser Saison gute Chancen, erstmalig auch den nationalen Titel zu erringen.

Die Spitze in der Bundesliga ist sehr ausgeglichen. Die ersten vier der Tabelle haben alle Chancen auf den Titel. 3B belegt derzeit mit einem Spiel weniger als der Tabellenführer aus Langweid den zweiten Platz. „Da können schon kleine Dinge oder Verletzungen den Ausschlag geben“, sagt Lotsch. Der Manager weiß, wovon er redet. Zuletzt hatte sich nach guten Vorstellungen die deutsche Nationalspielerin Tanja Hain-Hofmann verletzt und sucht jetzt ihre Form.

Die Topspielerin im Kader ist die Hongkongchinesin Song Ah Sim, eine der Besten in der Liga. Aber einen Star gibt es eigentlich nicht im Team. „Wir sind sehr ausgeglichen besetzt“, sagt Präsident Gert Walther. Erfolgsgarant ist das Trainergespann mit der Russin Irina Palina und Kotrainer Li Lin. „Die Trainer holen alles aus dem Team“, so Walther. Das merkt man: Obwohl sich die Besetzung im Vergleich zum vergangenen Jahr, in dem man nur Vierter wurde, nicht geändert hat, tritt das Team in dieser Saison ganz anders auf. „Wir gewinnen unsere Spiele jetzt viel deutlicher“, freut sich der Präsident.

Finanziell steht der Verein auf gesunden Beinen. „Wir haben einen gedeckten Etat“, berichtet Lotsch mit Blick auf einige Bundesligakonkurrenten, die etwas sorgloser mit Geldern umgehen. Tischtennis ist eine Randsportart; in der Regel ist es schwierig, Sponsoren zu gewinnen. „Unsere Unterstützer sind in der Breite aufgestellt, wir sind nicht von einem abhängig“, erklärt Walther. Dennoch sei man auf der Suche nach weiteren Sponsoren. „Vielleicht können wir dann noch eine Spielerin dazuholen und den letzten Schritt machen.“ Der wäre dann der deutsche Meistertitel. Nicolas Sowa