■ Querspalte: Hoffnung für Eberswalde
„Wie gefährlich sind Russen und Serben?“ fragte neulich der Focus in der ihm eigenen intellektuell-verspielten Diktion. Ich kenne die Antwort nicht, behaupte aber: Sie ist wurscht. Denn wenn man sich auf den Russen und das, was vom Serben übrig ist, vernünftig vorbereitet, kann nichts passieren.
Meine Spezialkenntnisse entstammen Doomsday-Dossiers der DDR-Zivilverteidigung, waren also ursprünglich für die Verarbeitung von peacekeeping Nato-Raketen vorgesehen. Damit ich dieses Wissen weiterverwenden kann, muß Brüssel nicht zwingend Eberswalde atomisieren, z. B. wegen Demokratie und Menschenrechten. Eine solche Entwicklung ist sowieso tausend-, ach, ohne Übertreibung kann man sogar sagen: siebzigprozentig auszuschließen. Nein, genau wie zivilisierte Nationen können auch die Russen gewisse physikalische Phänomene erzeugen.
Dagegen hilft: sich flachmachen, die Füße in Richtung Detonationszentrum. Sandsäcke vor den Fenstern sind immer gut. Weitblickende Seelen lassen rechtzeitig ihre Badewannen vollaufen. Hinterher sind nämlich alle Hähne schwer aufzudrehen, das Wasser ist fies gammahaltig und macht die Waschmaschine kaputt. Und Fensterstreichen nicht vergessen! Nicht die Rahmen, die wären ja erst nächstes Frühjahr dran, sondern die Scheiben. Ganz in Weiß, damit die Strahlen abprallen. Dem Hausverwalter teilt man mit, daß es wegen „dem Russen“ ist. Stichwort: Mietermodernisierung. Kluge Köpfe legen die Sandsäcke vorher vor die Fenster. Dann bemerkt niemand die Glasmalerei.
Ein heißer Tip für Geschäftsreisende ist, sich im E-Fall den Aktenkoffer über den Kopf zu halten. Studenten dürfen ihre mit Fachbüchern beladenen Umhängetaschen verwenden. Wer schon immer wissen wollte, „wie ich das alles bloß in meinen Kopf hineinkriegen soll“, der hat ein Problem weniger. Einfach den Pschyrembel vor die Stirn. Lichtblitz, Druckwelle und fertig. Im Krieg ist man schneller schlauer, als man denkt. André Mielke
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