Hoeneß poltert gegen Basketball-Coach: Im Reich der Roten
Nach der Blamage des FC Bayern München gegen Oldenburg rechnet Uli Hoeneß mit Dirk Bauermann ab. Der habe so gut wie alles falsch gemacht.
Uli Hoeneß sendet derzeit auf fast allen Kanälen. Er spricht vor laufenden Kameras über Würste, Wohlstand und die Welt, seine Welt. Hoeneß hat es im Fußballgeschäft und in der Schafsdarmbefüllung weit gebracht, das weiß mittlerweile jedes Kind. Dass er aber auch auf dem Feld des Basketballs reüssieren will, ist noch nicht bis in den hintersten Winkel der Republik gedrungen.
Umso ehrgeiziger betreibt Hoeneß das Basketball-Geschäft. Gestern sah man also den Herrn Hoeneß schimpfend vor einer Fernsehkamera stehen. Er regte sich über die Basketballer des FC Bayern München auf. Laut Hoeneß’schen Plan sollen die Korbwerfer in dieser Saison um die Meisterschaft mitspielen, doch was sich am Tag der Deutschen Einheit in der Rudi-Sedlmayer-Sporthalle vor gerade mal 4.700 Zuschauern abspielte, sah so gar nicht nach Meisterschaft aus.
Der FC Bayern verlor sang- und klanglos mit 61:80 gegen Oldenburg das erste Saisonspiel. Zwischenzeitlich waren die Bayern mit 30 Punkten im Rückstand. Das ist, als würde der große FC Bayern zur Halbzeit mit 0:3 gegen Eintracht Frankfurt hinten liegen. Den Schuldigen hatte Hoeneß schnell gefunden: Dirk Bauermann, den Coach, den er vor Saisonbeginn hinausgeworfen hatte. Es ging also um eine Abrechnung mit dem ehemaligen Bundestrainer.
„Wir waren seit langer Zeit der Meinung, dass bei uns zu wenig gearbeitet wird, dass die Kondition der Spieler zu wünschen übrig lässt, die Einheiten waren viel zu wenig intensiv. Die Mannschaft ist körperlich überhaupt nicht fit“, behauptete der 60-jährige Bayern-Patriarch in seiner ehrabschneidenden Suada.
Kein Aufpasser
„Wenn die Spieler noch so viel Kraft haben, um jeden Tag abends wegzugehen, dann arbeiten sie am Tag zu wenig.“ Der konservative Bayern-Boss hatte sich nicht zuletzt daran gestört, dass Bauermann nicht den Aufpasser für seine Basketballprofis spielen wollte. Das Thema war virulent geworden, nachdem der US-Amerikaner Jared Homan im April dieses Jahres nach einer nächtlichen Schlägerei festgenommen worden war.
„Grundsätzlich werde ich keinem Spieler vorschreiben, was er in seiner Freizeit tut, solange er nicht die Interessen oder den Ruf des FC Bayern beschädigt“, hatte Bauermann in der Münchner Abendzeitung gesagt, alles andere sei Polemik. „Die Spieler haben fünf Abende in der Woche, in denen wir sie nicht zu Hause an ihrem Wohnzimmertisch festketten können“, stellte Bauermann klar.
Einen Umtrunk nach einem Vorbereitungsspiel bei Alba Berlin hielt er deswegen auch für vertretbar: „Jeder Spieler, auch ein Jared Homan, hat das Recht, ein Privatleben zu haben. Und wenn dazugehört, auch einmal wegzugehen, dann ist das vollkommen in Ordnung.“
Hoeneß, der in seiner Rede vom Mittwoch den Dreipunktwurf unter „Standardsituation“ rubrizierte, wofür er in einschlägigen Foren verspottet wurde, sah die Dinge offenbar anders. Mehrere Gespräche hätte es mit Bauermann gegeben, doch nach dem Geschmack von Hoeneß zeigte sich Bauermann wohl uneinsichtig.
Wer sich klein macht, wird nie ein Großer
Das ist ein schweres Vergehen im Reich der Roten, wo nach der Maxime verfahren wird: Wer sich als Trainer zu klein macht, wird nie ein Großer, wer sich aber zu groß fühlt, der wird umgehend kleingemacht. Das war so bei der Personalie van Gaal, dem Fußballtrainer, der an einer schwereren Form von Selbstüberschätzung litt – und ist jetzt anscheinend auch so im Fall Bauermann.
O-Ton Hoeneß: „In diesem Punkt gibt es schon Parallelen zu Luis van Gaal, der sich überhaupt nicht hat vorstellen können, dass der FC Bayern diesen Schritt wagen würde.“ Bauermann habe geglaubt, „dass er so eine starke Position hat im Basketball, dass wir uns das nicht erlauben können. Da hat er sich getäuscht.“ Bauermann wollte die Hoeneß-Kritik gestern „bewusst“ nicht kommentieren. Völlig unverdächtig, in die Rolle eines Luis van Gaal zu schlüpfen ist Yannis Christopoulos, der Nachfolger von Bauermann.
Er war zuvor dessen Assistent und kann allenfalls damit angeben, ein zyprisches Team zur Meisterschaft geführt zu haben. Eine Werbung in eigener Sache war dieses Auftaktspiel für ihn nicht. Logisch, dass nun gemunkelt wird, Hoeneß und Basketball-Sportdirektor Marko Pesic seien auf der Suche nach einem neuen Coach. Der Name Svetislav Pesic tauchte auf, Vater von Marko. Doch auch dafür fand Uli Hoeneß markige Worte. Das sei nur eine „Latrinenparole“.
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