Höhere Baukosten für neues Musem: Die teure Scheune
Das Museum des 20. Jahrhunderts am Berliner Kulturforum wird mehr kosten als geplant. Am Dienstag wurden die aktualisierten Pläne vorgestellt.
Das geplante Museum des 20. Jahrhunderts am Kulturforum wird teurer als vorgesehen. Kulturstaatsministerin Monika Grütters hatte ursprünglich 200 Millionen aus Bundesmitteln für das Bauvorhaben locker machen können. Nun sagte sie am Dienstag bei der Vorstellung der überarbeiteten Pläne vor der Presse, sie sei sicher, von Bundesfinanzminister Olaf Scholz deutlich mehr Mittel für das Museumsprojekt zu bekommen. Grütters wollte allerdings keine konkreten Zahlen nennen. Doch die Bauaufgabe werde aufwendiger, schon die allgemeine Preissteigerung im Baugewerbe werde die Herstellungskosten nach oben drücken.
Die Baseler Stararchitekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron hatten bereits im Herbst 2016 einen Wettbewerb für das Museum gewonnen. Inzwischen rangiert das Gebäude bei allen Planungsbeteiligten nur noch unter dem Namen „Scheune“. Die Gestalt des 113 mal 71 Meter großen Gebäudes mit seinen zwei oberirdischen und zwei unterirdischen Etagen ähnelt tatsächlich einer überdimensionalen Scheune.
Herzog & de Meuron haben auf die „vielen Reaktionen“ auf ihren Bau in monatelangen Gesprächen mit den Museumsnutzern und auch der benachbarten St. Matthäus-Kirche nun ihren Wettbewerbsentwurf überarbeitet und angepasst.
Einige der Veränderungen stellte die Jacques Herzog am Dienstag selbst vor: Neu ist nun vor allem, dass der Abstand zur Matthäus-Kirche von acht auf 14 Meter vergrößert wird und die Apsiden des Kirchenbaus von der Potsdamer Straße aus sichtbar bleiben, weil die Südfassade des Museumsbau weiter zurückgesetzt wird.
Flexibel und transparent
Um die Bruttogeschossfläche von rund 28.000 Quadratmeter für den Museumsbetrieb trotzdem zu halten, muss stärker in den Boden gebaut werden. Dies ist auch einer der entscheidenden Gründe für die Kostensteigerung bei der „Scheune“, deren Fassaden aus netzartig vermauerten Backsteinen bestehen soll. Was das Museum kosten wird, soll die Öffentlichkeit frühestens im Sommer nächsten Jahres erfahren.
Bei dem Berliner Museumsprojekt sind die Erwartungen sehr hoch. Denn hier gehe es nicht nur darum, ein besonders flexibles und transparentes Museum zu bauen – mit Aufenthaltsqualität und Raum für Debatten, wie der zukünftige Hausherr Udo Kittelmann herausstellte, sondern die Riesenscheune soll gleich noch die städtebauliche Malaise am Kulturforum lösen, sowie alle Anrainer miteinander vernetzen.
Dazu haben Herzog & de Meuron zwei sich kreuzende „Boulevards“ durch das Museum ausgedacht. Diese Achsen sollen zu den Öffnungszeiten des Museums tatsächlich durch scheunentorartige Schiebetüren zugänglich werden. Öffnung verspricht auch die großzügig verglaste Nordseite mit Freitreppe. Der davor liegende Scharoun-Platz wie der an der Ostseite gelegene Matthäikirchplatz sollen dann jene Aufenthaltsqualität liefern, die dem Kulturforum heute abgeht.
Im Grunde wird die Museumsscheune von Grütters wie von den Museumsleuten bereits mit so viel Heilserwartungen überfrachtet, dass es einem Wunder gleichen müsste, wenn alle diese Hoffnungen erfüllen würden.
Es kann dabei leicht übersehen werden, dass sowohl die wenig überzeugende Architektur der Staatlichen Museen auf der Westseite des Kulturforums wie die monströse Autoschneise der Potsdamer Straße auf der Ostseite, die die Staatsbibliothek vom Forum abschneidet, auch durch einen zusätzlichen Museumsneubau nicht gebessert werden.
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