piwik no script img

Höhepunkt des Uni- und SchulstreiksDie zehn deutschen Bildungskrisen

Beim Bildungsstreik wollen am Mittwoch Schüler und Studierende groß demonstrieren – bis zu 150.000 sollen es werden. Wo sie richtig liegen und was sie total übersehen.

Das deutsche Bildungssystem ist ein Labyrinth. Seine Strukturen stammen aus dem 19. Jahrhundert. Der Streik ändert das - leider - nicht. Bild: dpa

1. Das deutsche Bildungssystem ist selektiv und ungerecht.

Edelgard Bulmahn, die allzu rührige Bildungsministerin der Ära Rot-Grün, sagte einst: Wir wollen mit unserem Bildungssystem in zehn Jahren wieder unter den Top Ten sein. Davon ist Deutschland trotz Fortschritten meilenweit entfernt. Das deutsche Bildungssystem zeichnet sich durch zweierlei aus - Mangel und Ungerechtigkeit. Es mangelt an Plätzen für Lernwillige von der Kinderkrippe bis hinauf zu den Hochschulen.

Höhepunkt des Protests

Der Schüler- und Studentenprotest steuert am heutigen Mittwoch auf seinen vorläufigen Höhepunkt zu. In mehr als 70 Städten sind bundesweit Demonstrationen geplant. Aufgerufen dazu hat das Aktionsbündnis "Bildungsstreik 2009".

Die Gewerkschaften verdi und GEW unterstützen die Aktionen zum Teil. Schüler wie Studenten fordern dabei mehr Geld für die Bildung.

Am Dienstag war es zu weiteren symbolischen Besetzungen von Hochschulgebäuden gekommen – unter anderem in Berlin, Göttingen, Halle, Hannover, Heidelberg, Jena und Köln.

Zudem produzieren die Schulen viel zu viele Verlierer - und zwar gezielt bei Migranten, Behinderten und sozial Benachteiligten. Jeder fünfte junge Deutsche geht von der Schule ab, ohne richtig lesen zu können. Das ist für eine Industrienation, die angeblich nur einen Rohstoff hat - das Wissen seiner Kinder - , eine schwere Hypothek. Der Grund? Das Bildungssystem stammt in seinen Grundstrukturen aus dem 19. Jahrhundert. Es setzt auf Auslese statt auf Entwicklung aller Talente.

Haben die Bildungsstreiker das Thema auf dem Schirm?

Das Lamento über die Ungerechtigkeit des Bildungssystems ist groß. Aber der Streik ist nach wie vor hochschulzentriert - und an den Unis geht so einiges schief, Benachteiligte finden sich dort jedoch so gut wie keine. Note: 2-

2. Das Land der Reformpädagogen ist didaktisch ein Entwicklungsland.

Die Deutschen haben ein mehr oder weniger vormodernes Lernbild im Kopf. Bei ihnen läuft immer noch die "Feuerzangenbowle". Der Streifen von 1944 ist noch heute Kult - obwohl dort Frontalunterricht gezeigt wird. Die Botschaft lautet: Frontbeladung und Belehrung funktionieren, wenn der Lehrer nur witzig genug ist. Belehrung ist aber das Letzte, was im 21. Jahrhundert gebraucht wird.

In allen Industrien wie auch für die Staatsbürger steht eine Qualifikation im Vordergrund: Problemlösungskompetenz. Kinder müssen schon früh lernen, ihre kreativen Potenziale zu entfalten, im Teamwork mit anderen arbeiten zu können, auch mit anderen Kulturen. Kindergarten und Schule haben die vornehmste Aufgabe, die Kinder daran nicht zu hindern. Da liegt der Hase im Pfeffer: Trotz aller Vereinfachungen verlangt die gegliederte Schule nach wie vor, Kinder zu sortieren. Sie zwingt Lehrer besonders in der vierten Klasse und im Gymnasium, nach den Schwächen der Kinder zu fahnden und nicht ihre Stärken zu entfalten.

Auf dem Schirm der Streiker?

Von modernen Lernformen wird nicht gesprochen. Wenn man großzügig ist, könnte man die Forderung nach demokratischer Beteiligung als Wunsch zu Lernformen der Selbständigkeit interpretieren. Note: 4-

3. Die frühkindliche Bildung als Reform-Placebo.

Am liebsten fantasieren Bildungspolitiker heutzutage das Haus der Kleinen Forscher herbei. Die Kita als Synapsen-Zucht-Einrichtung, geleitet von entwicklungspsychologisch geschulten Kinderprofessorinnen. Der Alltag 2009 sieht ganz anders aus. Die Kita ist rund 150 Jahre zurück. Was Friedrich Wilhelm Fröbel in den 1840er-Jahren propagierte - exzellent ausgebildete Pädagoginnen, Gaben für das spielerische Lernen, beobachtende Betreuer - gibt es noch heute nur in Ansätzen. Am bittersten: der Mangel an Krippen- und Kita-Ganztagsplätzen, die grottenschlechte Bezahlung und vor allem die beharrliche Weigerung der Ministerpräsidenten, ErzieherInnen endlich ein Hochschulstudium zu geben. Mit Recht streiken grad die Erzieherinnen - außer besseren Pausenzeiten wird nicht viel herausspringen.

Auf dem Schirm der Streiker?

Nein, geht auch gar nicht. Während mancherorts, ohne mit der Wimper zu zucken, 400 Euro Kitagebühren pro Monat bezahlt werden, verlangen die Streiker die Abschaffung aller Studiengebühren. Note: 5

4. Der Lehrer als Pauker.

Die OECD kam gestern mit ihrer neuesten Lehrerstudie heraus. Sie entdeckte, dass Lehrer Anreize für guten Unterricht vermissen und Schüler häufig zu frech und ordinär finden. Was deutsche Lehrer denken, weiß niemand - denn Deutschland hat an der Studie erst gar nicht teilgenommen. Das Problem der Pauker ist, dass ihr Ruf hoffnungslos auf den Hund gekommen ist. Ihr Unterricht läuft, wie Videostudien zeigen, immer noch frontal ab. Besserung ist kaum in Sicht, da es mit dem Umbau der Lehrerbildung nicht vorangeht.

Auf dem Schirm der Streiker?

Es werden mehr Lehrer gefordert. Das ist nicht falsch, aber auch nicht besonders intelligent. Note: 2+

5. Der Sonderschulskandal

Mehr als 400.000 behinderte und lernbehinderte Schüler werden in Deutschland auf Sonderschulen geschickt, das ist jeder 20. Schüler. Zum Vergleich: In Norwegen ist es nur jeder 200. In der Bildungsforschung ist unbestritten, dass die Sonderschulen die Kinder und Jugendliche in eine Sackgasse führen. Fast 80 Prozent verlassen sie ohne Abschluss - und ohne Chance auf eine Ausbildung. Die Sonderschulen könnten bis 2020 aufgelöst werden, wie ein Gutachten des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie zeigt - wenn die Politik das denn wollen würde.

Auf dem Schirm der Streiker?

Nicht wirklich. Sie fordern zwar ein Ende des dreigliedrigen Schulsystems. "Sonderschulen schließen" hat man sie noch nicht skandieren hören. Note: 3-

6. Die Studienfinanzierung ist undurchsichtig und ungerecht.

"Weg mit den Studiengebühren": eine populäre Forderung, für die es gute Argumente gibt. Aber Tatsache ist auch: In 10 von 16 Bundesländern ist das Studium gebührenfrei. Ein größeres Problem ist, wie intransparent die Studienfinanzierung insgesamt abläuft. Die Studenten bekommen ihr Geld über den Umweg der Eltern: durch das Kindergeld und Steuerfreibeträge. Ein international einzigartiges Modell - einzigartig undurchsichtig und ungerecht.

Denn davon profitieren Studenten aus wohlhabenden Familien sogar mehr als Kinder aus einkommensschwachen, wie eine Studie des Hochschul-Informationssystems (HIS) gezeigt hat. Was Deutschland bräuchte, ist ein einkommensunabhängiger Sockelbetrag für alle Studenten. Die skandinavischen Länder kennen das seit Jahren. Obendrauf könnte dann bei Bedarf das Bafög-Darlehen kommen. Und Stipendien. Auch die gibt es in hier viel zu selten. Nur 2 Prozent der Studenten bekommen eins.

Auf dem Schirm der Streiker?

Nur bedingt. Sie sind gegen Unigebühren und fordern abstrakt die "finanzielle Unabhängigkeit der Studierenden". Note: 2

7. Das Übergangssystem als Falle.

Ein Monsterwort. Ein bürokratisches Ungetüm, von dem die meisten noch nicht einmal wissen dürften, was sich dahinter verbirgt. Dabei stecken etwa eine halbe Million Jugendliche im Übergangssystem zwischen Schule und Ausbildung, wie in einer am Montag veröffentlichten Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung wieder beklagt wurde. In einer Warteschleife aus berufsvorbereitenden Jahren, Einstiegsqualifizierungen und Endlosmaßnahmen. Für die Politik ist das praktisch: Wer zwischengeparkt ist, taucht nicht in den Statistiken zur Lücke auf dem Ausbildungsmarkt auf.

Auf dem Schirm der Streiker?

Überhaupt nicht. Mit dem komplizierten Übergangssystem beschäftigen sie sich nicht. Note: 5

8. Schlechte Lehre an den Unis.

1,9 Milliarden Euro haben Bund und Länder für die "Exzellenzinitiative" lockergemacht. So heißt die Förderung der Forschung an ausgewählten Elite-Unis. Die "Exzellenzinitiative für die Lehre" erhält vom Staat gerade einmal 5 Millionen Euro. Das ist noch nicht einmal ein halbes Prozent der Summe für die Eliteforschung. Erst Anfang Juni haben Bund und Länder beschlossen, weitere 2,7 Milliarden Euro bis 2017 in die Elite-Forschung zu stecken.

Auf dem Schirm der Streiker?

Ja. Sie verlangen 8.000 Professuren mehr in den nächsten drei Jahren, dazu zusätzliche 4.000 Mittelbaustellen und 10.000 TutorInnen. Note: 1-

9. Die Bologna-Reform ist völlig misslungen.

Kaum ein Land hat die sogenannte Bologna-Reform so starr umgesetzt wie Deutschland. Die neuen Bachelor-Studiengänge wurden oft einfach vollgestopft mit den Inhalten der alten Magister- oder Diplomstudiengänge. Credit Points einführen, Anwesenheitspflicht verschärfen, neues Schildchen drauf. Fertig. Freiheit und Flexibilität? Nicht so wichtig. Die Probleme sind inzwischen auch den Bildungspolitikern klar. Die Abbrecherquoten sind hoch, für Auslandsaufenthalte und Nebenjobs bleiben wenig Zeit. Langsam kommt das auch bei den Unis an. So fangen die Ersten damit an, den Bachelor zu entschlacken und den Studenten statt sechs acht Semestern Zeit zu lassen.

Auf dem Schirm der Streiker?

Im Prinzip ja. Sie fordern eine "Abschaffung von Bachelor/Master in der derzeitigen Form". Viele Protestler wollen aber am liebsten ganz zurück zum alten Magister und Diplom. Realistisch ist das nicht. Note: 2

10. Insgesamt wird an der Bildung zu viel gespart.

Deutschland gibt im internationalen Vergleich zu wenig Geld für die Bildung aus. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt sind es rund 15 Prozent weniger als im Schnitt der anderen Industrienationen in der OECD. Einige Milliarden sind nun über das Konjunkturpaket in Schulen und Hochschulen geflossen - das Geld wurde vor allem für die Gebäudesanierung verwendet, so will es der Föderalismus. Bessere Bildung bekommt man allein durch Beton aber nicht. Experten sind sich einig, dass in den nächsten Jahren eines passieren muss: Mindestens das Geld, das durch sinkende Schülerzahlen übrig bleibt, muss in den Schulen bleiben. Bis 2015 sind das etwa 25 Milliarden Euro.

Auf dem Schirm der Streiker?

Im Prinzip ja. Sie fordern mehr Geld für Schulen und Universitäten, gerade in der Krise - und glauben, dass sie ihre Forderung mit etwas kindischen Aktionen wie dem symbolischen Überfall auf Banken rüberbringen können. Note: 2-3

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

54 Kommentare

 / 
  • S1
    Schülerin 12te Klasse (18J.)

    hier ein kleiner Insider

     

    meine Schule sieht momentan wie folgt aus:

    der Pausenhof ist eine einzige Baustelle. die Bagger arbeiten während des Unterrichts. die Bauarbeiter machen Lärm und rauchen auf dem Gelände vor den Augen der Schüler. die Schule wird unter unserem Hintern saniert (wobei man sich noch nicht mit der Kostendeckung im Klaren ist) - das Spektakel begann mit Beginn des schriftlichen Abiturs.

    der Kollegstufe wird der Lern- und Ruheraum versperrt, was der Direktor "Privilegs-Entzug" nennt. auf Bitten einer friedlichen Lösung für unseren Arbeitsplatz (wir lernen schließlich grad aufs Abitur!!!) werden unsere Kollegstufensprecher von ihm angebrüllt, er hat scheinbar völlig den Verstand verloren.

    Schüler von uns, die sich auf die gestrige Demonstration begaben, wurden zurückgepfiffen, indem ihren Eltern vom stellvertretenden Direktor mit rechtlichen Konsequenzen gedroht wurde. ich bin volljährig, mir war das egal. ich war trotzdem dort.

    nur frag ich mich grad: wie kann mein Direktor sich nächstes Jahr im Juni vor uns stellen, sagen dass er so stolz auf uns ist, dass er wieder ein Stück Elite in die Welt hinausschicken kann, um Deutschland zu bereichern und zu verbessern, wenn er uns bis zu diesem Zeitpunkt nie die Chance dafür gegeben hat? gute Noten - ja. selbständiges Denken und Handeln - nein.

    ich bin ratlos. jeder Mensch hat mal die Schule besucht. warum steuern dann so viele Politiker ihre "Zukunft", ihre "Altersvorsorge", ihre "Elite" so derbst in die Falsche Richtung mit der Begründung, sie wüssten, was das Beste für die Jugend ist???

    sie wissen es nicht.

  • GB
    Gwendolyn Buttersack

    Taz- Noten abschaffen?

    :D

  • EL
    enttäuschter Leser

    Zitat von der Seite "Wir über uns. Taz über die tageszeitung." im Linkpunkt "Über uns":

     

    "Herzlich willkommen beim taz Verlag. Was als linkes, lautes Projekt am 17. April 1979 begann, ist mittlerweile eine unabhängige Qualitätszeitung und Institution der deutschen Presselandschaft. [...] Schließlich ist das Blatt selbst eine spannende Mischung aus relevanter Information, intelligenter Unterhaltung und Irritation. [...] die tageszeitung ist für ihre Mitarbeiter zugleich Sprungbrett und Landeplatz, die Zeitung entlockt dem Leser oft Schmunzeln und manchmal auch Kopfschütteln. Sie ist meist kritisch, besonders mit sich selbst."

     

    Kopfschütteln, allerdings. Schmunzeln eher nicht. Dieser Artikel widerspricht meiner Meinung nach in alle Punkten dem Selbstbild der taz!

     

    Eine 'unabhängige Qualitätszeitung' darf nicht in Form der billigsten Meinungsmache falsche, schlecht recherchierte Inhalte [s. Kommentare unten] in einer völlig unangemessenen Form [schulnoten, Lächerlichkeit etc., s. Kommentare unten] präsentieren. Das sollte nun wirklich unter Ihrem Niveau sein - und widerspricht Ihrem Streben nach "relevanter Information, intelligenter Unterhaltung". Nur den Punkt "Irritation" haben Sie ganz offensichtlich hervorragend erfüllt.

     

    Ich erwarte, dass Sie das Versprechen "Sie ist meist kritisch, besonders mit sich selbst." erfüllen und eine Richtigstellung der Inhalte dieses Artikels veröffentlichen, zu denen Ihnen Ihre Leser in den unten stehenden Kommentaren sogar die Quellen geliefert haben.

     

    Schade, dass so ein boulevardistischer Artikel im BILD-Stil seinen Weg in die taz gefunden hat.

    Ein enttäuschter Leser.

  • J
    Jan

    @Unbequemer:

    Hier Thesen zu vertreten, die seit 20 Jahren völlig überholt sind, wirkt nun mal unintelligent, nicht doof, auch wenn Sie sich damit in bester FDP-Gesellschaft befinden. Leider habe ich nicht die Zeit Ihnen zu erklären, warum das gemeinsame Lernen am selben Gegenstand nichts mit Gleichmacherei zu tun hat. Bilden Sie sich, Sie können es ja angeblich.

    MfG

  • S
    S.A.

    Über Ihr Urteil und die Schulnoten-Bewertung (!) der Forderungen und Aktionen zehntausender interessierter und engagierter junger Leute bin ich entsetzt!

     

    Einige vorhergehende Kommentare zu diesem Artikel verdeutlichten bereits, dass sich die Verfasser scheinbar nicht ausreichend mit den Zielen des Bildungsstreiks befasst haben. Viele Aussagen sind schlicht und einfach falsch, beispielsweise die Aussage, dass es nur um die Abschaffung von Studiengebühren gehe. Wie schon richtiggestellt wurde, richtet sich der Protest gegen jede Form von Bildungsgebühren, so auch KiTa-Gebühren. Zum Thema neue Lernformen: Das Streikbündnis fordert auf seiner offiziellen Homepage „die Umsetzung freier alternativer Bildungskonzepte“.

     

    Dieses und weitere Informationen sind nachzulesen auf www.bildungsstreik2009.de

     

    Ich selbst beteilige mich aktiv am Bildungsstreik und bin in den letzten Wochen und Tagen auf viele Menschen gestoßen, die wie ich, unzufrieden sind, das Bildungssystem kritisch hinterfragen und an ihrer Situation und an der Situation anderer etwas ändern wollen, Aufmerksamkeit erregen möchten und sich stark machen für eine bessere Zukunft.

    Ich kann nicht verstehen, welchen Grund sie sehen, politisches Engagement von uns Studenten und Schülern dermaßen zu kritisieren und in Frage zu stellen, wo doch so oft das Desinteresse von jungen Leuten beklagt wird! Wir versuchen, auf kreative und vielfältige Weise auf Misstände aufmerksam zu machen. Das solche Ziele und Aktionen von Ihnen als „nicht besonders intelligent“ und „kindisch“ bezeichnet werden finde ich einfach nur traurig.

     

    Ich bitte Sie, in Zukunft besser zu recherchieren und vor der Veröfffentlichung von Artikeln zu überlegen, ob sie es für sinnvoll erachten, politisches Engagement und kritisches Nachdenken zu verurteilen.

     

    Trotzdem danke für die Analyse der Mängel des deutschen Bildungssystems. Dies zeigt umso deutlicher, wie wichtig unser Protest ist und dass grundlegende Veränderungen dringend nötig sind!

  • HK
    Henning Kullak-Ublick

    @ Bernhard H. Johannes Wagner:

    Hier das Zitat von Humboldt, das mit dem preußischen Staat vielleicht etwas, aber durchaus nicht das Entscheidende zu tun hatte: "Öffentliche Erziehung scheint mir ganz außerhalb der Schranken zu liegen, in welchen der Staat seine Wirksamkeit entfalten muss."

     

    Niemand sagt, nicht-staatliche Instanzen seien eine Garantie für bessere Bildung, aber die Einmischung des Staates ist eine ziemliche sichere Option darauf, dass es schwerer ist, gute Schulen zu machen.

     

    Nichtstaatliche Schulen stehen immer im Wettbewerb um die bessere Pädagogik, weil denen nämlich sonst die Schüler weglaufen (können). Diesen Wettbewerb müssen sie in DE zudem unter völlig verzerrten Bedingungen bestehen, weil fast alle unserer 16-fach föderalen BildungspolitikerInnen dafür sorgen, dass Eltern, die von ihrem Wahlreecht Gebrauch machen wollen, mit gesetzlich verordneten Zwangsschulgeldern bestraft werden. An anderer Stelle nennt man so etwas Lösegeld.

     

    Wenn dann anschließend argumentiert wird, die freien Schulen seien etwas für Besserverdiener, ist das sachlich meistens falsch: Freie Schulen können fast überall nur überleben, weil die LehrerInnen Gehaltsverzichte auf sich nehmen, um auch Kinder aus Familien mit geringem Einkommen aufmehmen zu können.

     

    Schulgelder sind kein Ausgrenzungsinstrument der Schulen, sondern der Ländergesetzgebungen - so deprimierend einfach ist das.

     

    Die Niederlande und viele skandinavische Länder beweisen seit Jahrzehnten, dass die Gleichberechtigung der Schulen in freier Trägerschaft das Niveau insgesamt deutlich anhebt.

     

    humboldt hatte Recht!

  • J
    Jan

    Hallo liebe taz,

    wenn auch nicht auf der bundesweiten Seite, so beschäftigen sich doch einige regionale Ableger mit dem Thema Sonderschulen. Die Abschaffung wird (vielleicht als Ausgleich für ein Fehlen auf der bundesweiten Seite) für NRW gleich doppelt auf einem Flugblatt gefordert: http://protestkomitee.de/images/stories/ProSt/bildungsstreik/bs-aufruf-nrw.pdf

  • BH
    Bernhard H. Johannes Wagner

    @ Ludwig Paul Häußner: Zu Humboldts Zeiten war der Staat allerdings nicht einmal annäherungsweise so demokratisch wie heute.

     

    Es ist aber auch davon abgesehen ein Trugschlusse, zu meinen, nicht-staatliche Instanzen könnten grundsätzlich eine bessere Bildung gewährleisten. Das ist aus historischen Zufällen zwar oft der Fall, aber gewissermaßen nicht "a priori".

     

    P.S: Hätte W. die logischen Kompetenzen seines Bruders A. gehabt, hätte er vielleicht schon damals diesen Irrtum bemerkt (oder ich habe ihn missverstanden ...)

  • DB
    Dietmar Brach

    Bildung ist mehr als nur die Vorbereitung auf das Funktionieren in unserem Wirtschaftssystem. Im Gegenteil: Bildung, richtig verstanden, muss immer auch zu einer Kritik bis hin zur Infragestellung desselben befähigen. Dies wird in unserem Bildungssystem bewusst vernachlässigt. Die bereits abgeschafften und wieder eingeführten Verhaltenswerturteile, früher nannte man es Kopfnoten, sind da nur ein Beispiel.

     

    Wo bleibt die Vorbereitung auf das Leben außerhalb des Wirtschaftslebens? Früher waren Kochen und Lebensmittelkunde sowie Handarbeiten in den Schulen eine Selbstverständlichkeit. Heute scheint man darin einen unnötigen Ballast zu sehen, den man um eine bessere Vorbereitung auf das Leben im Dienste der Wirtschaft weitgehend aus den Lehrplänen gestrichen hat. Die Folgen für unsere Gesellschaft sind, nicht nur in Bezug auf die Gesundheit, verheerend.

    Dabei hätte gerade ein gemeinsames Kochen und Essen in den Schulen einen hohen sozialen und gesellschaftlichen Effekt

     

    Zunehmend ist auch eine gezielte Erziehung zum widerspruchslosen Gehorsam festzustellen, den viele Lehrkräfte sich so verinnerlicht haben, dass sie oft auch in den Elterngesprächen entsprechend autoritär vorgehen.

     

    Und wie möchte man Kindern die unvoreingenommene Akzeptanz gegenüber einem jeden Menschen vermitteln, wenn schon bei der Auswahl der Schüler für die begehrten und aus politischen Gründen viel zu knappen Gesamtschulenplätze seitens der Schulen eine Selektion stattfindet, bei der sozial schwache Gruppen ebenso benachteiligt werden, wie bei den Vorschlägen der Schulen zu weiterführenden Schulen.

     

    Solange das Bildungssystem selbst menschenverachtend ist, werden wir keine humanere Gesellschaft erzielen können. Im Gegenteil:

    Man schafft eine Generation die völlig unzufrieden , aber auch nicht mehr in der Lage ist eine eigene konstruktive Kritik zu formulieren.

    Der ideale Nährboden für Gewalt sowie politische und religiöse Extremisten

  • R
    Robert

    Dieser Artikel ist herabwürdigend für die, die sich ernsthafte Sorgen um die Bildung in ihrem Land machen und dazu noch teilweise übertrieben, unsachlich und falsch. Mit einigen Passagen kann man ja leben, aber bspw. Punkt 2 geht gar nicht. Überall wird selbstbestimmtes Lernen und Abschaffung von Fristen und Verwaltung gefordert. Dies zielt mit einer 1+ auf moderne Lernformen. Bachelor und Frontalunterricht sind dagegen reine Herrschaftsreproduktion, die Abschaffung des Denkens und die Uniformisierung Europas zu Lämmern des Kapitals.

    Ich könnte hier noch einige andere falsche Betrachtungen und Auseinandertreibpropaganda anführen, es ist wohl aber zu offensichtlich.

     

    Wichtig ist eins: WIR HALTEN ALLE ZUSAMMEN und kämpfen für eine bessere Welt, die die Elite sich weder vorstellen kann, noch auf irgendeiner Rechnung hat. Es muss Schluss damit sein, dass das Geld entscheidet, ob man ein menschenwürdiges Leben führen darf oder nicht. Dazu gehört Bildung (und noch einiges mehr) für alle, ob Kind, Renter oder Behinderter, welche der Erbsenzähler dieses Artikels anführen musste um die Unfähigkeit von gerechtigkeitsfordernden Menschen darzustellen.

     

    Die Streikenden wollen einen Prozess lostreten und sich nicht mit Details totquatschen, dafür gibt es dann noch genug fähige Leute. Deutschlands Bürger sollten endlich erwachen und für ihre Rechte kämpfen! Dies gilt gleichsam für alle Menschen unserer Erde!

  • S
    Spin

    @Ilka: "Ohne den überflüssigen und objektivlosen Teil der Streikbewertung, hätte aus dem Bericht ein informierender, die Protestierenden unterstützender und dennoch konstruktiver Artikel werden können."

    Obwohl ich auch gegen Noten und schulischen Bewertungsquatsch bin, finde ich das hier aus zwei Gründen gelungen: weil es m.E. eine nette Satire auf das Zensuren-System ist, und, viel wichtiger, weil die Streikenden sich daran kurz selbst evaluieren können. Als check-list, was man alles fordern könnte und was womit zusammenhängt eignet sich diese Form. Also lieber nach dem konstruktiven Kern des Artikels schauen (und ihn, wie Momo, kritisieren, wo er Streikforderungen unterschlägt)...

  • D
    derNoergler

    Es ist ja schon Einiges gesagt worden, darum die folgende Frage: Wie sollte ein solcher Bildungsstreik denn nicht vor allem auf die Hochschulen zielen?

     

    Die "Opfer" der völlig verkorksten Bildungspolitik in Deutschland finden sich zwar in allen Schulen und Hochschulen, das Potenzial, so etwas tatsächlich und bundesweit koordiniert auf die Beine zu stellen, dürfte sich aber eher an den Unis als in Sonderschulen finden; und natürlich hat der Student von heute vor allem Augen für die Missstände an den Unis, weil er nunmal selten an eine Sonderschule kommt, jeden Tag aber in einem maroden, überfüllten Hörsaal sitzt (oder mitunter drei mal innerhalb eines Seminars umziehen musste, weil irgendwie versucht wurde, einen, dem Auditorium angemessen großen, Hörsaal zu finden)

     

    Das dem Protest zum Vorwurf zu machen, obwohl sich auch viele, viele Schüler mit einbringen und das Spektrum auch teleologisch stark erweitern, ist völliger Murks, denn auch Juristen werden eher gegen den Abschuss von Flugzeugen auf die Straße gehen als gegen ideologisch-bornierte Familienentwürfe, Biologen eher gegen Kreationismus als gegen Bier in Plastikflaschen, Religiöse werden eher Atheisten im Bus hinterherfahren, als gegen die Entartung von Säugetieren zu "Fleischproduzenten" zu protestieren.

    Dieses gewisse Maß an "Fachidiotie" oder "Tunnelblick" ist zunächst einmal ganz normal, in diesem Falle erweitert sich der Bilck aber ganz natürlich mit jedem Nichthochschüler, der sich mit eigenen Erfahrungen einbringt.

     

    Ich persönlich würde sogar soweit gehen, dass der Protest recht leer wäre, wenn er nicht z.B. von den Pädagogen (i.e. PädagogikstudentInnen) mitgetragen würde. Die geballte Fachkompetenz dieser Republik sitzt nunmal an den entsprechenden Seminaren und ich könnte mich zwar auf mein Gefühl in pädagogischen Fragen verlassen, verlasse mich aber lieber auf die gehobenen Fachsemester, wenn es darum geht, Alternativen zum heutigen Schulprozess zu postulieren.

  • M
    Momo

    "Während mancherorts, ohne mit der Wimper zu zucken, 400 Euro Kitagebühren pro Monat bezahlt werden, verlangen die Streiker die Abschaffung aller Studiengebühren."

     

    Was für ein Argument gegen eine Abschaffung!

     

    Erst zahlen die Eltern Kiga-Gebühren und weil sie diese bezahlt haben, können sie auch noch Studiengebühren bezahlen, es wäre ja ungerecht gegenüber den Eltern, die gerade Kita-Gebühren zu zahlen haben.

     

    Wir übrigens zahlen beides gleichzeitig !

     

    Hier wird wieder der Versuch gemacht, Menschen gegeneinander auszuspielen.

     

    Im Streikaufruf wird übrigens die Forderung nach Befreiung von Kiga-Gebühren unterstützt.

  • M
    Momo

    "Während mancherorts, ohne mit der Wimper zu zucken, 400 Euro Kitagebühren pro Monat bezahlt werden, verlangen die Streiker die Abschaffung aller Studiengebühren."

     

    Was für ein Argument gegen eine Abschaffung!

     

    Erst zahlen die Eltern Kiga-Gebühren und weil sie diese bezahlt haben, können sie auch noch Studiengebühren bezahlen, es wäre ja ungerecht gegenüber den Eltern, die gerade Kita-Gebühren zu zahlen haben.

     

    Wir übrigens zahlen beides gleichzeitig !

     

    Hier wird wieder der Versuch gemacht, Menschen gegeneinander auszuspielen.

     

    Im Streikaufruf wird übrigens die Forderung nach Befreiung von Kiga-Gebühren unterstützt.

  • S
    Spin

    @Unbequemer: Integration als "der größte Gleichmachermist... Damit wird Deutschland zum Schwellenland, nur in absteigender Richtung."

    Das ist doch total unsachlich. In anderen Ländern ist eine solche Aufspaltung gar nicht (mehr) denkbar. Finnland hat seit 40 Jahren ein integriertes System und ist laut OECD führend. Großbritannien, die USA, Frankreich, Japan, die Niederlande - sind das alles "Schwellen-" und Entwicklungsländer, bloß weil sie regelmäßig nicht nach Schultypen aussieben? Das ist doch eher eine deutsch-konservative Lebenslüge.

  • U
    Unbequemer

    @Jan: Sie sind einer von denen, die Menschen mit einer anderen Meinung als die Ihrige als doof bezeichnen. Das sagt viel über Sie aus.

    Und die von Ihnen genannte Integrationspädagogik - was soll da schon dabei herauskommen. Ich selbst habe von der Hauptschule bis zum Hochschulstudium alles durchlaufen und abgeschlossen. Aber eines ist klar: Wenn ich zwangsweise leistungsfähige Schüler 10 Jahre auf Hauptschulniveau zwinge, dann haben die schwachen Hauptschüler keinen Nutzen davon, aber die leistungsfähigen sind geistig ausgehungert worden. Das ist der größte Gleichmachermist, das in jüngster Zeit den "Gleichmachern" entsprungen ist. Damit wird Deutschland zum Schwellenland, nur in absteigender Richtung.

  • I
    Ilka

    Schade, dass sich die TAZ in ihrem Artikel nicht weniger bremsend und belehrend präsentiert, als unser derzeitiges Bildungssystem. Anstatt die leider nur langsam wachsende Begeisterung, für seine Interessen auf die Straße zu gehen, zu unterstützen, werden Schüler und Studenten gemaßregelt und per Notenskala bewertet. Nichts Ungewohntes, da es ihnen aus den Bildungsstätten bekannt sein dürfte. Da merkt man, dass selbst die TAZ-Autoren dem Bildungssystem nicht entkommen. Ohne den überflüssigen und objektivlosen Teil der Streikbewertung, hätte aus dem Bericht ein informierender, die Protestierenden unterstützender und dennoch konstruktiver Artikel werden können.

  • J
    Jan

    @ Unbequemer:

    Wer heute immer noch denkt, dass "gemeinsam länger lernen" auf "alle gleich dumm halten" hinaus läuft, sollte sich wirklich mal intensiv mit Studien zur Integrationspädagogik auseinandersetzen....wirkt irgendwie unintelligent, nicht unbequem...

  • F
    Feamik

    Die Schirm Metapher ist echt noch schlechter als der ganze Artikel.

    Ganz tolle Unterstützung.

    Mal vor ort informieren würde sicher helfen

    Ich saß gestern 4 Stunden lang in einer Vollversammlung, die einen Guten überblick über alle Themen gegeben hat.

    4- (WTF)

  • S
    Simon

    Ich finde dass sich die Aussagen der Autoren in Punkt eins und vier beißen. Auf der einen Seite wird von sich gegeben, dass der Ruf nach mehr Lehrern, seitens der Studenten, nicht besonders intelligent ist. Doch auf der anderen Seite schreiben Sie zu Beginn, es mangelt an Lehrplätzen für Lernwillige im kompletten Bildungssystem. Das in einem Zuge zu schreiben bezeichne ich nicht als intelligent.

    Anstatt Fakten gegen die Proteste umzumünzen und fehlende Inhalte massiv aufzuzeigen, wäre wohl ein wenig produktive Unterstützung nützlicher gewesen. Immerhin geht jemand auf die Straße. Ob kindlich oder nicht, Aufmerksamkeit verschafft es alle mal.

  • U
    Unbequemer

    Hm - ich habe mir da so einige der Schüler angeschaut. Und ich gleube ehrlich gesagt nicht, daß diese gesammte Schülerdemo den geistigen Ursprung bei den Betroffenen hat. Es scheint so, als würden hier Schüler von linken Politgruppierungen instrumentalisiert. Es will der Eindruck nicht weichen, daß es hier um eine übliche Politdemo von linken Parteien geht, für die die Schüler "misbraucht" werden.

     

    Die, die hier groß den Mund aufreisen, das sind doch die, die eine Bildungsmisere initiieren mit Forderungen wie "gemeinsam länger lernen", was praktisch bedeutet "alle gleich dumm halten".

     

    Guten Tag

  • HK
    Hans Kohler

    "Wo sie richtig liegen und was sie total übersehen."

    Die Boulevardisierung der taz macht Fortschritte. Formal und inhaltlich: endlich auch für dieses Mileu eine Zeitung die vordenkt.

  • F
    Felix

    Zu Punkt 9: Ich möchte alle Studierenden dazu auffordern, sich aktiv an der Gestaltung der Studiengänge zu beteiligen. Auch wenn diese schließlich im Ministerium abgesegnet werden müssen, findet die konzeptionelle Arbeit doch an den Instituten statt. Unser Input ist hier gefragt und (in den mir bekannten Fällen) willkommen. Zwar mag eine solche Mitarbeit auch außerhalb der Gremien möglich sein, aber es ist definitiv hilfreich, wenn man als "Sprecher" der Studierenden nicht immer wieder auf Wahlbeteiligungen

  • KH
    Karl Heinz Imker

    Irgendwie war da aber jemand schon lange nicht mehr an der Uni bzw. kommt aus einem gut finanziell ausgestatteten Elternhaus!! Und das in der TAZ! Schämt euch!!

  • FE
    Friedrich Ederer

    Ein wenig zwiespältig erscheint mir der Artikel doch. Inhaltliche Argumente für den Bildungsstreik aufführen und zugleich die subjektiv wahrgenommenen Inhalte zu benoten, erachte ich bei unserer Generation, die das "kämpfen" für ihre Ziele mangels vorgelebter "Vorbilder" erst wieder lernen muss, nicht wirklich Zielführend. Statt einzelne Aktionen als kindisch abzutun, dürfte es konstruktiver wirken, uns Studenten und besonders allen Schülern in diesem Streik mit Rat und Tat beizustehen!

     

    Wir alle benötigen gewiss keine weiteren Benotungen, sondern zunächst einmal das Gespür und Wissen darum, dass es sich sehr wohl lohnt, sich für seine eigene Zukunft einzusetzen! Dies wäre meines Erachtens nach eher die Zeit für einen Artikel wert gewesen.

  • H
    Harry

    Leider gibt sich auch die taz die Blöße, mit Schulnoten zu bewerten. Das selektive Notensystem müsste doch wohl auch abgeschafft werden, oder liege ich da falsch?

  • ES
    eine Schulter

    im grunde haben die autoren recht. leider.

    doch ich möchte kritisch anmerken, dass die wenigen, die sich zu diesen protesten aufraffen, erst mal einen wichtigen schritt gehen: ihren eigenen unmut äußern und den versuch starten, über alternativen in diesem spektrum nachzudenken. das ist in heutigen zeiten schon viel, und ich denke, dass dieses engagement, das tatsächlich auf den schultern von zu wenigen ruht, nicht selbstverständlich ist.

    also: anstatt denen, die hier mit etwas anfangen aus der unbeteiligten-perspektive schlechte noten zu geben, hielte ich es für schlauer, mut zu machen, zu unterstützen und konstruktivere denkanstöße zu geben.

    von reformpädagogik zu reden und dann ziffernnoten zu vergeben ist nämlich auch nicht gerade reflektiert...

  • CM
    Cordula Müller

    ZUnächst einmal ist festzustellen: Es wird gestreikt. Das ist schon mal der Anfang. Immer wenn grosse Mengen streiken, wird irgendwo irgendetwas in Köpfen verändert, oder sagen wir es mal so: Der Politiker fängt zu denken an. Das ist schon ein Schritt nach vorne. Wir wissen alle, daß unser Schulsystem sagen wir miserabel und überholt vestaubt ist. Und nur , wenn die grosse Öffentlichkeit auf die Strasse geht, passiert was. Leider sind Schüler und Menschen mit Handycap hier die ,die dumm aus der Wäsche schauen. Die Schüler kriegen Drohungen wegen Fernbleibens und die Schüler mit Handycap müssten ihren Fahrdienst dazu bekommen, anstatt zur Sonderschule zum Streitort zu fahren....

    Machen wir weiter bei Schülern mit Migrationshintergrund, die bekämen zu hören, sie sollen froh sein, daß sie überhaupt zur Schule dürfen, bleiben die Schüler aus sozialschwachen Familien. Da diese immer die untersten auf der Leiter sind, sind es auch die, die am wenigsten gehört werden.

    Bleibt also der Aufruf an den Rest: Streikt für die Schwachen mit, die selber nicht entscheiden dürfen oder können..

    Letztlich hoffen wir Eltern von besonderen Kindern(Kinder mit Handycap), dass es zur Kippung des gesamten Schulsystems kommt. Bildung muss für ALLE zugänglich sein, ob reich oder arm, ob mit oder ohne Handycap ....

    Elterninitiative Bornheim Gemeinsamer Unterricht

  • AB
    AK Bildungsstreik PH Heidelberg

    Bitte werfen Sie einen Blick auf den Protest der PHn in Baden-Württemberg.

     

    Alle Infos unter www.phprotest.de

     

    Wir zeigen Ihnen, dass wir es ernst meinen mit einer umgreifenden Änderung im deutschen Bildungssystem.

  • JT
    Joe the plumber

    Ich frage mich im Zusammenhang mit der Bildungsberichterstattung immer wieder, auf wieviel Studiengebührensemester (zum Beispiel aber durchaus nicht nur) die Redaktion der taz so kommt.

  • J
    Jonathan

    Ich weiß ja nicht, aber man kann ja nicht gegen alles gleichzeitig demonstrieren! Beispielsweise bekommt der normale Schüler/Student ja nichts mit von Sondernschulen. In meiner Familie ist jemand beruflich an so einer Schule tätig und teilweise liegt dies auch einfach an den Kindern. Man kann einen Stein nicht denkend machen, klingt hart, trifft bei manchem behinderten Kind aber ein wenig zu. Da geht es nicht um Abschlüsse, sondern um Leben... Kommt im Artikel hier nicht so ganz raus. Aber grundsätzlich besteht natürlich auch da Mängel!

     

    Hier in meinem Ort in einer größeren Stadt und bei unseren "Bildungsstreiks" waren vor allem Schüler auf der Straße und ein Hauptziel war Gleichberechtigung, weniger Selektion und auch die Studiengebüren. Ich gehe auf eine Inegrierte Gesamtschule und möchte auch als Oberstufenschüler den Umgang und das Lernen mit Haupt- und Realschülern nicht missen. Zudem kenn ich viele Schüler, die versucht haben aus der Falle Realschule aufs Gymnasium zu wechseln und die damit quasi gescheitert sind, obwohl sie von den Leistungen her an der IGS es geschafft hätten.

     

    Lehrer und Lehrmethoden sind schülerspeziell! Ich würde aus meinen Beobachtungen aus dem Schulleben sagen, dass jeder Schüler mit anderen Lehrmethoden zurecht kommt! Allerdings gibt es einige Lehrer, die keine Schüler erreichen (vornehmlich alter Schule oder noch junge Referendare). Aber es gibt Lehrer, die versuchen innovativ verschiedene "Zusatz-Qualifikationen" zu vermitteln können dies. Leider sind da auch welche dabei, die Null rüberbringen. Das ist wirklich geschmackssache.

     

    Insgesamt ist unser Bildungssystem wirklich nicht super, sondern eher grottig. Also lohnt Protest, aber das muss weitergehen als bisher. Und es dürften gerne auch Eltern und sonstige Bürger mitmachen.

  • M
    Malte

    Der Artikel ist nicht schlecht als Anregung. Allerdings fehlt Punkt 11: Abschaffung des Notensystems. Würde die taz dies allerdings erwähnen, dürfte sie nicht so einen Quatsch machen und die einzelnen Punkte mit kindischen Schulnoten versehen.

  • N
    Nils

    Ich bin erst im zweiten Semester und habe schon jetzt nirgendwo so viel Chaos in meinem Leben erlebt wie an der Uni HH. Daher finde ich Proteste, Demos und Streiks an sich angebracht. Leider wurde ich von den bisherigen Aktionen des Bildungssktreiks enttäuscht und frage mich, was sich die Organisatoren dabei dachten. Irgendwelche Räume, oder gar ganze Gebäude mit Stühlen zu versperren ist sinnlos und unfair gegenüber denen, die trotz Streiks an Seminaren teilnehmen wollen (oder aber wegen der Bachelor-Regel, dass man nur zwei mal fehlen darf, an den Seminaren teilnehmen müssen). Auch frage ich mich, was teils ohrenbetäubende Musik und der Verzehr von unzähligen Kisten Bier mit einem Streik zu tun hat, der sich für eine bessere Bildung einsetzt. Oder auch Aktionen, bei denen man mit einem Bobby-Car durch einen Stapel Kartons fährt. Leider kommen gerade solche Bilder an die Öffentlichkeit und verhindern, dass sich auch Nicht-Studenten/Schüler für die Forderungen nach besserer Bildung engagieren. Klar, bei jeder Demo/Streik soll man auch Spaß haben können und nicht nur ernst dreinblicken. Aber die Aktionen sollten weniger nach Party-Time aussehen und mehr mit dem eigentlichen Sinn zu tun haben.

  • M
    Maike

    Zitat:

    "Auf dem Schirm der Streiker? Im Prinzip ja. Sie fordern eine "Abschaffung von Bachelor/Master in der derzeitigen Form". Viele Protestler wollen aber am liebsten ganz zurück zum alten Magister und Diplom. Realistisch ist das nicht. Note: 2 "

     

    Das ist so nicht richtig. Die offizielle Forderung ist wie gesagt keine Rückkehr zum alten System, sondern vielmehr, das bereits bestehende System durch Veränderungen "studierbar" zu machen. Es gibt zwar Einzelfälle, die sich das alte System zurückwünschen, das ist aber keinesfalls die breite Masse.

  • ML
    martin lindner

    fängt fulminant an, ein wichtiger beitrag zur dringend nötigen repolitisierung.

     

    was mir auffiel: die letzten drei uni-bezogenen punkte werden immer zahmer und verzagter. mehr geld in *dieses* system, das nur ein wenig erträglicher gemacht werden soll: was genau soll das nützen? in diesem uni-system wird generell zuwenig relevantes wissen & zuwenig bildung produziert. hier muss es einen bruch geben müssen, und schon aus geldknappheit wird das (unfreiwillig) auch geschehen.

  • M
    Michael

    Lieber Herr Füller, lieber Herr Wolf,

     

    das nächste mal bitte genauer hinschauen.

     

    1. Der Bildungsstreik ist hochschulzentriert? Das ist mehr eine pure Behauptung, denn ein Fakt. Wie kommen sie darauf?

    2. Schauen Sie mal in die Forderungen der Studis. "die Umsetzung freier alternativer Bildungskonzepte!" --> das ist genau das, was Sie fordern! "Selbstbestimmt Lernen" hat sicher auch nichts mit Frontalunterricht zu tun...

    3. "gesetzlich verankerte Gebührenfreiheit von Bildung" --> das umfasst auch KiTas

    5. "Abschaffung des mehrgliedrigen Schulsystems" (Forderungen der SchülerInnen) umfasst auch die Sonderschulen. Deswegen auch mehr(!)- und nicht dreigliedrig...

    6. hier unterschlagen sie den Nachsatz "außerhalb von Krediten" - das impliziert eine Finanzierung wie Sie es meinen.

     

    "Hauptsache kritisch" wohl die Devise Ihres Artikels. Frontalunterricht nach Oberlehrerart. Dankeschön. Nächstes Mal: besser lesen, was da steht und dann analysieren.

    Danke trotzdem für die Auseinandersetzung mit den Forderungen...

  • F
    Florian

    Das Problem ist das sehr viele unterschiedliche Gruppen im Bildungsstreik zusammengefasst sind. Und auf ein Transparent passt nunmal kein ganzer Text der sich kritisch mit der Bildungspolitik in D auseinandersetzt...

     

    Die Zuspitzung auf plakative Aussagen ist deshalb fast unumgänglich, auch wenn ich persönlich das Thema insgesamt differenzierter sehe. Was mich aber nicht daran hindert mich an den Streiks zu beteiligen. Wolkig sind sie auch deshalb weil sie in basisdemokratisch organisierten lokalen Bündnissen entstanden sind zwischen und in denen es noch erhebliche Vernetzungsdefizite gibt.

  • F
    Fritz

    Ich finde die Art wie dieser Bericht den Schülerstreik,zum Teil,diffamiert ein wenig am Ziel vorbei argumentiert,denn Aufgabe des Bildungsstreikes ist es auf Missstände im deutschen Bildungssystem aufmerksam zu machen und die Bevölkerung für diese zu sensibilisieren.

    In diesem Zusammenhang ist der symbolische Banküberfall meines Erachtens ein legitimes Mittel um die Aufmerksamkeit der Medien zu bekommen.Mir wäre eine konstriktivere Kritik lieber gewesen,welche sich der Noten entledigt und die Organisationsleistungen der Gründer des BIldungsstreikskomitees hervorhebt,denn in erster Linie geht es, meiner Meinung nach, auch erst einmal darum den zu Bildenden bewusst zu machen das es anders geht und Schule oder jegliche andere BIldungseinrichtungen nicht verhasst sein müssen.Denn ich als Schüler erlebe eine unglaublich unpolitische Einstellung bei meinen Mitschülern und erlebe dies auch anhand der Beteiligung in der jetzigen Bildungsstreikwoche.

    Der Bildungsstreik soll ,wie schon erwähnt,sensibilisieren und nicht das komplete Spektrum der Kritikpunkte abarbeiten.

  • P
    pete

    Leute, wann sind die Schüler_innen und Studierenden das letzte mal in Deutschland gemeinsam auf die Straße gegangen? Wie viele waren es bisher?

     

    Da bricht etwas ganz großes an! Vielleich dauert es noch, aber die Zeichen stehen gut, dass sich die Jugend mehr um die Zukunft kümmern wird!

    für eine repolitisierung der Jugend, ohne Hass, Dogma, Führerkult oder Nationalismus!

     

    "Sozialabbau und Bildungsklau - ihr werdet noch nicht mal aus Frankreich schlau"

  • N
    Name

    wie kann man denn so pauschal sagen, was "die streikenden" auf dem schirm haben oder nicht? in den unis - und auch außerhalb - gibt es während der streik woche vielfältige alternativ veranstaltungen, die sich mitunter natürlich mit benachteiligung, chanchenungleichheit und selbstverständlich allen anderen themen, die hier schlecht benotet wurden, auseinandersetzen. es geht hier doch nicht nur um die verbesserung des hochschulsystems, sondern des gesamten bildungssystems, das ist auch ganz klar forderung. es gibt viele ganzheitliche ansätze, für die interessieren sich nur leider die wenigsten...die taz anscheindend auch nicht, schade!

  • R
    Ralf

    Vieles was hier angeführt wurde teile ich.

     

    Allerdings bin ich nach wie vor ein Beführworter des dreigliedrigen Schulsystems.

     

    Zum einen deshalb, weil eben nicht jeder Schüler die gleichen Fähigkeiten und die nötige Reife vorweist, die Er/Sie bräuchte um zum Beispiel auf eine Fachoberschule oder auf ein Gymnasium gehen zu können.

     

    Zum anderen ist eben nicht jedes Kind gleich und bedarf deshalb auch einer anderen Förderung.

     

    Sicher ist es richtig die Selektion vielleicht erst nach sechs Schuljahren zu vollziehen, und nicht schon nach vier Jahren.

     

    Auch ich bin für "Chancengleichheit" und "Chancengerechtigkeit". Aber ich vermisse derzeit auch eine "Bildungsgerechtigkeit" in Bezug auf Abschlüsse und die Ebenen des (Bildungs-) Systems.

     

    Als fehlenden Kritikpunkt möchte ich die Möglichkeit des Zweiten Bildungsweges nach einer Berufsausbildung anführen.

     

    Bisher war als Zugangsvoraussetzung für den Besuch eines Abendgymnasiums, einer Berufsoberschule oder Kollegs eine abgeschlossene Berufsausbildung und eine in der Regel dreijährige Berufstätigkeit erforderlich.

     

    Mit den neuen Reformen, verursacht durch das Handwerk, dürfen nun auch Gesellen und Meister an einer Universität studieren. Mit welchem Recht, wenn diese nicht einmal mehr Zusatzprüfungen absolvieren und den Lernstoff pauken müssen???

     

    Wird durch solche Reformen nicht auch der Zweite Bildungsweg kaputt und überflüssig gemacht?

     

    Was sind dann Abschlüsse, wie das "Abitur - Allgemeine Hochschulreife" (Gymnasium) oder die "Allgemeine Fachhochschulreife" (Fachoberschule) als Schulabschluss noch Wert?

     

    Darf es sein, dass "Bildungsunwillige" (Meister / Gesellen) durch eine leistungsunabhängige Erhöhung der "Akademikerquote" von Olaf Scholz (SPD) und Annette Schavan (CDU) gefördert werden, während leistungsabhängige (Schul-) Abschlüsse von Schülern abgewertet werden???

     

    Meisterbrief = Abitur

    Gesellenbrief = Fachgebundene Hochschulreife (mit allgemeiner Fachhochschulreife beinhaltend) ???

     

    Warum bekommen dann nicht auch alle Abiturienten vom Gymnasium, die sich einer erfolgreichen Abi-Prüfung unterzogen haben, zeitgleich eine abgeschlossene Berufsausbildung und den Meisterbrief mit in die Tasche???

     

    Ist das gerecht????

     

    Ist es gerecht, wenn sich derzeit noch 100.000tausende von Studierenden auf dem Zweiten Bildungsweg ihre höheren Schulabschlüsse erarbeiten, während die Handwerksmeister und Gesellen dies nicht mehr (tun) müssen???

     

    "Bildungswillige" werden derzeit bestraft, und "Bildungsunwillige" durch Anhebung der Akademikerquote belohnt.

     

    Soweit sind wir also schon gekommen. Und in fünf Jahren wollen dann die Handwerks-Meister den Uni-Master-Abschluss auch noch in die Tasche gesteckt bekommen. Da wette ich drauf.

     

    Olaf Scholz und Annette Schavan werden ihnen sicher dabei helfen. Und die Dummen sind all die vielen Gymnasiasten und Studierenden der UNIs bzw. der FHs.

     

    Bildungsland Deutschland Ade ...

  • H
    habeahnung

    1.) Forderung nach "innovativen Lehrformen" - "innovative" Hochschuldidaktik ist doch total im Kommen - führt zur Entmündigung bzw. bei Formen "selbstgesteuerten Lernens" dazu, dass sich der Studierende als Manager seiner Humanressourcen (die eigentlich Bildung sein sollten) versteht.

     

    2.) Die OECD ist darauf ausgerichtet, Bildung wirtschaftlich verwertbar zu machen und ihre Studien sind in dieser Hinsicht kritisch zu betrachten - man beachte das "E" in der Abkürzung!

     

    3.) Die Exzellenzinitiative ist vor allem in ihrer Gesamtheit zu kritisieren und weniger im einzelnen.

     

    4.) Irgendwie ist es natürlich, dass Studis zunächst mal ihre eigenen Interessen vertreten und dafür auch in besonderer Weise qualifiziert sind. Ich finde nicht, dass man das ankreiden müsste - ihnen sind deshalb die anderen ja nicht egal. Und die Argumentation, dass man bei Aufnahme eines Hochschulstudiums privilegiert sei und daher sozusagen auf hohem Niveau jammere verkennt die Wichtigkeit Kritischer Wissenschaft für die gesamte Gesellschaft, deren Bedingungen derzeit unterhöhlt werden - das ist in jedem Falle Grund genug für Protest!

     

    Und insgesamt: Wieso nimmt der Autor es sich heraus, besser als die Studierenden zu wissen, wofür und wogegen diese protestieren sollten und ob ihre Aktionen "kindisch" sind?

     

    Ich finde die "Benotung" der selbst aufgestellten Kriterien kindisch und dumm. Zwar sollen sie sicher irgendwie "lustig" gemeint sein, irgendwie nimmt sich der Autor damit aber doch einiges heraus. Als ob der Bologna-Prozess schon nciht genug Benotung und damit Quantifizierung von eigentlich nicht Quantifizerbarem mit sich bringen würde!

  • ???

    Ein Kommentar der der Immanenz des ungerechten Bildungssystems verhaftet bleibt, indem er skalierte Schulnoten vergibt, schmeisst sich den Stein selbst an den Kopf.

     

    Konstruktive Kritik: Die blöden weil verflachenden Schulnoten den Sportredakteuren bei der Bewertung des letzten Spiels der Lieblingsmannschaft überlassen, und mehr konstruktive Kritik üben.

     

    Selten einen so widersprüchlichen Artikel gelesen. Den Streikposten vorwerfen, die Belehrungsstrategie nur unzureichend zu thematisieren, und dabei selbst oberlehrerhaft mit dem Zeigefinger des Politkommentators wackeln.

     

    Nee, danke!

  • T
    Thomas

    Die Kritik am Bildungssystem finde ich gelungen, aber die Ausseinandersetzung mit dem Bildungsstreik nicht.

    Nachdem in diesem Artikel über den "Streiker" hergezogen und als dumm abgestempelt wird, möchte ich anmerken, dass es diese Person so gar nicht gibt. Die Proteste sind dezentral und somit sehr heterogen.

    Wenn man jetzt die Aktionen an meiner Universität betrachtet dann richten sie sich großteils auf konkrete Ziele und nicht das große Ganze. Der Rahmen ist aber zunächst erstmal das Unigelände und die Adressaten sind die Professoren und Verwaltung der Uni. Hier geht es ganz klar um die Umsetzung konkreter Forderungen. Auf der großen Demo am Mittwoch können in einem anderen Rahmen auch andere Ziele gefordert werden.

     

    Zum Thema KiTa-Gebühren:

    Der Protest richtet sich gegen jede Form von Bildungsgebühren. Die Duldung der Gebühren den Protestlern gegen Studiengebühren anzukreiden, finde ich sehr unangebracht.

     

    Ein berechtigter Kritikpunkt ist wohl, dass der Protest vielfach von den "Gewinnern" des Bildungssystems ausgeht, aber die "Verlierer" sind schwer zu mobilisieren.

  • AC
    Axel C

    Das ist der beste Kommentar, den ich jemals in einer deutschen Zeitung zum Thema (Hochschul-) Bildung gelesen habe. Respekt!

    Es ist aber traurig, dass diese Argumente weder im linken noch im rechten Spektrum fruchten.

    Immer nur geht es um Ideologie: Gymnasium/Gesamtschule; Studiengebühren/keine Studiengebühren; Eliteunis/Rest. Warum geht es nicht schlicht um: Beste Bildung für so viele wie möglich & modernste Lernformen für so viele wie möglich.

    Warum einigen wir uns in Deutschland nicht mal auf diese Ziele? Warum immer diese sinnlosen Diskussionen, die ins Nichts führen.

    Ja, Studiengebühren können gut sein, wenn sie durch ein breites Stipendiensystem abgefedert sind. Warum soll der Sohn eines Deutsche Bank Vorstandes, der später in einer Kanzlei Millionen scheffelt, nicht für sein Studium bezahlen?

    Nochmals, vielen Dank für diesen Artikel!

  • S
    Sonja

    zur Ergänzung:

    http://www.wir-zahlen-nicht.de/index.html

     

    Seite der hannoverschen Protestler (übrigens getragen von Studierenden und SchülerInnen)

  • S
    Sonja

    Dieser Artikel ist reine Stimmungsmache liebe TAZ-Redaktion!

     

    zu Punkt 1: Die Forderung nach einem gleichberechtigten Zugang zu Bildung gehört für Sie nicht dazu?

     

    zu Punkt 2: Schade, dass Sie das mit der Feuerzangenbowle einfach so übernehmen.

     

    zu Punkt 3: Wogegen sollen die BildungsstreikerInnen nun protestieren? Sie verschweigen an dieser Stelle zum einen, was heutzutage anstatt Fröbelscher Pädagogik in den Kindergärten stattfindet. Zum anderen erwähnen Sie nicht, dass nicht in allen Bundesländern Kitagebühren bezahlt werden müssen. Daher ist die Forderung nach einem gebührenfreien Zugang zu Bildung von Anfang an länderspezifisch.

     

    Kleines Zitat aus dem Streikaufruf für Niedersachsen: "Nur jedes 10. Kind hat einen Kita-

    Platz - damit ist Niedersachsen im Bundesvergleich trauriges Schlusslicht in

    der Kleinkindbetreuung. "

    (http://www.wir-zahlen-nicht.de/aktuelles/aufruf.html)

     

     

    zu Punkt 4:

    Was ist an der Forderung nach Klassen mit maximal 20 Schülern und mehr Lehrern nicht intelligent?

    Nicht intelligent ist an dieser Stelle Ihre Bewertung, da kleinere Klassen und mehr Lehrer die Grundvoraussetzung für moderne Lernformen sind.

     

    zu Punkt 5:

    Ich gebe Ihnen zum Teil Recht - Förderschulen sind nur bedingt auf dem Schirm beim Bildungsstreik. Das ist eindeutig verbesserungswürdig.

    Aber seien wir mal ehrlich: Wer in dieser Gesellschaft bedenkt bei Forderungen zu sozialen Reformen Menschen mit Behinderungen?

     

    zu Punkt 6:

    Tatsache ist aber auch, dass in 37,5 % der Länder ein Erststudium gebührenpflichtig ist.

    Unerwähnt bleibt an dieser Stelle, dass seit Bologna für eine Doktorarbeit ein abgeschlossenes Master-Studium notwedig ist. Dies ist überall kostenpflichtig, meist mit mehreren hundert Euro pro Semester.

     

    zu Punkt 7:

    Auch hier muss ich Ihnen in Teilen recht geben: Das Übergangssystem ist im Speziellen nicht ausreichend präsent bei den Forderungen zum Bildungsstreik. Allerdings wird ein Recht auf Ausbildung gefordert. Die mangelnde Zahl an Ausbildungsplätzen ist eine zentrale Ursache für die Warteschleifen von jungen Menschen.

    Tatsache ist auch, dass kaum ein/ BildungspolitikerIn dieses Thema auf dem Schirm hat.

     

    zu Punkt 8:

    Stimme zu.

     

    zu Punkt 9:

    dito

     

    zu Punkt 10:

    Was ist an einem symbolischen Banküberfall kindisch? Oder sind in Ihren Augen alle solche Protestaktion kindisch? Also auch die symbolische Beerdigung von Arbeitsplätzen?

     

    Ehrlich gesagt, liebe TAZ-Redaktion habe ich eine solch platte Benotung des Bildungsstreiks gerade von Ihnen nicht erwartet. Dass sie mit BILD-Methoden versuchen, eine bundesweite Protestbewegung von SchülerInnen, Studierenden, Eltern und Lehrenden ins Lächerliche zu ziehen finde ich ganz schön ärmlich.

    Überprüft bei Ihnen eigentlich niemand, was in den Artikeln unausgeschrieben transportiert wird?

  • LP
    Ludwig Paul Häußner

    Staatlich bewirtschafteter Geist

    --------------------------------

     

    Für das Bildungswesen sollte der Staat die Grenzen seiner Wirksamkeit erkennen, wie es bereits der junge W. v. Humboldt in seiner Schrift "Ideen zu einem Versuch die Grenzen der Wirksamkeit des Staates zu bestimmen" vor 200 Jahren projektiert hat.

     

    Wir brauchen ein durchlässiges Bildungssystem vom Kindergarten bis hin zur Hochschule.

     

    Dazu bedarf es ein Mehr an Autonomie für Schulen wie Hochschulen. Hierzu findet sich mehr unter www.unternimm-die-schule.de. Die öffentliche Aufgabe Bildung ist auch öffentlich zu finanzieren, jedoch subjektorientiert, also pro SchülerIn/pro Studentin, mittels staatlich finanzierter Bildungsgutscheine, und nicht objektfinanziert, d. h. nicht die Institution.

     

    Der Staat sollte nur den Rahmen setzen: Eine sechsjährige Grundschule und darauf aufbauend zwei Säulen mit einem sechsjährigen Aufbaugymnasium und einer ebenfalls sechsjährigen Kollegschule, die allgemeinbildend, profilbildend und berufsbildend ist.

     

    Dabei ist dem europäischen Qualifikationsrahmen der EU - EQR - zu entsprechen. Insbesondere das so genannte "Übergangssystem" führt zu einer verdeckten Jugendarbeitslosigkeit mit ca. 1,5 Mio. jungen Menschen ohne berufliche Qualifikation. Hierfür bräuchten wir berufliche Vollzeitschulen wie es Georg Rothe in seiner 2008 erschienenen Studie "Berufliche Bildung in Deutschland" beschreibt und fordert.

     

    Für alle Schüler(-innen), Student(-innen) und Auszubildende sollte es statt BaföG ein Bildungsgrundeinkommen ab der Jahrgangsstufe 10 bis zum 25 Lebensjahr geben. Im Gegenzug könnten Kindergeld und Steuerprivilegien gestrichen werden.

     

     

    Ludwig Paul Häußner

    Arbeitsbereich Educational Entrepreneurship

    Universität Karlsruhe (TH) - IEP

  • N
    noodles

    Moderne und sinnvollere Unterrichtsformen für die Schulen werden wohl gefordert.

    Im "Streik-Magazin" steht genau beschrieben, was zu verbessern wäre. Es wird ein Beispiel-Unterricht aus einer schwedischen Schule geschildert.

  • S
    Schüler

    Wenn sie sich die Forderungen der Schueler und Schuelerinnen angeguckt haetten, wuerden sie bemerken, dass eine Schule fuer alle gefordert wird.

    Und wenn sie sich jetyt angucken wuerden, wie diese Einheitschule aussehen soll, wuessten sie auch, dass alle Punkte aus 4. dort gefordert werden.

     

    Mir kommt es so vor, als ob die sich nur die Forderungen der Studenten und Studentinnen an geguckt haben.

    Ich finde ihre Artikel sonst super aber dieser ist leider schlecht recherchiert.

  • M
    Martin

    Ob es wirklich sinnvoll ist, in einem solchen Artikel ausgerechnet Schulnoten als Bewertung von Inhalten zu verwenden, möchte ich hier stark in Zweifel ziehen.

     

    Zum anderen meine Frage: Von welchen Streikenden reden Sie denn bitte schön? Haben Sie mit allen gesprochen? Waren Sie an allen Hochschulen um mit den dortigen Streikenden zu debattieren?

    Bei einer solch dezentralen Aktion wie der aktuellen Bildungsstreikwoche muss man sich schon ein differenzierteres Bild machen und darf sich nicht einzig und allein auf Angaben des zentralen Bildungsstreikkomittees und Ausarbeitungen der Berliner Studierenden stützen.

    Weiterhin ist der Grad der obilisierung leider vielerorts noch gering, so dass die inhaltliche Arbeit nur schleppend anläuft. Hier liegt der eigentliche Mangel!

  • C
    Castro

    Lieber Dauernörgler der Taz,

     

    was passt euch denn in wahrheit nicht? Wir haben in der Tat sie vielfälltigen Probleme auf dem Schirm. Der Bildungsstreik kann überhaupt nicht Hochschulzentriert sein. Ausschlaggeber für den Streik waren die Schulstreiks. Überall findet Vernetzung mit den SchülerInnnen statt. Was wollt ihr eigentlich. Tut uns leid, dass im Konsensverfahren nicht die Punkte rausgekommen sind, wie ihr sie formuliert habt. So ist das in einer Basisdemokratischen Bewegung.

     

    Ihr seit gerne aufgerufen euch zu beteiligen und uns an der zahlreich vorhandenen Erfahrung von 68 teilhaben zu lassen.

     

    Recherche: Schwach. Es wird nicht recherchiert, sondern Medienberichte rezipiert. Note: 5

     

    Einschätzung: Das politische Klima wird völlig ausgeblendet. Eine solche Aktion verdient Respekt und Anerkennung. Wir können uns nicht mit 68 vergleichen. Note: 5

  • J
    jan

    Was unterscheidet diesen Beitrag von einer ähnlich gestrickten Bertelsmann-Apologie in der FAZ?

     

    Der fehlende Querstrich im T.

  • P
    Paul

    Hmmm ... leider sind einige der vorgebrachten Punkte, die angeblich - laut diesem Artikel - nicht in den Forderungen der Bildungsstreikenden drin sind, sehr wohl drin:

     

    1. Das deutsche Bildungssystem ist selektiv und ungerecht.

     

    Die Abschaffung der Selektion durch Haupt- Realschule und Gymnasium wird bereits seit den ersten Stunden der SchülerInnenstreiks immer wieder gefordert. Diesmal streiken SchülerInnen und Studierende zusammen und das bedeutet, dass sowohl die einen Interessen als auch die anderen zu Worte kommen.

     

    2. Das Land der Reformpädagogen ist didaktisch ein Entwicklungsland.

     

    Ich denke auch die Forderung nach selbstbestimmten Lernen gehören in diese Sparte, aber wenn diese nicht zu den Forderungen der OrganisatorInnen gehören, so ziehe ich diesen Einwand zurück.

     

    3. Die frühkindliche Bildung als Reform-Placebo.

     

    Da gebe ich recht, da haben sich die Bildungsstreikenden wirklich noch keinen Kopf darüber gemacht.

     

    zu den restlichen Ausführungen gebe ich dem Autoren recht.