piwik no script img

Hochwasser in EuropaTiefdruckgebiet verursacht Überschwemmungen

Angesichts von Überschwemmungen in Österreich, Tschechien und Polen bereiten sich Teile Süd- und Ostdeutschlands ebenfalls auf Hochwasser vor.

Hochwasser in Österreich, Steyr Foto: Team Fotokerschi / Klaus Mader/APA/dpa

Zahl der Todesopfer durch Hochwasser in Rumänien steigt auf fünf

In Rumänien ist die Zahl der Todesopfer durch das Hochwasser auf fünf gestiegen. In der südöstlichen Region Galati kam ein weiterer Mensch in den Wasserfluten ums Leben, wie die Rettungskräfte am Sonntag mitteilten. Das Todesopfer sei in der Gegend des Dorfes Slobozia Conachi zu beklagen.

In demselben Gebiet waren bereits am Samstag mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. In der Region standen Menschen bis zum Oberkörper im Wasser. Hunderte Menschen mussten im ganzen Land aus den Fluten gerettet werden, viele Häuser standen unter Wasser, tausende Haushalte waren betroffen. Präsident Klaus Iohannis sprach von „dramatischen Folgen“ des Klimawandels.

„Das ist eine Katastrophe epischen Ausmaßes“, hatte der Bürgermeister des Dorfes Slobozia Conachi schon am Samstag gesagt. Es seien rund 700 Häuser überflutet worden, berichtete Emil Dragomir.

Ein Tiefdruckgebiet mit sintflutartigen Regenfällen und Sturmböen zieht derzeit über Mittel- und Osteuropa hinweg und hat Schäden und Überschwemmungen in Österreich, Tschechien, der Slowakei, Polen und Rumänien verursacht. Auch in den deutschen Bundesländern Sachsen und Bayern steigen die Pegel. (afp)

Lage in Deutschland weitgehend entspannt

Angesichts von starken Regenfällen und Überschwemmungen in den Nachbarländern Österreich, Tschechien und Polen bereiten sich Teile Süd- und Ostdeutschlands ebenfalls auf Hochwasser vor. Am Sonntagmorgen war die Lage in Deutschland aber noch weitgehend entspannt, nur in einigen Orten galten erste Alarmstufen. Für den späteren Sonntag und den Montag wurden starke Regenfälle erwartet, weswegen die Pegel teilweise noch ansteigen sollten.

Der Deutsche Wetterdienst sagte Dauerregen für Teile Sachsens und Bayerns voraus. In Sachsens Landeshauptstadt Dresden galt am Sonntagmorgen laut Landeshochwasserzentrum die Alarmstufe Eins für die Elbe. Der Wasserpegel war höher als vier Meter. Erwartet wird, dass der Pegel noch bis Mitte der kommenden Woche weiter steigt.

Die Einsatzkräfte schlossen die Aufräumarbeiten an der teilweise eingestürzten Carolabrücke vorläufig ab. „Es ist geschafft“, meldete die Dresdner Feuerwehr am Samstagabend. „Der Bereich am Neustädter Brückenkopf der Carolabrücke ist vollständig von den Trümmerteilen des abgerissenen Brückenzuges C beräumt.“

In der Nacht zum Mittwoch war der C-Brückenteil der Carolabrücke, auf dem normalerweise die Straßenbahn verkehrt, auf einer Länge von etwa hundert Metern in die Elbe gestürzt. Die genaue Ursache ist noch unklar. Seit Freitag wurden die Uferbereiche unterhalb der Brücke beräumt. Der Brückenteil, der in die Elbe gestürzt ist, soll hingegen zunächst dort verbleiben. Die Trümmer haben nach Einschätzung des Dresdner Umweltamts keine großen Auswirkungen auf das Hochwasser.

An der Elbe galt in Schöna am Sonntag die Alarmstufe Zwei, was laut Landeshochwasserzentrum eine beginnende Überflutung signalisiert. Ebenfalls Alarmstufe Zwei herrschte an der Lausitzer Neiße bei Görlitz. Hier begann der Pegel aber bereits wieder zu sinken.

In Bayern erreichten Wasserstände Scheitelpunkte am Sonntagmorgen

In Bayern waren die Scheitelpunkte der Wasserstände am Sonntagmorgen laut Hochwassernachrichtendienst weitgehend erreicht. Der Regen ab Sonntagnachmittag werde zunächst nur ganz im Osten für einen moderaten Wiederanstieg sorgen, sagte der Dienst des bayerischen Landesamts für Umwelt voraus.

Die weitere Entwicklung sei noch unsicher, hieß es. Nach aktuellen Prognosen würden in den betroffenen Regionen bis Dienstag noch einmal ähnlich hohe Pegelstände vorhergesagt wie aktuell. Im Laufe des Dienstags sollte der Regen deutlich schwächer werden, am Mittwoch werde sich die Lage in Bayern voraussichtlich entspannen.

In Passau erreichte der Pegel der Donau demnach am frühen Sonntagmorgen den Scheitelpunkt. Einige flussnahe Wege und Parkplätze wurden gesperrt, wie die Stadt mitteilte. Bei Ruhstorf an der Rott wurde die Meldestufe Drei in der Nacht zu Sonntag erreicht, hier sollte der Wasserstand bis Sonntagmittag noch leicht ansteigen.

In München sollte Meldestufe Zwei am Sonntag wieder unterschritten werden. Auch in Brandenburg wurde teilweise Hochwasser erwartet, es galten aber keine Alarmstufen. (afp)

Lage in Polen spitzt sich zu – ein Toter

Nach tagelangem Dauerregen spitzt sich die Hochwasser-Lage in Teilen Mitteleuropas zu. Im Südwesten Polens ertrank ein Mensch im Kreis Klodzko, wie die Behörden am Sonntag mitteilten. 1600 Menschen mussten aus dem Gebiet zudem in Sicherheit gebracht werden, nachdem der Pegelstand in mehreren Flüssen Rekordwerte erreicht hatte. „Die Situation ist sehr dramatisch, am dramatischsten ist sie im Kreis Klodzko“, sagte Ministerpräsident Donald Tusk nach einem Treffen mit dem Krisenstab vor Ort.

„Ich rufe die Einwohner auf, mit den Rettungsdiensten zu kooperieren, wenn sie zur Evakuierung aufgerufen werden.“ Etwa 17.000 Haushalte seien ohne Strom, in einigen Gebieten gebe es keine Mobilfunkverbindungen. Die Ortschaften Ladek Zdroj und Stronie Slaskie seien von der Außenwelt praktisch abgeschnitten. Die 25.000-Einwohner-Stadt Klodzko selbst stand teilweise unter Wasser.

Der dortige Fluss stieg auf 6,65 Meter, ab 2,40 Meter gilt der Pegelstand als alarmierend. In der historischen Stadt Glucholazy im benachbarten Verwaltungsbezirk Opole ordnete der Bürgermeister am Sonntagmorgen Zwangsevakuierungen an, als dort ein Fluss über die Ufer zu treten begann. Entspannung war zunächst nicht abzusehen. Im Laufe des Tages und am Montag wurden weitere Regelfälle erwartet. (rtr)

In Tschechien werden Tausende evakuiert

Wegen drohender Überschwemmungen werden die Evakuierungen in Tschechien ausgeweitet. In Opava an der Grenze zu Polen mussten Tausende Menschen in Sicherheit gebracht werden, wie die Behörden am Samstagabend mitteilten. Betroffen ist unter anderem die größte Plattenbausiedlung der Stadt. Der gleichnamige Fluss Opava, ein Nebenfluss der Oder, trat an manchen Stellen bereits über die Ufer. Befürchtet wurde ein Jahrhunderthochwasser oder sogar eine stärkere Flut als bei der Katastrophe von 1997. Auch in anderen Orten der Region mussten Hunderte Menschen ihre Häuser verlassen.

Mehrere Menschen wurden nach Angaben der Polizei vermisst. Bei Jesenik im Altvatergebirge stürzte ein Auto in einen reißenden Strom. Ein Insasse konnte sich ans Ufer retten, von drei anderen fehlte jede Spur. In Jankovice stürzte ein 54-Jähriger bei Aufräumarbeiten in einen Hochwasser führenden Bach und tauchte nicht wieder auf.

An rund 80 Pegel-Messstationen in Tschechien galt die höchste Hochwasser-Alarmstufe „Gefährdung“. Das bedeutet, dass Gefahr für Leib und Leben besteht oder größere Sachschäden drohen. Besonders betroffen war der Nordosten des Landes. In den Verwaltungsregionen Mährisch-Schlesien und Olomouc (Olmütz) wurde eine Gefahrenlage ausgerufen. Die Armee stellte Hubschrauber für Hilfseinsätze zur Verfügung. In Prag kamen Regierungsmitglieder zu einer weiteren Krisensitzung zusammen. (dpa)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • taz: *Angesichts von Überschwemmungen in Österreich, Tschechien und Polen bereiten sich Teile Süd- und Ostdeutschlands ebenfalls auf Hochwasser vor.*

    Unsere Politiker sollten auch weiterhin das Klimaschutzurteil des Bundesverfassungsgericht missachten und Klimaschützer kriminalisieren, dann wird der Klimawandel sicherlich von ganz alleine weggehen.

    Der Deutsche Wetterdienst (DWD) rechnet für die Zukunft mit mehr Stürmen, extremen Regenfällen und Hitzewellen aufgrund der Klimaerwärmung, also mit mehr extremen Wetterlagen. Dass es bei uns in Deutschland auch immer mehr regnen wird, weil die warme Luft mehr Wasserdampf aufnehmen kann, wissen sogar schon Schulkinder – leider sind unsere Politiker aber keine Schulkinder.