Hochwasser auf dem Balkan: Fluten bedrohen Kraftwerk
In Bosnien hat rund eine Million Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser. Und Serbien drohen massive Stromausfälle durch das Hochwasser.
BELGRAD ap/afp | Im Kampf gegen das verheerende Hochwasser in Serbien ist keine Entspannung in Sicht. Zwar gingen die Pegelstände am Montag in einigen Gegenden zurück, die Hauptstadt Belgrad bereitete sich aber auf neue Überschwemmungen durch den Hochwasser führenden Fluss Save vor. Bedroht war weiter auch das Kohlekraftwerk Nikola Tesla, das halb Serbien und fast ganz Belgrad mit Strom versorgt.
Die Polizei ordnete am Montag die Evakuierung von zwölf Orten an der Save an. Darunter auch die Stadt Obrenovac, 20 Kilometer stromaufwärts von Belgrad, wo das Kraftwerk liegt. Zuvor hatten dort Tausende Soldaten, Polizisten und Freiwilligen Sandsäcke aufgetürmt, um das Werk vor den Wassermassen zu schützen. Ob die Barrikaden aber der erwarteten neuen Hochwasserflut der Save standhalten würden, war unklar
In den Überschwemmungsgebieten auf dem Balkan wächst die Angst vor der Ausbreitung von Epidemien. In Bosnien ist inzwischen mehr als ein Viertel der Bevölkerung von den Fluten betroffen, eine Million Menschen hätten zudem keinen Zugang zu sauberem Wasser, wie Außenminister Zlatko Lagumdzija am Montag mitteilte.
Mindestens 35 Menschen kamen in den vergangenen fünf Tagen bei den schlimmsten Überschwemmungen in der Region seit Beginn der Aufzeichnungen vor 120 Jahren ums Leben. Die Behörden rechneten zudem mit noch höheren Zahlen, wenn das wahre Ausmaß der Zerstörung durch den Rückgang des Wasser offensichtlich wird. Innerhalb von drei Tagen war so viel Regen gefallen, wie üblicherweise in drei Monaten. Zehntausende Menschen mussten ihre Häuser verlassen.
Vergleich mit dem Bosnien-Krieg
Neben Serbien waren auch Bosnien und zu einem geringeren Ausmaß Kroatien von dem Jahrhunderthochwasser betroffen. Lagumdzija sagte, der Schaden sei „gewaltig“ und verglich ihn mit dem Bosnien-Krieg von 1992-1995. „Der einzige Unterschied zum Krieg ist, dass weniger Menschen gestorben sind. Das Land ist zerstört“, sagte er. Das sei etwas, „was kein Krieg in der Geschichte dieses Landes“ je angerichtet habe.
In der bosnischen Grenzstadt Orasje bemühten sich die Einsatzkräfte, die von der Save durchbrochenen Flutwehre wieder zu schließen. Es wurde erwogen, alte Lkws von Helikoptern aus in den Fluss zu werfen oder die Lücken mit Drahtgittern zu bedecken und mit Sandsäcken aufzufüllen. Der Einsatzleiter in der Stadt, Fahrudin Solak, erklärte, dass zudem ein Gesundheitsrisiko durch die vielen Tierkadaver bestehe. Es seien mobile Verbrennungsanlagen angefordert worden.
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