Kommentar: Hoch lebe der Plan!
■ Sparziel in vier Wochen auf 1/4 reduziert
Die Männer in Bremens Finanzressort spielen seit einiger Zeit offenbar mit Würfeln. Im Dezember hatten sie das Sparziel „1 Milliarde“ ausgewürfelt. Nach einer Spielpause über Weihnachten sind es 40 Millionen im ersten, 80 im zweiten, 120 im dritten Jahr. Es hätten auch 30 oder 55 sein können, aber irgendwie ist 40 ja auch eine schöne Zahl und warum nicht. Papier ist geduldig, und das gesamte Zahlenwerk der bremischen Staatsfinanzen ist im Computer, das intelligente Teufelsding druckt auf Knopfdruck den komplizierten Haushaltsplan mit jeder Vorgabe. Kein Problem, nächste Woche auf 30 zu gehen.
Da in den letzten Jahren kein einziger Haushaltsplan eingehalten wurde, ist das alles auch nicht so wichtig. Der Haushalt 1996/97 wurde beschlossen, nachdem die neue Steuerschätzung die Einnahmeerwartungen korrigieren ließ und ging nur auf, weil Bremen weit weniger als „geplant“ für Investitionen ausgab. An den Investitionen wird nichts gekürzt, sagt der Senat jetzt, und alle fassen sich fest an den Händen. Denn eigentlich hat ja Bundesfinanzminister Waigel eine Steuerreform angekündigt, die die Spitzenverdiener entlasten soll. Wie sich das auf die komplizierte Konstruktion der Bund-Länderfinanzen auswirkt, weiß heute niemand genau. Aber das ist kein Grund, nicht einen Plan zu machen. Klaus Wolschner
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen