Historische Wahl in Brasilien: Dilma Rousseff wird Präsidentin
In den kommenden vier Jahren wird Brasilien erstmals von einer Präsidentin regiert. Dilma Rousseff setzte sich klar gegen den Kandidaten der Opposition, José Serra, durch.
PORTO ALEGRE taz | In der Stichwahl um die Präsidentschaft in Brasilien hat sich Dilma Rousseff, die Kandidatin der linken Arbeiterpartei PT,klar durchgesetzt. Die 62-jährige Wunschnachfolgerin des scheidenden Staatschefs Luiz Inácio Lula da Silva kam auf 56,05 Prozent der gültigen Stimmen. José Serra (68) von der Sozialdemokratischen Partei Brasiliens(PSDB) erzielte 43,95 Prozent. Damit wird am 1. Januar 2011 erstmals eine Frau das Amt des brasilianischen Staatsoberhaupts antreten. Nach ihrem Wahlsieg dankte Rousseff allen BrasilianerInnen und versprach,deren Vertrauen nicht zu enttäuschen. Sie werde den Kurs ihres Vorgängers fortsetzen, rief sie vor begeisterten Anhängern. Dazu zähle vor allem den Kampf gegen Armut, für Demokratie und Menschenrechte. Die Nachfolge Lulas anzutreten, sei eine "schwierige Aufgabe", sagte Rousseff mit Tränen in den Augen, "ich werde häufig an seiner Tür anklopfen". Lula da Silva, der laut Verfassung nicht zu einer dritten Amtszeit in Folge antreten durfte, kann Umfragen zufolge auf eine Zustimmung von 83 Prozent verweisen. Während seiner achtjährigen Amtszeit stiegen über 20 Millionen BrasilianerInnen aus der Armut in die untere Mittelschicht auf. Der Mindestlohn legte seit 2003 um real 53 Prozent zu, die Arbeitslosigkeit ging deutlich zurück. Mit dem Sozialprogramm Bolsa-Família wurde das Los von 12 Millionen armen Familien erleichtert. Die Weltwirtschaftskrise hatte in Brasilien kaum negative Auswirkungen. Für 2010 wird ein Wachstum von sieben Prozent vorhergesagt. Insgesamt waren 136 Millionen Menschen am Sonntag zur Wahl aufgerufen. Die Wahlbeteiligung lag bei 79 Prozent. In neun der 27 Bundesstaaten fand zudem eine Stichwahl um das Gouverneursamt statt.
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