: Hiroshima: „Leiden ohne Ende“
■ 45 Jahre nach dem Atombombenabwurf: Mahnwache auf dem Bremer Marktplatz hier bitte das Foto mit der Mahnwache
Mahnwache um das Peace-Zeichen herum Foto: Sabine Heddinga „Erst starben die Schwerverletzten, bei denen man nur schwer erkennen konnte, ob sie männlich oder weiblich waren, dann starben die Mittelschwerverletzten und teilweise auch die Leichtverletzten, weil medizinische Hilfe fehlte, und als man glaubte, daß es vielleicht Hoffnungsschimmer gäbe, begannen die zu sterben, die offenbar gar keine Verletzungen hatten. Diese starben an ihrer Strahlenkrankheit. Es war ein Sterben, das über Monate und Jahre anhielt.“
So beschrieb der japanische Prof. Schirabe, langjähriger Leiter der Universität Nagasaki auf dem internationalen Kongreß der „Ärzte gegen Atomkrieg“ Ende letzten Jahres in Hiroshima die hoffnungslose Situation der Opfer unmittelbar nach der Katastrophe. Dr. Susanne Halbeisen war als Mitglied der Bremer Regionalgruppe eine der TeilnehmerInnen. Während der gestrigen Hiroshima-Mahnwache auf dem Bremer Marktplatz zu der das Friedensforum aufgerufen hatte, berichtete sie über die gegenwärtige Situation der Überlebenden. Mehrere Dutzend PassantInnen, darunter auch mehrere „graue Panther“ sammelten sich zum Kreis um das Peace-Zeichen aus Blumensträußen.
Auch heute noch, 45 Jahre nach Abwurf der ersten beiden Atombomben, behandele man die 200.000 „Hibakuscha“ in besonderen Krankenhäusern. Das Leiden der meisten von ihnen scheine kein Ende zu nehmen. Viele hätten bereits mehr als 10 Operationen über sich ergehen lassen müssen und lägen mit Unterbrechungen immer wieder im Krankenhaus. Was die Ärzte des Kongresses jedoch am meisten erschüttert habe, sei die Einsicht, daß es „im Falle eines Krieges, ob atomar oder mit modernen konventionellen Waffen, keinerlei ärztliche Hilfe geben kann“.
Die Fakten sprechen für sich: Von 298 Ärzten in Hiroshima waren nach der Katastrophe nur noch 18 einsatzfähig, von 1.780 Krankenschwestern blieben 135 am Leben, von 45 Krankenhäusern funktionierten drei. Demgegenüber warteten 91.000 Verletzte auf ärztliche Hilfe. Auch heute noch, so Susanne Halbeisen, sei die Krebs- und Leukämierate in beiden Städten überduchschnittlich hoch. Kürzung der Militärbudgets international um 50 Prozent und die sofortige Einstellung von Atomtests in Ost und West ist deshalb auch die Forderung der Ärzte-Initiative.
bz
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