■ Hinterbank: Irrläufer
So preußisch, wie man erwartet hätte, sind die Melderegister der Hauptstadt nicht. Das brachte jetzt die Zweitwohnungssteuer an den Tag: Mehr als jeder vierte von 218.000 verschickten Briefen traf den Empfänger nicht an seinem mutmaßlichen Hauptwohnsitz an. Verwundert nahmen in diesen Tagen aber auch etliche frühere DDR-Bürger, die 1989 noch vor dem Fall der Mauer über Ungarn ausgereist waren, einen Zweitwohnungssteuerbescheid in Empfang. Da sie illegal ausgereist waren, hatten sie ihre Hauptwohnung natürlich nicht ordnungsgemäß abgemeldet und waren jahrelang mit zwei Berliner Wohnungen registriert.
Das Landeseinwohneramt bestätigte gestern, daß im Zuge der Wiedervereinigung das Ostberliner Melderegister unbereinigt übernommen worden sei. „Das wäre anders gar nicht machbar gewesen“, hieß es. Immerhin sei vieles im Lauf der Zeit schon berichtigt worden.
Auch bei der Adresse von SPD-Fraktionschef Klaus Böger gab es dieser Tage ein Durcheinander. Eine Einladung zu einem Seminar über Zeitmanagement war nicht an dessen Büro im Preußischen Landtag, sondern irrtümlich an die Klosterstraße 59 geschickt worden. Dort residiert die SPD- geführte Finanzverwaltung. Den Irrläufer führte Böger denn auch scherzhaft als Beweis dafür ins Feld, daß er keineswegs klammheimlich von der Finanzsenatorin und ihrem Sparkurs abrücke, wie ein Pressebericht jüngst angedeutet hatte. win
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