Hindunationalist Bal Thackeray ist tot: Letzte Ehre für den Tiger
Der indische Hindunationalist Bal Thackeray ist am Samstag 86-jährig gestorben. Seine Partei beherrscht Mumbai seit Jahrzehnten, auch mit brutalen Methoden.
Er lobpreiste Adolf Hitler, ließ in organisierten Hetzjagden seiner Partei Hunderte von Muslimen ermorden und zerstörte mit gezielten Mordattacken die Gewerkschaftsbewegung der Stadt Mumbai. Doch am Sonntag feierte das gesamte demokratische Indien seinen Helden „Tiger“ Bal Thackeray. Dieser war am Vortag im Alter von 86 Jahren nach langer Krankheit gestorben.
Über 2 Millionen Bürger nahmen an der Verbrennung von Thackerays Leichnam im Shivaji-Park von Mumbai statt, der dem Toten als Bühne für Massenveranstaltungen gedient hatte. Seit 16 Jahren regiert Thackerays fremdenfeindliche, nationalistische Partei Shiv Sena die Finanzmetropole und gewann erst in diesem Jahr erneut deutlich die Wahlen zum Stadtparlament.
Thackeray war in den 60er Jahren als Karikaturist mit einer eigenen Wochenzeitung (Marmik) bekannt geworden. 1966 gründete er seine Partei Shiv Sena, die der Volksmund auch die „Armee Shivajis“ nennt – nach König Shivaji, der im 17. Jahrhundert das Maratha-Königreich gegen die islamischen Herrscher Nordindiens verteidigte.
Bis heute gibt die Partei vor, die Marathi-sprechenden Bürger Mumbais gegen die Zuwanderer aus Indien zu schützen. Thackerays Parteitruppen griffen ihre Gegner gewaltsam an, während sie zugleich informelle soziale Versorgungsnetze knüpften. 1967 zerstörten sie die Büros der Kommunistischen Partei Indiens (CPI-M) in Mumbai und ermordeten 1970 deren populärsten Führer der Stadt.
Die regierende Kongresspartei und die reichen Unternehmer Mumbais sahen damals gerne über Thackerays Gewalttaten hinweg. Das wiederholte sich, als Thackeray im Januar 1993 durch seine Truppen rund tausend Muslime ermorden ließ. Hintergrund war der Streit um die damals von Hindus zerstörte Babri-Masjid-Moschee in Ayodhya.
Alsbald gewann Thackeray auch im Bundesstaat Maharashtra 1995 die Wahlen. Doch sein Stern begann zu sinken, je mehr Mumbai seit der Jahrtausendwende von seinem modernen Image als Finanz- und Kinostadt profitierte. Dennoch feierten gestern Politiker und Medien aller Richtungen sein Lebenswerk. In Mumbai durfte der Tiger leben, bis er starb.
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