Hilfspaket auch in Russland: Schwere Prüfung für den Kreml
Fallende Ölpreise und die Finanzkrise führen zur Panik an der russischen Börse. Präsident Medwedjew hilft mit 13,8 Milliarden Euro.
BERLIN taz Mit dem rasanten Fall des Ölpreises und dem Crash des amerikanischen Finanzsystems hat die weltweite Krise die russische Wirtschaft erreicht. Der Aktienmarkt in Russland ist vom Öl stark abhängig, Öl- und Gaskonzerne sorgen für rund ein Viertel der Wirtschaftsleistung. Als vergangene Woche der Ölpreis zum ersten Mal unter 70 Dollar für das Barrel sank, schlugen russische Zeitungen Alarm. Auch der russisch-georgische Konflikt trug zur Krise bei, in dessen Folge Investoren Milliarden aus dem Land abzogen. Der Kapitalabfluss aus Russland geht ungebremst weiter. Nach Rechnungen der russischen Zentralbank werden rund 20 Milliarden US-Dollar bis Ende dieses Jahres abgezogen.
Die nackte Panik herrscht seit zwei Wochen an den russischen Börsen. Im laufenden Quartal hat sie den größten Kursrutsch seit der Russland-Krise von 1998 erlebt. Die Wertpapiere haben seit Mai rund 60 Prozent an Wert verloren. Der Gasmonopolist Gazprom, ein Schwergewicht unter den russischen Unternehmen, verlor in nur einem Monat ein Drittel seines Aktienwertes. Die Inflation ist in diesem Jahr bereits auf mehr als 11 Prozent gestiegen.
Zur Krisenbewältigung hat die russische Regierung ein Hilfspaket beschlossen, um die heimischen Märkte, die Banken und Unternehmen zu stützen. Präsident Dmitri Medwedjew beschloss, dem russischen Finanzmarkt rund 500 Milliarden Rubel (13,8 Milliarden Euro) aus dem heimischen Staatshaushalt zur Verfügung zu stellen. Damit soll die Liquidität der Banken gewährleist werden. Die Stabilisierung des Finanzsystems sei zurzeit die vorrangige Aufgabe der Regierung.
Welche Auswirkungen die Finanzkrise auf Russland langfristig haben wird, darüber streiten die Experten. Die einen glauben, dass die Gewinne der Unternehmen und die Einkommen der Bürger schon nächstes Jahr sinken werden und dass der Konsum zurückgehen wird. Andere vertrauen auf das bislang robuste Wachstum und auf die 560 Milliarden Dollar an staatlichen Gold- und Devisenreserven. In einem Interview der Zeitung Neue Region schätzt der russische Wirtschaftsexperte Jewgeni Jasin, dass Russland im Vergleich mit Westeuropa und den USA bessere Chancen habe, die Krise kurzfristig zu bewältigen. Russlands Vorteil sei, kein Hauptakteur der Weltwirtschaft zu sein. Die Schwäche der russischen Wirtschaft aber seien die 570 Milliarden Dollar Schulden russischer Firmen bei westlichen Banken.
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