Hilfe für Ukraine-Flüchtlinge in Berlin: Am Hauptbahnhof wird's eng
Nach vier Monaten Krieg ist die Luft raus: Die Freiwilligen an Berlins Bahnhöfen brauchen mehr Spenden und Helfer. Ein Besuch beim Hygienestand.
Um 12.40 Uhr, als die taz gerade die wohlgeordneten Regale bewundert, kommt der Rückruf: Der Transporter von der Spendenbrücke ist da, die in Hangar 1 des Ex-Flughafens Ukraine-Spenden sammelt und verteilt. Winnig und zwei Helfer in grünen Warnwesten schnappen sich zwei Lasten-Trolleys, nehmen die Rolltreppe hoch zum Europaplatz. Tatsächlich ist heute das Bestellte dabei: jede Menge Tampons und Haarshampoo, dazu zehn Kartons Zahnpasta, einige mit Einwegrasierern – und sechs gebrauchte Rollkoffer. „Das wird alles ratzfatz weg sein“, sagt Winnig.
Seit die spektakulären Bilder ausbleiben, ist es still geworden um das Thema Flucht nach Berlin. Doch noch immer kommen täglich rund 500 Ukraineflüchtlinge am Hauptbahnhof an. Und noch immer braucht es Helfer*innen, die die Menschen zu den Schaltern mit kostenlosen Fahrkarten begleiten, erklären, wo es welche Hilfe gibt, Übernachtungen organisieren. Nur: Nach vier Monaten Krieg ist die Luft raus. Anfangs hätten täglich 300 bis 400 Freiwillige geholfen, heute seien es allenfalls 30, schätzt Winig, „und dann sind wir gut“.
Stand für Stunden geschlossen
Wer die Helfer*innen vom Hauptbahnhof, Südkreuz oder Zentralem Omnibusbahnhof (ZOB) unterstützen möchte, informiert sich am besten auf der Webseite der Freiwilligen. Dort gibt es Links zu Sachspendenlisten, die aufzählen, was aktuell gebraucht wird, sowie Infos für Menschen, die selbst mit anpacken wollen. Auch Geldspenden sind willkommen: www.arrivalsupport.berlin. Wer dezidiert dem Hygienestand vom Hauptbahnhof eine Geldspende zukommen lassen möchte, kann dies hier tun: https://www.paypal.com/pools/c/8KCI2o7lEy
Auch die Spenden werden zusehends weniger. An manchen Tagen, erzählt Winnig, mussten sie den Stand über Stunden schließen, weil entweder keine Helfer*innen da waren – oder keine Waren. So haben sie angefangen, nur noch Kleinstmengen abzugeben. Seifenstücke werden halbiert und in Butterbrottüten gepackt, pro Baby gibt es nur noch 5 Windeln und einen Pack Feuchttücher. In dringenden Fällen, erzählt der Helfer, kaufe er bei Rossmann auch auf eigene Kosten ein. Winnig nickt, sie macht es ebenso.
Und dann erklärt sie, wieso dieser Dienstag auch ein schlechter ist: Die Hygienestation muss umziehen. Die BVG wolle ihre „Dudler-Passage“ wiederhaben, hat jemand vom Krisenstab des Senats erklärt – außerdem seien es ja nicht mehr so viele Flüchtlinge. Die „Pet-Station“ – für Geflüchtete mit Haustieren – wurde schon geschlossen, der Hygienestand soll in die „Kids-Corner“. Eine Spieleecke für Kinder gibt es jetzt nur noch oben im Zelt am Washingtonplatz, dort ist seit Montag auch die vom Senat finanzierte Essensausgabe, für die bislang neben der Hygiene Bierbänke aufgestellt waren.
Winnig findet das alles keine gute Idee. Im Zelt oben sei es viel zu heiß und eng, es fehle an Ruhemöglichkeiten. Und außerdem: „Was ist, wenn Kiew wieder angegriffen wird? Dann kann es hier übermorgen schon wieder chaotisch und voll werden.“
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