Hilfe für Griechenland: Kompromisslos auf den Gipfel
Die EU ist weiter zerstritten, wie Griechenland zu helfen ist. Dabei würden deutsche Banken profitieren. Auch Portugal gerät in die Krise. Der Euro lässt deshalb weiter nach.
Offiziell steht Griechenland gar nicht auf der Tagesordnung des EU-Gipfels in Brüssel, der am Donnerstag beginnt. Stattdessen sollen sich die Staatschefs unter anderem mit den Weltklimaverhandlungen befassen. Dennoch beherrscht Griechenland die Agenda, es treibt auf den Staatsbankrott zu.
Eine definitive Lösung ist allerdings noch nicht abzusehen. Bisher dominiert der Streit unter den Euroländern. So besteht Deutschland darauf, dass sich der Internationale Währungsfonds (IWF) an eventuellen Griechenland-Hilfen beteiligt. Die EU-Kommission, die Europäische Zentralbank (EZB), aber auch wichtige Euroländer wie Frankreich oder Spanien wollen die Hilfen lieber intern regeln. Vor allem die EZB fürchtet, dass es den Euro schwächen könnte, wenn Hilfe von außen nötig wird.
An diesen Differenzen ist offenbar auch der Plan gescheitert, noch vor dem offiziellen Gipfel in Brüssel ein Sondertreffen der Euroländer einzuberufen, um über Rettungsmaßnahmen für Griechenland zu beraten. EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy hatte ein solches Treffen angeregt, doch Kanzlerin Merkel sah keinen Bedarf. Ein Treffen sei nur sinnvoll, wenn es "eine abgestimmte Position" der 16 Euroländer gebe, hieß es aus Regierungskreisen.
Der griechische Staat ist momentan mit rund 302 Milliarden Dollar verschuldet - das sind weit mehr als hundert Prozent seines Bruttoinlandsprodukts. Allein bis Mai müssen etwa 23 Milliarden Euro umgeschuldet werden.
An einem Hilfspaket für Griechenland haben auch die deutschen Banken ein immenses Interesse. Sie haben sich dort mit 43 Milliarden Dollar engagiert - und sind damit die drittgrößten Gläubiger. Auch andere potenzielle Pleitekandidaten wie Portugal, Spanien, Italien oder Irland haben von deutschen Banken umfangreiche Staatskredite erhalten. Bei Spanien sind es 240 Milliarden Dollar, bei Irland 193 Milliarden und bei Portugal 47 Milliarden.
Für die Portugiesen dürfte es demnächst schwieriger werden, ihre Schulden zu finanzieren: Am Mittwoch wurde das Land von der Ratingagentur Fitch auf AA- heruntergestuft. Schlechte Ratings verteuern automatisch die Kredite, weil die Gläubiger sich gegen ihr gesteigertes Ausfallrisiko absichern wollen. Portugal könnte sich also bald in jenem Teufelskreis wiederfinden, im dem Griechenland schon festsitzt: Die drohende Staatspleite macht die Kredite so kostspielig, dass die Staatspleite garantiert ein.
Der Streit um die Griechenlandhilfen drückt auch auf den Euro: Er sank am Mittwoch auf ein Zehnmonatstief und notierte in der Spitze bei nur noch 1,3345 Dollar. Damit liegt der Euro aber noch immer weit über der sogenannten Kaufkraftparität, die bei etwa 1,18 Dollar rangiert. Kaufkraftparität besteht dann, wenn in der Eurozone und in den USA für die gleichen Waren die gleiche Geldmenge gezahlt werden muss. Anders gesagt: Betrachtet man nur die Realwirtschaft, dann ist der Euro immer noch überbewertet.
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