■ Heute vor fünf Jahren: Massendemo am Alex
Mindestens eine halbe Million Menschen demonstrieren auf dem Alexanderplatz. Es ist die größte Massendemonstration in der Geschichte der DDR. Auf einem Wald von Transparenten fordern die DemonstrantInnnen freie Wahlen, das Ende des SED-Machtmonopols und die Zulassung des Neuen Forum. „Alle Macht dem Volke“, „Gegen Panzer und Betonköpfe“, „Keine Kosmetik, sondern Reformen“ sind die gängigen Slogans. SED-Redner, die sich an die Spitze der Bewegung setzen wollen, werden ausgepfifen.
Das Publikum will Leute wie Stefan Heym, Christa Wolf und Christoph Hein hören. „Die Strukturen dieser Gesellschaft müssen verändert werden, wenn sie demokratisch und sozialistisch werden soll“, sagt Hein in seiner Rede, „und dazu gibt es keine Alternative.“ Und Heym: „Es ist, als ob einer ein Fenster aufgestoßen habe nach all den Jahren der Stagnation, der geistigen, wirtschaftlichen, politischen, den Jahren von Dumpfheit und Mief und bürokratischer Willkür, von amtlicher Blindheit und Taubheit.“
Das Fernsehen überträgt die Veranstaltung live. Der Kommentator schließt mit den Worten: „Das Volk hat seine Sprache wiedergefunden.“
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