■ Heute vor fünf Jahren: Generalstreik
Punkt 12.00 Uhr erklingen in der Tschechoslowakei Tausende von Kirchenglocken: Mehrere Millionen Menschen legen ihre Arbeit nieder. Selbst der staatliche Rundfunk unterbricht sein Programm. Das Sammelbecken der Opposition, das Bürgerforum, hat zu diesem Generalstreik aufgerufen. Es will damit seine Forderungen nach demokratischen Reformen unterstreichen. In zahlreichen Städten ziehen die Streikenden in langen Demonstrationszügen durch die Straßen. Auf unzähligen Transparenten ist zu lesen: „Schluß mit der Einparteienherrschaft!“ Diesmal greift die Polizei nicht ein, in Prag scheint die gesamte Miliz wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Das staatliche Fernsehen berichtet live von den Ereignissen.
Im Anschluß an die Demonstrationen treffen sich die Regierung und VertreterInnen des Bürgerforums erneut zu Gesprächen. Sämtliche politischen Gefangenen werden freigelassen. Bereits zwei Tage zuvor waren mehrere prominente Dissidenten auf freien Fuß gesetzt worden. Hunderttausende hatten die Amnestie der Polithäftlinge bei den Großdemonstrationen der vergangenen Tage gefordert.
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