Hessens SPD-Spitzenkandidat kritisiert "Wortbruch": Schäfer-Gümbel rüffelt Ypsilanti
Hessens SPD-Spitzenkandidat Schäfer-Gümbel geht erstmals auf Distanz zur Vorgängerin: Dass Ypsilanti trotz Versprechungen ein Bündnis mit Die Linke angestrebt habe, sei falsch gewesen.
WIESBADEN dpa Der hessische SPD-Spitzenkandidat Thorsten Schäfer-Gümbel hat es als Fehler bezeichnet, dass seine Partei trotz früherer Versprechungen ein Bündnis mit der Linkspartei angestrebt hat. "Der Fehler war der Wortbruch", sagte Schäfer-Gümbel der Süddeutschen Zeitung. "Der Fehler war, nach der Wahl etwas anderes zu machen, als wir vorher gesagt haben."
Damit setzte er sich von seiner Vorgängerin Andrea Ypsilanti ab. Diese hatte wiederholt nicht den Wortbruch als Fehler benannt, sondern lediglich die vor der Wahl getroffene Entscheidung, ein Bündnis mit der Linken auszuschließen.
Ypsilanti sieht sich in ihrer Partei neuen Forderungen nach einem Amtsverzicht ausgesetzt. Nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und des Darmstädter Echos unterzeichneten 16 Sozialdemokraten vor allem aus Südhessen einen Aufruf, in dem Ypsilanti und der Parteivorstand zum Rücktritt aufgefordert werden.
Spitzenkandidat Schäfer-Gümbel rief seine Partei in einem am Sonntag verbreiteten Brief dazu auf, sich auf die eigentlichen Aufgaben zu konzentrieren: "Das Nachtreten muss aufhören." Ypsilanti halte ihm auf seinen ausdrücklichen Wunsch als Landes- und Fraktionsvorsitzende den Rücken frei und überlasse die Arbeit in einer schwierigen Situation nicht nur anderen, schrieb Schäfer- Gümbel. Nach der Wahl am 18. Januar lade er zu einem "neuerlichen und breiten Dialog" über die Erfahrungen und Konsequenzen aus dem Wahlergebnis ein.
Die SPD-Politikerin Astrid Starke drohte Ypsilanti laut "Darmstädter Echo" mit einer Gegenkandidatur um Platz zwei der Landesliste, falls diese kein Zeichen der Erneuerung setzt. Starke ist als Landtagskandidatin in der Nachfolge der Parteirebellin Dagmar Metzger nominiert. Metzger und drei weitere SPD-Abgeordnete hatten Ypsilanti einen Tag vor ihrer Wahl zur Ministerpräsidentin die Unterstützung bei der Bildung einer rot-grünen Minderheitsregierung unter Duldung der Linken verweigert. Weil es auch keine andere Regierungsmehrheit in Hessen gibt, wird am 18. Januar 2009 erneut gewählt.
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