Hertha BSC Berlin gegen Mönchengladbach: Schön verloren
Hertha verliert das zweite Saisonspiel mit 2:1. Dabei waren die Berliner über weite Strecken das bessere Team. Die Partie zeigte jedoch die großen Schwächen der Hertha im Sturm auf.
Steve van Bergens Stirn lag in Falten, Schweiß rann durch die Furchen in seinem Gesicht, als er schon wenige Momente nach dem Abpfiff der 1:2 (0:1)-Niederlage von Hertha BSC Berlin bei Borussia Mönchengladbach die Essenz dieses Nachmittags zusammenfasste. "Wenn wir gut spielen, dann verlieren wir, wenn wir, wie gegen Hannover, schlecht spielen, gewinnen wir", sagte der Innenverteidiger. "Vielleicht sollten wir einfach öfter schlecht spielen." Die Hertha hatte tatsächlich ihren Teil zu einem ausgesprochen attraktiven Spiel beigetragen, es war ein schwacher Trost. "Manchmal braucht man eben auch ein Quäntchen Glück", sagte Arne Friedrich angesichts einer Vielzahl vergebener Berliner Gelegenheiten.
Als dann ein Reporter den Qualitätsverlust durch den Weggang der beiden Stürmer Marco Pantelic und Andrej Woronin fragte, verweigerte Friedrich eine Antwort und verschwand in der Kabine. Die Qualität der Stürmer ist ein sensibler Punkt bei der Hertha derzeit. Auch Lucien Favre reagierte genervt auf das Thema, der Trainer wich der Frage aus: "Die Qualität der Pässe aus dem Mittelfeld hat gefehlt."
Gut ausgesehen hatte das Spiel der Hertha aber trotzdem in vielen Phasen. Sie hatten 60 Prozent Ballbesitz, "nur am Ende hat uns einfach ein bisschen die Überzeugung gefehlt", erklärte Favre. Dennoch wirkten sie spielerisch reifer, kombinierten flüssiger, zum Abschluss kann das Team aber zunächst nur aus der Ferne. Bei einem Schuss von Raffael aus 20 Metern hatte Gladbachs Torhüter Christopher Heimeroth Probleme, und eine Minute später zielte Gojko Kacar aus guter Position knapp übers Tor. Die Borussia war zwar weniger ballsicher, Torgefahr erzeugten sie aber trotzdem.
Das 1:0 durch Roel Browers, der eine Flanke von Marcel Meeuwis einköpfte (23.), war daher nicht ganz unverdient. Nach diesem Treffer wurde die Partie dann immer unterhaltsamer, Berlin ließ den Ball zirkulieren, Gladbach konterte, das Chancenverhältnis blieb recht ausgeglichen. Die beste Berliner Möglichkeit der ersten Hälfte vergab Maximilian Nicu, der nach einem Dribbling zum Abschluss kam, das Tor aber knapp verfehlte.
Mit etwas Pech wäre die Hertha dann schon mit einem 0:2-Rückstand in die Pause gegangen. Bei einem Fernschuss von Juan Arango versuchte Torhüter Jaroslav Drobny eine unkonventionelle Parade und lenkte den Ball an die Latte (35.). Arango, der gemeinsam mit Oliver Neuville immer wieder große Räume auf der rechten Berliner Abwehrseite aufriss, bereitete der Viererkette große Probleme. Dabei hatte Trainer Lucien Favre gerade hier seine einzigen Veränderungen vorgenommen. Gegenüber dem durchwachsenen Saisonauftakt gegen Hannover 96 übernahm Lukasz Piszczek Marc Steins Posten rechts in der Defensivkette, Patrick Ebert rückte in die Anfangsformation, er durfte im rechten Mittelfeld beginnen. Doch auch in dieser Formation wirkte die Berliner Defensive in vielen Situationen unsicher, die Halbzeitführung war nicht unverdient.
Das 2:0 folgte dann kurz nach der Pause. Wieder über die rechte Berliner Seite war der agile Oliver Neuville anspielbar, und dessen Querpass musste Karim Matmour nur noch einschieben (52.) Doch den Gladbachern fällt es derzeit ausgesprochen schwer, vernünftig mit komfortablen Führungen umzugehen, eine Minute nach dem 2:0 köpfte Kacar eine Ecke von Raffael zum 2:1 ein (53.). Es folgte eine Aneinanderreihung Berliner Chancen, doch Raffael, Ebert und Valeri Domovchiyski, der nach 67 Minuten den blassen Artur Wichniarek ersetzte, scheiterten, ebenso wie Kacar mit einem Kopfball an den Pfosten in der 88. Minute. "Wir haben einen schweren Saisonbeginn, aber was zählt, ist im März 2010", sagte Favre. Hertha bleibt vorerst eine Baustelle. DANIEL THEWELEIT
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