: Hemelingen gegen Freibadschließung
■ Stadtteil-Politiker wurden überrumpelt / Fläche des Schloßpark-Bades soll bebaut werden
„Ich habe noch keine offizielle Nachricht, was im Senat beschlossen worden ist“, sagt Wolfgang Heise, Geschäftsführer der Gesellschaft für Öffentliche Bäder (GfÖB): daß nämlich das Freibad am Schloßpark geschlossen und das Gelände verkauft werden soll. Was und wie im Einzelnen – das hofft er, in den nächsten Tagen zu erfahren.
Kurt Schuster ist Beiratssprecher in Hemelingen. Er hat das so verstanden, daß der Senatsbeschluß beide Bäder, das Freibad und das Hallenbad, betrifft. Hans-Günter Köhler ist stellvertretender Ortsamtsleiter in Hemelingen. „Gestern abend im Fernsehn“hat er es erfahren, daß das Bad geschlossen werden soll. Vorher die Ortsämter informieren? „Das war üblich, als wir noch gesittete Verhältnisse hatten in Bremen“, „diese Koalition macht sowas nicht mehr.“Da ein Hallenbad die großen Zuschüsse erfordert, denkt sich Köster das so, daß das Hallenbad geschlossen werden soll, nicht das beliebte Freibad.
Irrtum. Endgültig entschieden ist nichts, aber wenn Senatorin Bringfriede Kahrs „Schloßparkbad“sagt, meint sie die Fläche des Freibades. Die Zahl der sommerlichen Nutzer sei zurückgegangen, vor allem aber müsse der Zuschuß an die Gesellschaft für Öffentliche Bäder gekürzt werden und da haben die Finanzexperten der Senatorin ihr Auge auf das 3 Hektar große Freigelände des Schloßpark-Bades geworfen: Das kann mehrere Millionen wert sein, wenn es in Baugelände umgewandelt werden kann. Der Erlös soll der Gesellschaft für Öffentliche Bäder (GfÖB) zugute kommen, hat der Senat beschlossen. Deren Zuschuß wird gleichzeitig gekürzt, kündigt die Sport-Senatorin an.
„Hier wird geschlossen, geschlossen, geschlossen“, empört sich der Beiratssprecher mit SPD-Parteibuch: zwei Bibliotheken, das Eislauf-Stadion, jetzt das Bad. „Wir sind der Müllabladeplatz der Stadt“und „alles, was Grün ist, wird uns genommen“.
Die Stimmung ist parteiübergreifend so: Auch die Junge Union Bremen-Ost hat schon ihren Protest angemeldet. Vermutlich gibt es demnächst eine Sondersitzung des Beirates.
Der amtierende Ortsamtsleiter Köhler hat wie die Sportsenatorin Kahrs das SPD-Parteibuch.„Bleib Du in Bremen-Nord und laß das vernünftige Leute machen“, würde er der Genossin gern zurufen, wenn sie nach Hemelingen kommen würde. Den FDP-Senator Friedrich van Nispen habe man 1993 noch überzeugen können, daß der Stadtteil das Schloßparkbad braucht. Bei der SPD-Senatorin hat Köhler weniger Hoffnung. In Zukunft müsse eben nach Achim oder Bassum fahren, wer sich die Eintrittspreise fürs Aquadrom nicht leisten kann.
Im Ressort sieht man das anders. „Sechs Badeseen“, so die Kahrs-Sprecherin, gebe es im Umkreis, dort könne man im Sommer baden gehen.
CDU-Abgeordnete Claas Rohmeyer kann sich gut vorstellen, daß der Protest auch die Stadtbürgerschaft erreichen könnte – koali-tionsübergreifend. K.W.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen