Helena Kreiensiek über den Wahlausgang in Senegal: Aufbruchstimmung in Dakar
Senegal hat erneut gewählt – und das mit einer Begeisterung, die auch knapp acht Monate nach der Präsidentschaftswahl nicht nachgelassen hat. Die Euphorie rund um die Regierungspartei Pastef und ihre charismatischen Führungsfiguren, Bassirou Diomaye Faye und Ousmane Sonko, ist vor allem bei den jungen Menschen spürbar. Das Duo verkörpert mit aller Kraft die Abkehr von der alten Führungsriege rund um den zuletzt immer autoritärer agierenden Macky Sall. Und das, obwohl Sall einst selbst als neuer Hoffnungsträger und Oppositionsfigur die Geschicke des Landes übernommen hatte.
Macky Salls ruhmloser Abgang ist noch vielen Menschen im Gedächtnis. Sein stiller Rückzug nach Marokko, unmittelbar nach der Machtübernahme von Pastef – wohl getrieben von der Angst vor der politischen Abrechnung seines Widersachers Sonko –, hat ein Geschmäckle, das der neuen Regierung zusätzlich in die Arme gespielt hat. Und Salls Koalitionsbündnis Takku Wall mit gerade mal 10 Prozent der Stimmen weit abgeschlagen als Zweitplatzierten zurückließ.
Es bleibt zu hoffen, dass die politischen Karrieren von Pastefs Führungsduo nicht einen ähnlichen Ausgang nehmen, sobald der erste öffentliche Gegenwind kommt. Für die ist jetzt nämlich endgültig der Startschuss gefallen. Statt Stillstand und Repression verspricht Pastef Dynamik, Wandel und eine neue politische Kultur. Die Begeisterung, die sie ins Amt getragen hat, kann sonst schnell in Enttäuschung umschlagen. Denn die Hoffnungen, die an Pastef geknüpft sind, reichen ins Unermessliche.
Jenseits der Ausschreitungen der vergangenen Wochen ist es Senegal gelungen, seiner demokratischen Tradition treu zu bleiben. Damit bleibt das westafrikanische Land ein erfrischender Lichtblick. Eine stabile Demokratie in einem Umfeld, das in den vergangenen Jahren so manche Krise gesehen hat.
Nun liegt es an der neuen Regierung, diese Stärke zu nutzen und den Wandel zu gestalten, den das Volk so leidenschaftlich eingefordert hat. Es ist auch der Beginn des Balanceaktes zwischen Reformwillen und Realität.
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