■ Vorlauf: Heiter Bizarres
„Strange Luck“, 21 Uhr, Pro 7
Immer wieder einmal macht ein Außenseiter das Rennen. „Star Trek“ zum Beispiel war zur Zeit der Erstausstrahlung aus Sicht der Programmveranstalter eine Niete. Erst die Wiederholung brachte den Kreuzfahrern der „Enterprise“ eine treue Gefolgschaft und machte die Produktion zur wohl ertragreichsten Serie der Fernsehgeschichte. Auch „Akte X“ stieß anfangs auf Skepsis, ist aber mittlerweile ein Selbstläufer und veritabler Wirtschaftsfaktor – allein die Auswertung der Nebenrechte bringt Millionen.
Natürlich sprang die Branche flugs ins einmal aufgewühlte Fahrwasser und verfilmt derzeit phantastische Stoffe en gros. Auch an „Strange Luck – Dem Zufall auf der Spur“ haftet der Hautgout eines Plagiats an. Doch Karl Schaefer, Urheber und Autor der Serie, ist über derartige Anwürfe erhaben. Schon zwei Jahre vor dem Start von „Akte X“ schuf er mit der Fantasy-Serie „Eerie, Indiana“ eine Art „Twilight Zone“ für Heranwachsende, in der in überaus amüsanter Manier das Übernatürliche mit dem gewöhnlichen Alltag zweier Teenager verknüpft wurde.
Gleichermaßen funktioniert auch Schaefers „Strange Luck“. Hauptfigur ist Chance Tate (D.B. Sweeney), ein Fotograf, der als Kind einen Flugzeugabsturz überlebte und seither fortwährend in bizarre Vorgänge verwickelt wird. Anders als in den von Paranoia durchsetzten „Akte X“-Erzählungen, die alles Mißgeschick einer geheimnisvollen anonymen Macht zuschreiben, bleibt „Strange Luck“ in überschaubaren Sphären und wird gar mit einer gewissen Heiterkeit dargeboten. Es macht Spaß zu sehen, wie scheinbar zusammenhanglose Vorfälle letzten Endes eine Geschichte ergeben. Die Autoren erlauben sich Schlenker, Ellipsen, Abstecher, und Schaefer zitiert gar sich selbst: In einer Episode steht der Held einer bedrohlich wirkenden Rockermeute gegenüber, deren Mitglieder sich auf den zweiten Blick als äußerst gutmütige Gesellen erweisen. Recht ähnlich, mit einem schalkhaften Unterton, hatte Schaefer schon in „Eerie, Indiana“ gängige Vorurteile ausgehebelt und gattungstypische Klischees gegen den Strich gebürstet.Harald Keller
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