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Heiliger St. Florian

■ Das Hamburger „Dorf“ Klein Borstel wehrt sich gegen eine neue Siedlung und neue AutofahrerInnen

Klein Borstel ist die Insel der Seligen, und dabei soll es auch bleiben – meinen die BewohnerInnen. Am Donnerstag abend füllten sie zu Hunderten die Pausenhalle der Albert-Schweizer-Schule mitten im „Dorf“, wie sie ihren Stadtteil nennen. Auf dem Podium präsentierte das Bauamt des Bezirks Nord den überarbeiteten Sieger-Entwurf für eine Wohnsiedlung auf dem ehemaligen Anzuchtgarten des Ohlsdorfer Friedhofs. Die Leute aus dem Dorf würden ihn am liebsten in die Tonne treten.

Der Senat, insbesondere die Stadtentwicklungsbehörde, will das Gebiet nutzen, um die Abwanderung junger Familien ins Umland zu stoppen. Attraktive Reihen-, Ein- und Mehrfamilien-Häuser sollen sie dazu bewegen, auf ein freistehendes Häuschen vor den Toren der Stadt zu verzichten. Der ehemalige Anzuchtgarten scheint dem Senat besonders geeignet: Er liegt im 600-Meter-Einzugsbereich des S-Bahnhofs Kornweg. Er schließt an vorhandene Einfamilienhaus-Siedlungen an und liegt neben dem größten Park der Stadt.

Das Hamburger Planungsteam Welm, Seifert, Möller und Körner hat 290 Wohnungen in zwei- und einigen dreistöckigen Gebäuden vorgeschlagen. Der Stadtplanungsabteilung Nord ist das noch zu viel: Sie regte an, die Zahl der Wohnungen auf 250 zu reduzieren, den Straßenraum zu verringern und zwei Zufahrten statt einer zu schaffen.

Der Verkehr war es denn auch, der den EinwohnerInnen Klein Borstels am meisten Sorgen machte: Schon heute seien die Straßen des Stadtteils überlastet. Im Schluchtweg, durch den viele der neuen Einwohner zur Wellingsbütteler Landstraße fahren würden, liege die Schule und außerdem parkten dort die AnwohnerInnen, so dass ohnehin kein Durchkommen sei. „97 Prozent der Parkplätze im Dorf sind belegt“, sagte ein Klein Borsteler, und das sei an einem Donnerstag um elf gezählt worden. Da bleibt kein Platz für weitere AutofahrerInnen.

Der Leiter der Stadtplanungsabteilung dämpfte den allgemeinen Protest mit dem Hinweis, dass eine Siedlung in der Stadt weniger Verkehr produziert als eine vor ihren Toren. „Was nützt es, wenn die Leute in Rahlstedt oder Henstedt-Ulzburg wohnen und über unsere Straßen in die Stadt brettern“, fragte Michael Fiebig. Darauf fiel zwar keinem eine rechte Entgegnung ein; trotzdem ging die Debatte munter in eine weitere Runde. Wie wär's mit einer autoarmen Siedlung?, schlug einer vor: Heiliger St. Florian, verschon' mein Haus, zünd' andre an! Gernot Knödler

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