neue filme: Heaven
D/USA 2001, Regie: Tom Tykwer; mit Cate Blanchett, Giovanni Ribisi; 95 Min.
Frank Griebe verleiht der Kamera Flügel. Von der ersten Sequenz an schickt der Kameramann seinen Apparat in die Höhe, damit er von der Welt abrückt und Gott nahe ist. Dieses Aufsteigen, Gleiten und Schwingen ist symptomatisch für „Heaven“. Ähnlich wie bei Lars van Trier will hier nichts am Boden von Ratio und Diskurs bleiben: die Figuren nicht, nicht ihre Motive nicht und der Plot schon gar nicht. Tom Tykwer drängt es dorthin, wo keine Frage nach dem Grund mehr laut wird, zum Märchen und zur Legende. Es beginnt mit einer Schuld: Philippa (Cate Blanchett) will den Chef eines Drogenkartells töten, weil er in ihren Augen für den Tod ihres Mannes und die Sucht vieler ihrer Schüler Verantwortung trägt. Doch die Bombe zündet im falschen Augenblick. Statt des Drogenbosses sterben vier Menschen, die zufällig am falschen Ort sind – in einem gläsernen Fahrstuhl, der sich himmelwärts bewegt. Tykwer will die religiöse Dimension, er will das Pathos und das Antirationale, er will Figuren, die sich selber richten, aber bitte in goutierbaren Bildern. Vor Kitsch hat er keine Angst. Das heißt nicht, dass Tykwer sich vollständig verrennt. Bisweilen gelingen ihm Bilder wie aus Träumen, als wachte man nachts auf und erinnerte sich an die Schemen, die eben noch den Kopf bevölkerten.
Babylon, CinemaxX Potsdamer Platz, Cinestar Sony Center + Tegel, Cubix UFA-Palast, Delphi, Hackesche Höfe, International, Kino in der Kulturbrauerei, Neues Off, UCI Kinowelt Zoo Palast
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