Haushalts-Debatte: Keine Alternative zum Sparkurs
Am Mittwoch will das Kabinett den Bundeshaushalt beschließen. Trotz besserer Konjunktur und geringerer Verschuldung hält die Regierung an Einsparungen fest
BERLIN taz | Trotz besserer Wirtschaftsaussichten und damit geringerer Neuverschuldung will die Bundesregierung an ihrem Sparkurs festhalten. Dies geht aus den Zahlen für den neuen Finanzplan der Bundesregierung bis 2014 hervor, die der taz vorliegen. Finanzielle Spielräume seien weder für eine niedrigere Einkommensteuer noch für Abschwächungen beim geplanten Sparpaket vorhanden, heißt es in Regierungskreisen.
Am Mittwoch will das Kabinett den Entwurf für den Bundeshaushalt 2011 und die Planung bis 2014 beschließen. Vor allem die Unionsspitze will dabei die Chance nutzen, die sich aus ihrer Sicht gegenwärtig bietet. International gebe es ein "Momentum" dafür, die Staatsschulden zu verringern. Deshalb betont die Regierung, die Schuldenbremse einhalten und die Neuverschuldung bis 2016 auf nahe null verringern zu wollen. Dieser Weg sei "alternativlos", behauptet die Regierung in ihrer Kabinettsvorlage.
Das Finanzministerium geht nun davon aus, dass die Neuverschuldung 2010 nicht mehr 80 Milliarden Euro, sondern nur noch 65 Milliarden betragen könnte. 2011 soll sie bei 57,5 Milliarden, 2012 bei 40,1 und 2014 bei 24,1 Milliarden Euro liegen.
Gelingt es, die neuen Schulden planmäßig zu reduzieren, würde der Bund 2016 die im Grundgesetz festgeschriebene Schuldenbremse einhalten und Kredite von maximal 0,35 Prozent im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung aufnehmen. Das wären dann etwa noch 10 Milliarden Euro Neuverschuldung.
Die Finanzplanung bis 2014 legt fest, dass das strukturelle Defizit jährlich um rund 7 Milliarden Euro sinken soll. Bis vor kurzem war Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) noch von 10 Milliarden Euro pro Jahr ausgegangen. Um diese Einsparung zu erwirtschaften, hat die schwarz-gelbe Koalition unlängst ihr Sparprogramm beschlossen. Für 2011 wollen Union und FDP 11 Milliarden Euro erwirtschaften, indem sie unter anderem 4,3 Milliarden bei den Arbeitslosen sparen. Trotz der geringeren Neuverschuldung will die Regierung daran festhalten - entgegen der Kritik von Sozialverbänden, Gewerkschaften, SPD, Grünen, Linken. Auch gegenüber der FDP verteidigt sich Schäuble. Die Liberalen wollen die Einkommensteuer senken. Der Finanzminister sieht das skeptisch.
Sollte Schäuble doch noch finanziellen Spielraum entdecken, so hat sein Haus die folgende Prioritätenliste aufgestellt: Erst werden die Städte und Gemeinden steuerlich entlastet, zweitens kann man über eine "Vereinfachung" des Steuersystems nachdenken, was möglicherweise auf leichte Steuersenkungen hinauslaufen würde. Drittens erst käme in Frage, die Sätze der Einkommensteuer zu reduzieren, wie es die FDP wünscht.
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