: Hauptkampftag Silvester
■ Hamburgs Feuerwehr ist seit Monaten im „Jahr-2000-Stress“
Jedes computergesteuerte Gerät wird überprüft, in den Stadtteilen wird nach natürlichen Löschwasserreservoirs Ausschau gehalten, Notfallpläne werden durchgespielt: Hamburgs Feuerwehr ist schon seit Monaten im „Jahr-2000-Stress“. Vom Stromausfall bis zum Zusammenbruch des Telefonnetzes, von stehen gebliebenen Zügen bis zu Hydranten, aus denen kein Wasser kommt – jedes mögliche Szenario wird durchgespielt.
„Wir haben allein 1000 Briefe verschickt, um die Leute auf das 'Jahr-2000-Problem' hinzuweisen“, berichtet Wolfgang Lindner, Koordinator der Jahreswechsel-Vorbereitungen. „Einige haben wir regelrecht aus einem Dornröschenschlaf gerissen.“ Große Unternehmen seien nicht das Problem, vielmehr die kleinen Firmen. Angeschrieben wurden neben Versorgungsunternehmen für Strom, Gas und Wasser vornehmlich Firmen, deren Produktion unter die Bestimmungen des Immissionsschutzgesetzes fallen, zum Beispiel Firmen, die mit Chemikalien umgehen oder Müllverbrennungsanlagen.
Auch Firmen mit Brandmeldeanlagen wurden angeschrieben und gebeten, ihre Geräte auf die „Jahr-2000-Fähigkeit“ zu überprüfen. „Stellen Sie sich vor, am 31.12. um Mitternacht schlagen 50 bis 60 Anlagen Alarm – da sind wir ganz schnell ausverkauft mit unseren Löschzügen und das an unserem Hauptkampftag Silvester“, sagt Lindner.
Auch andere Dienstellen bereiten sich auf diesen Tag vor. In der Innenbehörde wird für alle Fälle der Katastrophenschutzstab besetzt. Innenbehördensprecher Christoph Holstein erwartet keine großen Überraschungen. Schließlich könne man auf erste Erfahrungen in Asien zurückgreifen, wo der Jahrtausendwechsel einige Stunden eher erfolgt. Entsprechende Informationen sollen vom Auswärtigen Amt an das Bundesinnenministerium und von dort an die Innenressorts der Länder weitergegeben werden.
Auch Hamburgs Feuerwehr steht an diesem Tag in direktem Kontakt zu Feuerwehren in Neuseeland, Australien und Singapur. Trotz aller Vorbereitungen behält sich Jahr-2000-Koordinator Lindner ein gewisses Maß an Skepsis vor und glaubt an Überraschungen: „Es bleibt ein Restrisiko, ich bin gespannt, wie es Silvester läuft.“
Hans-Jürgen Ehlers
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen